Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Renditen: Deutschland fährt hinterher

(Köln) - Magere 2,4 Prozent ihres Umsatzes verblieben den deutschen Unternehmen im Jahr 2000 nach Steuern an Gewinn. Damit lagen sie in einem 18-Länder-Vergleich an viertletzter Stelle. Selbst die EU-Beitrittskandidaten Slowenien und Ungarn konnten sich viel weiter vorn platzieren.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat in der Rendite-Studie die unkonsolidierten Jahresabschlüsse von Personen- und Kapitalgesellschaften für die Jahre 1995 bis 2000 ausgewertet. Die wesentliche Basis ist die Datenbank Amadeus, die europäische Unternehmen mit Umsätzen von mindestens 1 Million Euro umfasst. In einigen Ländern wie in Frankreich, Spanien oder Italien wird die Stichprobe fast zur Vollerhebung. In anderen Ländern wie Österreich, Irland oder auch Deutschland ist die Datenbasis wesentlich schmaler, gleichwohl aussagekräftig genug. Zur Berechnung der deutschen Renditen lagen im Untersuchungszeitraum immerhin etwa 6.500 Bilanzen vor.

Ein flüchtiger Blick in die Datenbank fördert für Deutschland zunächst Erfreuliches zutage:

Im Jahr 2000 erzielten die Unternehmen je 10 Euro Umsatz nach Steuern einen Gewinn von 24 Cent. Das ist deutlich mehr als im Zeitraum von 1995 bis 1999, als die Rendite im Schnitt bei 1,9 Prozent lag. Die ausgeprägte Ertragsschwäche, die in den frühen neunziger Jahre eingesetzt hatte, war damit am Ende dieser Dekade überwunden.

Doch wer angesichts dieser Zahlen zum Champagnerglas greift, hat sich zu früh gefreut: Zum einen signalisieren Frühindikatoren wie die Renditen der börsennotierten Unternehmen, dass die Erträge neuerdings wieder einbrechen (vgl. iwd 18/2002).

Erzielten die im DAX 30 gelisteten Unternehmen vor zwei Jahren im Schnitt noch eine Nettoumsatzrendite von 4,4 Prozent, waren es in 2001 lediglich 2,0 Prozent. Und auch in diesem Jahr zeigt der Daumen eher nach unten als nach oben.

Zum anderen haben die Renditen in der Hälfte aller untersuchten Länder zur Jahrtausendwende wesentlich mehr Fahrt aufgenommen als in Deutschland, das dadurch im Rendite-Feld von Platz 13 auf Rang 15 zurückfiel. Vor allem Slowenien konnte an Deutschland vorbeiziehen – dort blieben im Jahr 2000 nach Abzug der Steuern 4,1 Prozent des Umsatzes als Gewinn in der Kasse. Aber selbst Portugal und Frankreich konnten ihre Nettoumsatzrendite gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1995 bis 1999 fast verdoppeln. Die Deutschen mussten sich dagegen mit einem Plus von 0,5 Prozentpunkten bescheiden. Boden verloren haben vor allem Großbritannien, die Niederlande und Polen. Dort knüpften die Unternehmen nicht an frühere Erfolge an und mussten sinkende Renditen hinnehmen.

Wie sagt ein altes Sprichwort: Wenn man das linke Bein in einen Eimer heißes Wasser und das rechte in einen Eimer kaltes Wasser stellt, dann ist es in der Mitte schön warm. Für die Gewinne gilt Ähnliches. Während im Jahr 2000 ein Viertel der erfassten deutschen Unternehmen eine Nettorendite von mindestens 5 Umsatz-Prozenten hatte, musste jedes zehnte Unternehmen einen Verlust in gleicher Höhe verkraften. Diesen Firmen nutzt es wenig, dass die Deutschland-AG insgesamt schwarze Zahlen geschrieben hat.

Eine Untersuchung der Ursachen für rot gefärbte Bilanzen bzw. tiefschwarze Zahlen – diesmal für sechs der 18 Länder – bestätigt, was alle schon immer vermutet haben: Je besser die Eigenkapitalausstattung, je höher die Produktivität und die Investitionsintensität und je geringer die Arbeitskosten, desto höher waren die Renditen der Unternehmen. Das IW Köln hat für diese Zusammenhänge jetzt erstmals Nägel mit Köpfen gemacht, sprich: die Aussagen mit Zahlen unterfüttert. Konkret:

Sollen die Renditen hierzulande um ein Drittel steigen, müssten sich die Arbeits- und Kapitalproduktivität auf der einen Seite sowie die Eigenkapitalausstattung auf der anderen Seite gleichzeitig um ein Zehntel verbessern. Damit würden deutsche Firmen international wenigstens im Hauptpulk mitfahren. Investitionen – so ist zu vermuten – müssten für die Renditen ebenfalls eine Schrittmacherfunktion ausüben. Für Deutschland konnte ein entsprechender direkter Zusammenhang aber nicht festgestellt werden – möglicherweise wirken die damit verbundenen Abschreibungseffekte zunächst gewinndämpfend.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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