Reisewirtschaft auf Erholungskurs, aber lĂ€ngst nicht ĂŒber den Berg
(Berlin) - Die Deutschen sind nach dem Ende der Corona-Restriktionen in diesem Sommer und Herbst in Reiselaune. Noch ist die Hauptreisezeit fĂŒr die Reisewirtschaft nicht zu Ende, aber es deutet sich schon jetzt an: Die in rund zwei Wochen zu Ende gehende Sommersaison (Mai bis Oktober) wird das Umsatzniveau der Vor-Corona-Sommersaison 2019 wohl annĂ€hernd erreichen können. Das teilt der Deutsche Reiseverband (DRV) anlĂ€sslich seines Hauptstadtkongresses in Berlin mit. Die UmsĂ€tze fĂŒr organisierte Reisen lagen zuletzt nur noch fĂŒnf Prozent unter denen des Sommers 2019 zum gleichen Zeitpunkt. Das ergeben Auswertungen von Travel Data + Analytics (TDA) fĂŒr den DRV. Der noch nicht final ausgewertete Monat September zeigt, dass noch sehr viele Buchungen kurzfristig fĂŒr Abreisen im September und vor allem auch fĂŒr die Herbstferien im Oktober eingegangen sind. Die Urlaubsnachfrage und die Reiselust bleiben damit groĂ. "Das zeigt ganz eindrucksvoll, dass die Deutschen nach der langen Zeit der Entbehrungen wĂ€hrend der Pandemie wieder verreisen wollten und diesen Wunsch auch umsetzten - allerdings vielfach sehr kurzfristig", sagt DRV-PrĂ€sident Norbert Fiebig. Erhoben werden bei dieser Auswertung Pauschal- und Bausteinreisen, die in stationĂ€ren ReisebĂŒros und auf Online-Reiseportalen der Veranstalter sowie bei Online Travel Agencies (OTA) gebucht werden.
Reiseziele im Sommer: Die gröĂten ZuwĂ€chse fĂŒr östliches Mittelmeer
FĂŒr den gesamten Sommer zeigt sich, dass die Deutschen mehr fĂŒr ihren Urlaub ausgegeben haben - viele Menschen waren wĂ€hrend der Pandemie nicht verreist und haben sich jetzt etwas gegönnt. Die Ausgaben pro Person und Nacht sind im Durchschnitt um 15 Prozent angestiegen. Besonders beliebt sind in diesem Sommer Pauschalreisen ans Mittelmeer. Die stĂ€rksten UmsatzsprĂŒnge verzeichnet das östliche Mittelmeer mit der TĂŒrkei (plus 33 Prozent) und Griechenland (plus 22 Prozent). Aber auch Ăgypten hat mit plus acht Prozent das Umsatzniveau des Sommers 2019 ĂŒbertroffen. Ein leichtes Minus von vier Prozent verbucht die gesamte Region westliches Mittelmeer, auch wenn die Balearen und die Kanaren ein Umsatzplus von knapp drei Prozent erreichen konnten.
Urlaubsreisende gingen in diesem Sommer auch wieder vermehrt auf Hochseekreuzfahrten. Diese konnten allerdings noch nicht wieder zur alten StĂ€rke von vor Corona aufschlieĂen. Die RĂŒckgĂ€nge in den beiden Pandemiejahren waren zu groĂ. Bei Flusskreuzfahrten zeigte sich nach Angaben der Anbieter eine hohe Nachfrage fĂŒr die Fahrtgebiete in Deutschland.
Der Sommer ist zwar keine ausgesprochene Fernreisezeit, dennoch zog es viele Urlauber in dieser Saison auch zu den weit entfernten Sonnenzielen zum Beispiel in Richtung Karibik und Indischer Ozean. Auch hier zeigte sich ein Nachholeffekt. GegenĂŒber dem Vor-Corona-Sommer 2019 stieg der Umsatz merklich an und lag bei zahlreichen fernreise-Destinationen im zweistelligen Prozentbereich ĂŒber den Vergleichswerten. So verbuchten etwa die Dominikanische Republik ein Plus von 41 Prozent und die Malediven ein Plus von 37 Prozent. Das ĂŒblicherweise in den Sommermonaten stark nachgefragte Ziel USA hat im Veranstaltersegment noch nicht zu alter StĂ€rke zurĂŒckgefunden.
Anhaltend hohe Nachfrage fĂŒr Herbstferien
FĂŒr die jetzt im Oktober angelaufene Herbstferienzeit, die fĂŒr die Reisewirtschaft noch zur Sommersaison zĂ€hlt, zeigt sich weiter eine anhaltend hohe Reisenachfrage. Auch der Trend zur Kurzfristbuchung bleibt bestehen. Im August und den beiden ersten Septemberwochen entfiel beispielsweise die HĂ€lfte des erzielten Umsatzes auf Reisen in den Herbstwochen. Besonders beliebte Reiseziele sind dabei Spanien an erster Stelle mit den Kanaren und den Balearen, gefolgt von der TĂŒrkei und Griechenland sowie Ăgypten.
Gesamtes Touristikjahr 2021/2022 bleibt zweistellig im Minus
"Die deutlich angezogene Nachfrage in den vergangenen Monaten zeigt, dass die Reisewirtschaft auf Erholungskurs, aber noch lĂ€ngst nicht ĂŒber den Berg ist", resĂŒmiert DRV-PrĂ€sident Norbert Fiebig. Denn die vorlĂ€ufige Bilanz fĂŒr das gesamte Touristikjahr 2021/22 (November 2021 bis Oktober 2022) fĂ€llt trotz des vergleichsweise guten Sommers noch nicht so erfreulich aus. Mit allen Buchungen bis einschlieĂlich Ende August ergibt sich aktuell noch ein Umsatzminus von 14 Prozent gegenĂŒber dem Gesamtjahr 2018/19. Grund hierfĂŒr ist insbesondere der schlechte Winter 2021/22, der aufgrund zahlreicher noch bestehender Corona-Reisehindernisse final mit einem Umsatzminus von 34 Prozent abgeschlossen hatte. Im FrĂŒhjahr begann eine beeindruckende Aufholjagd. Lag das Umsatzminus Ende MĂ€rz noch bei ĂŒber 30 Prozent, schmolz dieser RĂŒckstand von Monat zu Monat. Mit den in der kumulierten Bilanz aktuell noch nicht berĂŒcksichtigten UmsĂ€tzen aus September und Oktober könnte sich das Minus fĂŒr das gesamte Touristikjahr noch verbessern.
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Deutscher Reiseverband e.V. (DRV)
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