Renten durch mutige Tarifpolitik stärken
(Bonn) - Die deutschen Renten sind eng an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt. Nach Jahren tarifpolitischen Stillstands vollzieht das gesetzliche Rentenniveau im kommenden Jahr die positive Lohnentwicklung nach und beschert Rentnerinnen und Rentnern ein durchschnittliches Plus von 4,5 Prozent. Dieser Trend müsse sich mittelfristig fortsetzen, um im Kampf gegen das gesellschaftliche Phänomen der Massenarmut im Alter bestehen zu können, befindet Ilse Müller, Vorsitzende des Sozialverbands BDH Bundesverband Rehabilitation e.V.: "Ein Blick auf die extrem günstige Wettbewerbssituation der deutschen Wirtschaft sollte die Tarifpartner ermutigen, die positive Tarifentwicklung in den kommenden Jahren fortschreiben und das Fundament dafür legen, der Altersarmut ein Stück weit entgegenzuwirken. Verteilungspolitisch müssen wir darauf achten, dass Kaufkraftgewinne unter Rentenbeziehern die mageren Jahre seit der Wende ausgleichen und dem positiven Konjunkturpfad folgen. Wir können uns den einen oder anderen kräftigen Schluck aus der "Tarifpulle" erlauben, ohne im internationalen Standortwettbewerb Boden zu verlieren."
Müller verweist in diesem Zusammenhang auf die steigenden Leistungsbilanzüberschüsse Deutschlands und den vom Institut für Makroökonomie (IMK) berechneten Lohnstückkostenvorteil heimischer Unternehmen von 12 Prozent im europäischen Vergleich. "Deutschland muss seinen Binnenmarkt pflegen. Höhere Löhne, höhere öffentliche Investitionen und ein Maßnahmenbündel zur Stärkung der Rentnergeneration wären angebracht, um die sozialpolitische Schieflage in unserem Land auszugleichen. Wir raten dringend dazu, das Rentenniveau nicht weiter abzusenken und Instrumente zur Stärkung medizinischer Reha nicht durch die Deckelung der Finanzmittel zu entschärfen. Wir benötigen beides: Ein höheres Rentenniveau und eine wirksame Reha-Infrastruktur, um die Zahl gesundheitsbedingter Erwerbsbrüche zu reduzieren. Da bei uns Arbeitsmarktpolitik und Rentenbezüge unmittelbar miteinander verknüpft sind, werden wir Armut im Alter als Massenphänomen nur dann verhindern können, wenn atypische Beschäftigung wieder zurückgedrängt und klassische Erwerbsbiografien im sozialversicherungspflichtigen Sektor zur Regel werden", fordert Müller. Mehr als sieben Millionen Menschen beziehen ihre Einkommen mittlerweile auf der Basis atypischer Beschäftigungsverhältnisse, unter denen in erster Linie Werkverträge und Zeitarbeit zur Zersplitterung des deutschen Arbeitsmarktes beitragen und den Nährboden für künftige Altersarmut bedeuten.
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