Pressemitteilung | Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V.

Reifenhandel 2024: Im Schnitt ein gutes Jahr

(Bonn) - Knapp 47,5 Millionen Pkw-, Transporter- (Leicht-Lkw-, kurz LLkw-) und Lkw-Reifen wurden im Jahr 2024 im Reifenersatzgeschäft in Deutschland verkauft, das entspricht im Durchschnitt aller Produktgruppen einem Plus von gut 6,8 % gegenüber dem Vorjahr. Auch hinsichtlich der qualitativen Geschäftsentwicklung kann die Branche mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden sein: „Trotz deutlicher Personalkostensteigerungen sehen wir zum Jahresende über alle Reifenfachhandelsbetriebe auch bei Umsatz und Ertrag eine positive Entwicklung gegenüber Vorjahr“, sagt Michael Schwämmlein, Geschäftsführer Technik beim Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV, Bonn). Im Schnitt resümiert der Fachverband für seine Branche ein gutes Jahr in einem weiterhin schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld.

Fast alle Produktgruppen im Plus

Die vom Bonner Branchenverband ausgewiesene Absatzmenge im Reifenersatzgeschäft umfasst die Verkäufe in den beiden Marktsegmenten Consumer-Reifen und Lkw-Reifen, von denen die sogenannten Consumer-Reifen den Löwenanteil ausmachen. So auch im vergangenen Jahr: Der Absatz von gut 45 Mio. Reifen für Pkw und Transporter entspricht fast 95 % der gesamten Verkaufsmenge 2024. Die restlichen gut 5 % Mengenabsatz (2,465 Mio. Stück) entfielen auf Lkw-Reifen. Gegenüber 2023 nahm mit diesen Verkaufsmengen der Absatz im Consumer-Segment im Schnitt um 7,1 % und im Lkw-Segment um 1,5 % zu.

Bricht man die beiden Marktsegmente weiter auf Produktgruppen herunter, so zeigt sich, dass 2024 alle mit Ausnahme von Sommerreifen im Segment Consumer und der runderneuerten Reifen im Segment Lkw gegenüber Vorjahr mengenmäßig zugelegt haben. Im Detail:

Das Consumer-Segment setzt sich aus zwei Haupt-Produktgruppen zusammen: Pkw-/4x4-Reifen und Leicht-Lkw-Reifen (abgekürzt LLkw, auch Transporterreifen genannt). Die Pkw-Reifen machen mit knapp 41 Mio. Stück (+7,4 % im Vergleich zum Vorjahr) gut neun Zehntel des Mengenabsatzes in diesem Segment aus, fast 4,1 Mio. Stück verkaufte LLkw-Reifen (+5 % gegenüber 2023) entsprechen knapp dem restlichen Zehntel.

Der Mengenzuwachs in beiden Produktgruppen war 2024 von Ganzjahresreifen getragen, deren zweistellige Zuwachsraten beim Absatz (Pkw +17 %, LLkw +12,3 % gegenüber 2023) deutlicher als bisher zu Lasten von Sommerreifen gingen (-1,9 % Pkw-, -1,6 % LLkw-Sommerreifen). Reine Winterreifen konnten in der Produktgruppe Pkw-Reifen um 6,4 % zulegen, im Transportersegment blieb die Absatzmenge an Winterreifen mit einem minimalen Plus von 0,3 % quasi auf Vorjahresniveau.

