Pressemitteilung | (DGLR) Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal-Oberth e.V.

Rekordzahlen beim 72. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) 2023 in Stuttgart

(Bonn) - Das erste Mal stand der DLRK unter dem neuen und zukünftig beständigen Motto "Informieren. Vernetzen. Fördern." "Wir haben hier ein tolles Programm erlebt, spannende Vorträge, volle Sessions, wichtige Impulse. Wir haben mit diesem Kongress einen großen Schritt nach vorne gemacht und freuen uns auf die neuen Technologien in der Luft- und Raumfahrt, die aus den präsentierten Ideen entstehen können", resümierte DGLR-Präsident Roland Gerhards. "Neben dem Informieren bei den Vorträgen haben unsere Abendveranstaltungen zu einem optimalen Austausch zwischen den Teilnehmenden beigetragen. Alle haben den Kongress mit ein paar mehr Kontakten verlassen, als sie zu Beginn hatten. Mit den Nachwuchspreisen, dem Nachwuchsgruppenwettbewerb und der 100-Studierenden-Aktion konnten wir zudem dem wissenschaftlichen Nachwuchs der Luft- und Raumfahrt einen Einblick in die Forschungswelt ermöglichen. Jetzt sind sie hoffentlich noch lange dabei und können die Luft- und Raumfahrt zukünftig weiter voranbringen."

Die Raumfahrt setzt auf Nachhaltigkeit
Forschungsschwerpunkt in der Luftfahrt ist seit Jahren das Thema Nachhaltigkeit. Aber auch die Raumfahrt setzt sich intensiv mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit auseinander. So stand die diesjährige Raumfahrt-Podiumsdiskussion auf dem DLRK ganz im Zeichen des Klimawandels. Unter der Moderation von Prof. Dr. Stefanos Fasoulas, Universität Stuttgart, sprachen René Kleeßen, Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Dr. Rolf Densing, Europäische Weltraumorganisation ESA, Dr. Gerald Hagemann, ArianeGroup, sowie Prof. Dr. Anja Schmidt, DLR, über Probleme und Lösungen. "Bereits 2007 wurden Richtlinien zur Vermeidung von Weltraummüll beschlossen, jetzt geht es an die Umsetzung. Hier kann Europa Vorreiter sein. Insgesamt ist das aber ein globales Problem. Da steht die UN als Institution an erster Stelle, zu handeln. Zusätzlich laufen Vorbereitungen zu einer 'Clear-Space-Mission', bei der wir Weltraumschrott zurückholen oder uns darum kümmern, dass Satelliten so ausgestattet werden, dass sie autonom in den Orbit zurückkehren oder verglühen", erklärte Kleeßen. Auf der anderen Seite tragen Satellitenmissionen entscheidend zu unserem Verständnis über den Klimawandel bei, betonten die Diskutanten. Satellitendaten bieten beispielsweise einen Zugang zu Regionen, die normalerweise schwer zugänglich sind, und verbessern die aktuellen Klimamodelle. Dazu leisten insbesondere Deutschland und Europa einen sehr großen Beitrag.

Teil davon ist auch das Unternehmen Tesat-Spacecom. In der Raumfahrtanwendung trägt Tesat mit seinen Produkten zu zahlreichen Missionen wie dem europäischen Satellitennavigationssystem Galileo, dem Windsatelliten Aeolus und dem Quantum-Key-Distribution-System, dem Aufbau der ersten einsatzfähigen europäischen Quantenschlüsselverteilung aus dem Weltraum bei. Der Raumfahrtzulieferer geht jedoch einen Schritt weiter und setzt auf nachhaltige und effiziente Fertigung. "Papierlose Fertigung, Abwassernachbehandlung, um mit Chemikalien und Prozessprodukten belastetes Abwasser herauszufiltern und wiederzuverwenden, Abluftnachbehandlung und Wärmerückgewinnung machen Tesat zum Vorreiter innerhalb einer nachhaltigen Produktion", erklärte Ralph Schmid von Tesat-Spacecom.

