Pressemitteilung | Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG)

Religiöses Großereignis als Gemeinschaftserlebnis DFG-Forschungsprojekt zum XX. Weltjugendtag in Köln

(Bonn) - Oktoberfest, Rosenmontagsumzug, Open-Air-Festival - die Liste von Großveranstaltungen ließe sich beliebig fortsetzen. In den vergangenen Jahren hat sich die "Eventisierung" der Gesellschaft verstärkt, ein Phänomen, das auch im Bereich der Religion anzutreffen ist. Hier lassen sich Wandlungsprozesse vom individuell religiösen Erleben hin zu Massenveranstaltungen ausmachen. Ein Beispiel dafür ist der XX. Weltjugendtag 2005 in Köln, den Sozial- und Kommunikationswissenschaftler im Hinblick auf den Wandel religiöser Vergemeinschaftung analysieren wollen.

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt "Situative Vergemeinschaftung mittels religiöser Hybridevents: Der XX. Weltjugendtag 2005 in Köln" will empirisch untersuchen, wie ein solches Großereignis organisiert und durchgeführt wird, was es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedeutet und inwieweit es von und in den Medien inszeniert wird. Im Zentrum steht die Untersuchung des religiösen Gemeinschaftserlebens, das zunehmend im Rahmen von Events stattfindet. Diese spannen bewusst einen Bogen zwischen traditioneller religiöser Praxis und populärem Eventcharakter.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bremen, Dortmund, Koblenz-Landau und Trier wollen in diesem interdisziplinären Projekt Hybridisierungsprozesse, das heißt das Zusammenspiel von Eventkultur und religiöser Gemeinschaftsbildung, im Zusammenhang mit dem Weltjugendtag aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven analysieren. In drei Teilprojekten sollen die verschiedenen Aspekte des Großereignisses untersucht werden.

1) Die Organisatorenperspektive (Universität Dortmund) Jedes Event bedarf einer guten, umfassenden und langfristigen Planung. Für den Weltjugendtag ist ein Organisationsbüro eingerichtet worden, das für die gesamte Gestaltung des Ereignisses verantwortlich ist. Dabei sind verschiedene Kommunikations- und Interaktionsprozesse zwischen den einzelnen Verantwortlichen und gegenüber Dritten erforderlich, um eine Veranstaltung dieser Art und Größe zu organisieren. Das Teilprojekt der Universität Dortmund rückt diesen Aspekt in den Vordergrund und will das Organisationsgeschehen untersuchen.

2) Die Teilnehmerperspektive (Universitäten Trier und Koblenz-Landau) Im Zentrum des Weltjugendtags stehen die Teilnehmer, die aus der ganzen Welt nach Köln kommen, um gemeinsam dieses Ereignis zu feiern. Der Aspekt der religiösen Vergemeinschaftung soll untersucht werden: Wie nehmen die Teilnehmer die Gemeinschaft im Allgemeinen und das katholische Zusammengehörigkeitsgefühl im Besonderen für sich wahr? Ist der Weltjugendtag im Vergleich zur individuell-religiösen Glaubenspraxis eher eine Veranstaltung für die Gemeinschaft? Untersucht werden dafür sowohl typische Handlungspraktiken einzelner Gruppen als auch spontane Zusammentreffen verschiedener Gläubiger.

3) Die Mediatisierungsperspektive (Universität Bremen) Eine Veranstaltung wie der Weltjugendtag der Katholischen Kirche ist ohne Medien nicht vorstellbar: Die Medienberichterstattung begleitet das Großereignis, sie inszeniert es und bearbeitet es nach. Die Wissenschaftler des Bremer Projekts wollen untersuchen, inwieweit es eine Vermischung zwischen traditioneller Berichterstattung über ein religiöses Fest und populärkultureller Eventberichterstattung gibt. Zudem steht im Zentrum der Untersuchung die Frage, ob die Mediatisierung eine religiöse Vergemeinschaftung über Staats- und Nationalkulturgrenzen hinweg fördert. Dafür wird die Berichterstattung in den Medien sowie die Medienarbeit der Veranstalter quantitativ und qualitativ analysiert.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Kennedyallee 40, 53175 Bonn Telefon: 0228/885-1, Telefax: 0228/885-2777

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