Der Anteil der Ganzjahresreifen an der Absatzmenge im Consumer-Segment ist damit erneut gestiegen und liegt jetzt bei knapp 36 % (Vj.: gut 33 %). Winterreifen machen 38 % der Absatzmenge 2024 aus (Vj.: 38,5 %), Sommerreifen knapp über 26 % (Vj.: 28,5 %). Gründe für den weiteren deutlichen Zuwachs bei Ganzjahresreifen sieht der Branchenfachverband hauptsächlich in der klimatischen Entwicklung zu wärmeren und schneeärmeren Wintern und in den inflationsbedingt geschrumpften Konsumbudgets der Verbraucher. „Im Verzicht auf einen zweiten Reifensatz und die saisonale Umrüstung sehen viele Autofahrer große Sparpotenziale.“, sagt BRV-Technik-Geschäftsführer Schwämmlein. „Diese sind zwar meist geringer als erwartet, weil Ganzjahresreifen im Vergleich zum kombinierten Einsatz von Sommer- und Winterreifen in der Regel eine geringere Laufleistung haben und – anders als vielfach vermutet – für den dauerhaft sicheren Einsatz auch der Wartung und Pflege bedürfen. Trotzdem gibt der Sparwille oft den Ausschlag für die Kaufentscheidung.“ Und so hält der Siegeszug der „Allrounder“ seit 2016, dem Jahr, in dem Ganzjahresreifen erstmals explizit in der Marktstatistik ausgewiesen wurden, ununterbrochen an. Zum Vergleich: 2016 verteilte sich die Verkaufsmenge im Consumer-Segment noch auf etwa 50 % Winterreifen, circa 36 % Sommerreifen und knapp 14 % Ganzjahresreifen.

Im Segment Lkw-Reifen zeigt sich bei dessen beiden Produktgruppen Neureifen und runderneuerte Reifen eine gegenläufige Entwicklung: Während der Absatz von Neureifen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 % auf knapp 1,84 Mio. Stück zunahm, stellte der Verkauf von 0,63 Mio. runderneuerten Lkw-Reifen einen Rückgang von 4,8 % gegenüber 2023 dar. Damit hat sich das Verhältnis weiter zugunsten von Neureifen verschoben und nur noch etwa jeder vierte verkaufte Lkw-Reifen ist runderneuert, während der Absatzanteil im Vorjahr noch bei gut 27 % lag. Zu Unrecht, wie der BRV nicht müde wird zu betonen. Denn mit deutlich verringertem Rohstoffverbrauch und CO2-Ausstoß im Vergleich zur Neureifenproduktion ist die Reifenrunderneuerung ein Paradebeispiel für funktionierende Kreislaufwirtschaft.
Zu den Fahrzeugsegmenten Motorrad, landwirtschaftliche Maschinen (AS-Reifen) und Erdbewegungsmaschinen (Baustellen- und Minenfahrzeuge, EM-Reifen) veröffentlicht der Branchenverband aufgrund der diffusen Datenlage seit 2023 keine Absatzzahlen im Reifenersatzgeschäft mehr. Mit einem zuletzt ausgewiesenen Anteil von zusammen etwa vier Prozent der gesamten Reifenverkaufsmenge stellen diese Produktgruppen eine Marktnische dar und spielen für die Absatzentwicklung im Gesamtmarkt von jeher nur eine marginale Rolle.

Erwartungen für das Geschäftsjahr 2025

Auch wenn die Mengenentwicklung 2024 überraschend positiv verlaufen ist: Für das laufende Jahr rechnet der BRV nicht mit einem weiteren nennenswerten Zuwachs. In einem aufgrund des hohen Fahrzeugbestandes weitgehend gesättigten Markt wie dem Reifenersatzmarkt, der zudem von der anhaltend schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage geprägt ist, wäre auch der Erhalt des Erreichten schon als Erfolg zu werten. Diese Stabilität hält der Verband weitgehend für möglich. In seiner Prognose geht er für das Segment Consumer-Reifen von Stagnation aus (Consumer gesamt: -0,1 %, Pkw/4x4: -0,2 %, LLkw: 0,0 %), für das Lkw-Segment wird in beiden Produktgruppen leichtes Wachstum erwartet (Lkw neu: +1,1 %, runderneuert: +1,6 %, Durchschnitt: +1,2 %).

Die größten Zuwachspotenziale sieht der Branchenverband wieder im Consumer-Segment bei den Ganzjahresreifen, wenn auch mit im Schnitt prognostizierten 8,1 % Plus nicht mehr zweistellig. Echte Wachstumsimpulse werden daraus aber nicht erwartet, sondern lediglich eine weitere Verschiebung der Marktanteile innerhalb der Produktgruppen – erneut zugunsten von Ganzjahresreifen, in diesem Jahr aber stärker zu Lasten von Winter- als von Sommerreifen. „Die 2024 gestiegene Nachfrage nach Winterreifen führen wir auf einen vorwiegend gesetzlich bedingten Kaufimpuls zurück“, erklärt dazu BRV-Experte Michael Schwämmlein, „denn seit Oktober letzten Jahres gelten nur noch mit dem sogenannten Schneeflockensymbol gekennzeichnete Reifen gesetzlich als Winterreifen.“ Viele Fahrzeugbesitzer dürften daher letztes Jahr ihre nur mit der bis dato auch noch zulässigen M+S-Kennung versehenen Winterreifen trotz noch vorhandener Profilreserven gegen Neureifen mit der neuen Kennzeichnung ausgetauscht haben. Für den kommenden Winter rechnet der Verband aufgrund dieses „Vorzieh-Effektes“ deshalb mit einem Rückgang der Nachfrage.

Reifenhandel bleibt stärkster Absatzkanal

Im Marktsegment Lkw-Reifen dominiert traditionell der spezialisierte Reifenfachhandel das Geschäft. Sein Absatzanteil liegt der aktuellen BRV-Distributionsanalyse zufolge stabil bei 90 %, der Rest entfällt zu gleichen Teilen auf die beiden Distributionskanäle Autohäuser/markengebundene Kfz-Werkstätten und freie Kfz-Werkstätten.

Im Fahrzeugsegment Pkw lassen sich zwischen Reifenfachhandel und freien Kfz-Werkstätten keine klaren Grenzen mehr ziehen, weshalb der BRV in seiner Distributionsanalyse für die Produktgruppe Pkw-Reifen beide zusammengenommen als einen Vertriebskanal ausweist. Seinen auch in diesem Produktsegment führenden Absatzanteil konnte dieser Kanal im vergangenen Jahr auf 71,3 % (Vj.: 69,5 %) weiter ausbauen. Autohäuser und markengebundene Werkstätten realisierten 19,8 % Anteil und büßten im Vergleich zum Vorjahr 0,4 Prozentpunkte ein, Fachmärkte (3,4 % des Pkw-Reifenabsatzes, Vj. 3,6 %) und der B2C-Onlinehandel (5,5 %, Vj. 6,7 %) haben ebenfalls zugunsten des Reifenfachhandels verloren.

Ergebnisse trotz Kostensteigerungen positiv

Trotz durchschnittlicher Kostensteigerungen von 8,3 % bei Personal- und 2,7 % bei Raumkosten konnten die Unternehmen der deutschen Reifenhandels- und -servicebranche 2024 positive betriebswirtschaftliche Ergebnisse erwirtschaften. Die aktuelle Auswertung des BRV-Jahresbetriebsvergleichs 2024 für den Reifenfachhandel zeigt über alle Betriebstypen hinweg ein durchschnittliches Umsatzplus von 5,9 % und eine Steigerung des Gesamt-Rohertrags von 9,6 % . Die Rendite für das Gesamtjahr liegt im Durchschnitt der Branche bei 1,4 % vom Umsatz (Vorjahr: 0,4 %). Klassische, nicht-filialisierte Reifenhandelsbetriebe lagen mit 4,6 % Umsatzrendite weit über dem Branchenschnitt und leicht über Vorjahr.

„Diese Ergebnisse zeigen uns, dass die Unternehmen der Reifenservicebranche in einem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld umsichtig agiert und Renditechancen genutzt haben.“, sagt BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin. „Genau das muss auch weiterhin die Strategie in einem Markt sein, der wie das Reifenersatzgeschäft mengenmäßig weitgehend gesättigt ist.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V., Martina Schipke, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Franz-Lohe-Str. 19, 53129 Bonn, Telefon: 0228 2899470

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