Eine weitere wichtige Mission für Deutschland und Europa ist EnMAP. Der Satellit EnMAP trägt zum Wissen über den Klimawandel auf der Erde bei. Vorgestellt wurde er auf dem DLRK von Dr. Anke Schickling vom DLR. "EnMAP ist der erste deutsche Hyperspektralsatellit, der quantitative Oberflächenparameter zur Charakterisierung und Überwachung der Erdoberfläche liefern kann", erklärte sie. Der Satellit ist jetzt seit über einem Jahr im All und kann dabei helfen, die Bewirtschaftung der vorhandenen natürlichen Ressourcen wesentlich effizienter zu machen. Rückblickend auf das erste Jahr ließe sich sagen, dass die Datenqualität viel besser sei als in der Simulation, so Schickling. Trotzdem hätten sie Anpassungen vorgenommen, insbesondere auf Anfrage der Nutzer, denen die EnMAP-Daten frei zur Verfügung stehen.

Auf dem Weg zum klimaverträglichen Luftverkehr
Die Luftfahrt arbeitet massiv an neuen Technologien für eine klimaverträgliche Luftfahrt. Sabine C. Langer von der Technischen Universität Braunschweig warnte bei Ihrem Vortrag "Synergies of Highly Integrated Transport Aircraft": "Der Begriff Nachhaltigkeit wird viel genutzt, wir müssen aufpassen, dass wir nicht den Bezug zu der Bedeutung verlieren. Aber wir sind alle sehr motiviert und engagiert, hier Beträge zu leisten." Sie sprach über das Problem, dass Flugzeug und Antriebe separat entwickelt würden. Das führe zu Kompromissen, da beide interagieren und so nicht ideal ausgelegt würden. Man müsse Design-Paradigmen auflösen, um Potenziale zu heben, die bislang nicht genutzt werden. Darauf zielt der neue Sonderforschungsbereich Syntrac ab.

Andreas Huber vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sprach über ein anderes Potenzial in der Luftfahrt: Sustainable Aviation Fuels (SAF). "SAF ist bedeutender Treiber auf dem Weg zur klimaneutralen Luftfahrt. Die wesentlichen Pfeiler, an denen wir arbeiten müssen, sind die Beschleunigung des Produktionshochlaufs und smarter Einsatz von SAF, gezieltes Design der Kraftstoffe und Brennkammerdesign sowie optimierter Betrieb und Infrastruktur", sagte er in seinem Vortrag. Man müsse alle Bereiche angehen, um in der Luftfahrt klimaverträglicher zu werden und vorwärts zu kommen.
Dazu gilt es auch am Flugzeug selbst zu arbeiten. Darüber sprachen Mirko Hornung, Bauhaus Luftfahrt, Cord-Christian Rossow, ehemals DLR, und Daniel Reckzeh, Airbus, alle drei Experten vom DGLR-Fachbereich für bemannte Luftfahrzeuge. Sie warfen einen Blick auf neue Technologien und wie diese für ein klimaverträglicheres Flugzeug umgesetzt werden können. Es gehe darum, die Technologien weiterzuentwickeln und in ein Flugzeug umzusetzen, auch entgegen regulatorischer Einschränkungen. "Warum stellen wir nicht die Regulationen in Frage, die vor mehreren Dekaden aufgestellt wurden?", fragte Hornung in seinem Abschlussplädoyer. "Wir müssen die Elemente zusammenbringen, die Potenzial haben und technisch umsetzbar sind - selbst wenn wir das heutige System dafür ändern müssen."

Einmalige Chancen für den Nachwuchs
Auch der wissenschaftlich-technische Nachwuchs konnte ausgiebig vom diesjährigen DLRK profitieren. Ob als Nachwuchspreistragende, Teilnehmende der 100-Studierenden-Aktion oder Nachwuchsgruppe konnten Sie viele Kontakte knüpfen und über ihre eigenen Projekte und Ideen diskutieren. Dabei konnte sich die DGLR über gleich drei neue Nachwuchsgruppen freuen: den DASH Exoskeleton Students Club, Aspiration Rocket und Falcon Vision. Die drei Gruppen waren die Finalisten des ausgelobten Nachwuchsgruppenwettbewerbs und haben zukünftig die Chance, die Fortschritte in ihren Projekten regelmäßig über die DGLR-Kanäle zu kommunizieren und direkt mit den Expertinnen und Experten des Netzwerks in den Austausch zu treten.

Nächstes Jahr geht Deutschlands größtes Networking-Event in die 73. Runde. Im September 2024 ist der DLRK dann in Hamburg zu Gast.

Quelle und Kontaktadresse:
(DGLR) Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal-Oberth e.V. Pressestelle Godesberger Allee 70, 53175 Bonn Telefon: (0228) 308050, Fax: (0228) 3080524

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