Pressemitteilung | Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. (BAVC)

Rohöl-Kostenklemme

(Wiesbaden) - Der hohe Ölpreis ist zur Zeit in aller Munde. Autofahrer, Spediteure, Landwirte und Taxifahrer beklagen die extrem gestiegenen Spritpreise. Seltener wird in den Medien darüber berichtet, dass auch für weite Teile der deutschen Industrie Rohöl und die daraus hergestellten Rohstoffe wichtige Vorprodukte und damit auch bedeutende Kostenblöcke sind.


1/3 der Kosten für Rohstoffe

Die chemische Industrie in Deutschland muss etwa 1/3 ihrer gesamten Produktionskosten für die Beschaffung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen ausgeben. Einen großen Teil hiervon beanspruchen die petrochemischen Rohstoffe, deren Preise direkt von den immens gestiegenen Rohölpreisen beeinflusst werden.


Ertragsmargen unter Druck

Die gesamten Produktionskosten erhöhen sich somit deutlich, und das heißt umgekehrt meist auch, dass die Ertragsmargen unter Druck geraten. Es sei denn, die Verkaufspreise können im gleichen Umfang gesteigert werden wie die Kosten oder es gelingen Einsparungen in anderen Bereichen.


Rohölpreis mehr als verdreifacht

Die Importpreise für eine Tonne Rohöl haben sich von ihrem letzten Tiefpunkt im Dezember 1998, damals lagen sie bei 129,42 DM, auf 432,16 DM im Juli 2000 gesteigert. Das ist eine Erhöhung auf den 3,3-fachen Wert. Wären die Benzinpreise im gleichen Zeitraum ähnlich schnell gestiegen, wäre hier bereits ein Wert von 4 DM je Liter übertroffen worden. Allein im Zeitraum vom Januar 1999 bis Juni 2000, also in anderthalb Jahren, hat sich der Preis des importierten Rohöls um 222 vH erhöht.


Erzeugerpreise hinken hinterher

Die Verkaufspreise der chemischen Industrie - die so genannten Erzeugerpreise - konnten in diesem Zeitraum bei weitem nicht so stark gesteigert werden.

Betrachtet man den vergleichbaren Zeitraum von Januar 1999 bis Juni 2000, also wie bei den Rohölimportpreisen, so hat sich das Preisniveau der Erzeugerpreise nur um 5 vH erhöht.


Ölpreisanstieg und Exporte

Die Erzeugerpreise spiegeln allerdings lediglich die Preise für den inländischen Absatz wider. Die Preise für exportierte Waren sind hierin nicht enthalten.

Aufgrund der Euro-Schwäche und des starken US-Dollars können für Exporte in den wichtigen Auslandsmarkt Nordamerika von der deutschen Chemie zur Zeit relativ gute Preise erzielt werden. Hinzu kommt, dass auch die Exporte insgesamt deutlich zugelegt haben. So stiegen die Exporte der deutschen Chemie im ersten Halbjahr um 17,2 vH gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Die aufgezeigten Entwicklungen der Rohstoffpreise verdeutlichen jedoch, wie dringend nötig dieser Effekt eines steigenden Exports ist, um zumindest einen Teil der Ertragseinbußen durch die steigenden Ölpreise aufzufangen.


Unterschiedliche Betroffenheit

Dabei sind die einzelnen Bereiche der chemischen Industrie, wie der Industrie insgesamt, sehr unterschiedlich betroffen. Probleme bereitet der hohe Ölpreis insbesondere dem Bereich der Herstellung der chemischen Grundstoffe, die zu einem hohen Teil auf petrochemischen Vorprodukten basieren.

In anderen Bereichen, die weniger petrochemische Rohstoffe verwenden, macht sich der Ölpreisanstieg längst nicht so stark bemerkbar und wird unter Umständen sogar von Exporterfolgen aufgrund des schwachen Euro überkompensiert.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. Abraham-Lincoln-Str. 24 65189 Wiesbaden Telefon: 0611/778810 Telefax: 0611/7788123

NEWS TEILEN: