Reststoffe und Abfälle standortnah in wertvolle Energie umwandeln / FSK Verwertungsexperten besuchen Conti/MVV Energiedienstleistungen-Kraftwerk
(Frankfurt am Main) - Um nach Lösungen für die Kostenschere zwischen Produktionsabfallverwertung und Energieeinkauf zu suchen, besuchten Verwertungsexperten des Fachverbandes Schaumkunststoffe und Polyurethane, FSK e.V. ein neues Kraftwerk der MVV Energiedienstleistungen GmbH bei der Continental AG in Korbach. Das vor wenigen Wochen in Probebetrieb gegangene Kraftwerk wurde errichtet, um Kosten beim Energieeinkauf einzusparen. Neben den gestiegenen Rohstoffpreisen hat sich in den letzten zwei Jahren gerade für große Kunststoff- und Kautschukverarbeiter die Energiekostensituation wesentlich verschärft, beschreibt Lothar Salokat, Werksleiter der Continental AG im Werk Korbach und Leiter der Pkw-Reifenproduktion die derzeitige Lage. In dem neuen Energiekonzept sah der Reifenhersteller Continental, dessen Tochterunternehmen auch Polyurethan verarbeitet, Handlungsbedarf, zusammen mit dem weltweit agierenden Energiedienstleister MVV Energiedienstleistungen mit Hauptsitz in Mannheim die Chance für ein ganz neues Konzept zur Gewinnung von Energie zwischen Abfall und der standortnahen Bereitstellung von Energie für Industrie und Unternehmen zu verwirklichen. So musste die Conti in der Vergangenheit mit rund 40 Prozent seiner knapp 10 Mio. Euro Energiekosten pro Jahr den Einkauf über Gas abdecken, um vor allem Wasserdampf für den Vulkanisierungsprozess zu gewinnen, so Lothar Salokat. Dies könnte ebenso für die Versorgung von Strom geschehen und sei durchaus in den weiteren Überlegungen, meint Salokat. Friedhelm Kaiser, MVV Energiedienstleistungen GmbH, sieht den Vorteil dieses Energieversorgungskonzeptes darin, dass sortierte Abfallfraktionen aus Haus- und Gewerbemüll, in denen auch Kunststoffe enthalten sind, in energetische Energie umgewandelt und standortnah durch energetische Verwertung als Energie dem verarbeitenden Unternehmen - hier Conti - zur Verfügung bereit gestellt werden kann. Manfred Schmidt, Leiter des Geschäftsfeldes Industrieparks und Großprojekte der MVV Energiedienstleistungen GmbH, bewertet dies als ein erfolgreiches Konzept für produzierende Unternehmen, um sich von den klassischen Energiequellen und von kurzfristigen Preiserhöhungen bei Erdgas bzw. Rohöl unabhängig zu machen. Zudem würde, über Entsorgungsdienstleister aus der Umgebung standortnah und damit umweltfreundlicher, Abfall einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Dies geschehe durch modernste Anlagen- und Filtertechnik nahezu emissionsfrei. Hierin sieht Dr. Lutz Eggers, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verwertung innerhalb des FSK, den Reiz auch für Kunststoffverarbeiter insbesondere aus dem Bereich Schaumkunststoffe und Polyurethane, in derartige Energieversorgung zu investieren. Dr. Hans-W. Schloz, Geschäftsführer des FSK, sieht bei den großen Polyurethanverabeitern zusätzlich die Chance, eigene Produktionsabfälle, die keinem Recyclingkreislauf zugeführt werden können, sinnvoll energetisch und standortnah zu verwerten und dort erhebliche Kosten einzusparen.
Wir wissen noch nicht wie sich unter anderem die Rohöl- und Gaspreise entwickeln und möglicherweise bei internationalen Konflikten eine plötzliche Knappheit auftreten kann. Es kann doch nichts Besseres geben, als Kunststoffe, die ihren Dienst als geparktes Rohöl Jahre erfüllt haben oder als Produktionsmüll anfallen, standortnah energetisch zu verwerten., ergänzt Dr. Lutz Eggers.
Allerdings bereite bei diesem sinnvollen Konzept die neue EU-Abfallrahmenrichtlinie Sorge, da diese feste Quoten für die Verwertung und das Recycling vorsehe, so Dr. Jens Lühr, Mitglied des Kunststoffarbeitskreises im Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung sowie Mitglied der Expertengruppe des FSK. Er sieht regionale und strukturelle Unterschiede für die Verwertungskonzepte. Feste Quoten können nicht für alle Werkstoffe und Bereiche fest geregelt werden, sondern müssten ökologisch sinnvoll individuell gestaltet sein. Oberstes Ziel sei dabei die Verringerung des Verbrauches an Kohle, Rohöl und Gas und die sinnvolle Nutzung des Haus- und Gewerbeabfalls. Bezüglich weiterer Verwertungsstrategien und Möglichkeiten berichtete Thomas Ross, vom PE-Schaumhersteller SEKISUI ALVEO AG, Vertreter des FSK im technischen Ausschuss bei TECPOL von weiteren Aktivitäten in der Kunststoffindustrie. Dabei würden unter anderem Versuche und Studien erarbeitet, die sich mit der Depolimerisation (Verölung) von Kunststoffabfällen und anderen und Recyclingmöglichkeiten befassen. Ein Problem sei zusätzlich bei der chemischen und werkstofflichen Verwertung die europäische Chemikalienpolitik und die Verordnung REACH, da sie den Recycler in einen Chemiehersteller verwandeln und hohe Anforderungen stellen.
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Fachverband Schaumkunststoffe e.V. (FSK)
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