Reimann: Angebot und Nachfrage zur Vereinbarkeit von hĂ€uslicher Pflege und Beruf mĂŒssen in Einklang gebracht werden
(Berlin) - Zu den Ergebnissen des heute veröffentlichten WIdOmonitors zur Situation von pflegenden Angehörigen im hÀuslichen Setting sagt AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann:
"Trotz Ausweitung gezielter vom Gesetzgeber geschaffener Möglichkeiten zur Entlastung von pflegenden Angehörigen gehen Angebot und Nachfrage weit auseinander. Der WIdOmonitor zeigt beispielsweise, dass nur drei Prozent von der Option Gebrauch gemacht haben, sich bis zu sechs Monate vollstĂ€ndig oder teilweise von der Arbeit freistellen zu lassen (Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetze), obwohl die Mehrheit der Befragten ihren Anspruch kennt. Wir mĂŒssen besser verstehen, welche HĂŒrden zur Inanspruchnahme weiterhin bestehen oder ob das Angebot die tatsĂ€chlichen BedĂŒrfnisse der Angehörigen nicht adĂ€quat abholt.
Es ist problematisch, dass pflegende Angehörige mit durchschnittlich 49 Wochenstunden Pflegearbeit zu Hause belastet sind und dass hĂ€usliche Pflege offenbar dazu fĂŒhrt, dass fast jeder Vierte die Erwerbsarbeit reduziert oder ganz aufgibt. Wir befeuern so gleichzeitig weitere Schwierigkeiten der Pflege in der Zukunft: Wenn die pflegenden Angehörigen - ĂŒberwiegend Frauen - Arbeitszeit reduzieren oder ganz aufhören zu arbeiten, bereitet dies TĂŒr und Tor fĂŒr Altersarmut in der nĂ€chsten Generation der zu Pflegenden. Gleichzeitig fehlen diese Menschen heute auf dem ohnehin schon engen Arbeitsmarkt - unter anderem auch in der (dann bezahlten, da beruflichen) Pflege.
Was wir brauchen sind neue Angebote fĂŒr eine wirklich funktionierende Work-Life-Care-Balance. Denkbar sind hier die EinfĂŒhrung von Hauspflegegemeinschaften, der Ausbau von Nachbarschaftshilfe und bĂŒrgerlichem Engagement sowie die Schaffung besserer Beratungsangebote, damit die Haushalte, die sich mehr Entlastung wĂŒnschen, diese auch schnell, zielgerichtet und ohne bĂŒrokratische HĂŒrden bekommen."
Quelle und Kontaktadresse:
AOK - Bundesverband
Dr. Kai Behrens, Pressesprecher
Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin
Telefon: (030) 34646-0, Fax: (030) 34646-2502
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