Regulierungsexperimente statt Standortargumente
(Berlin) - Heute findet die Anhörung deutscher Verbände zum sogenannten EU-Pharma-Paket statt. Der vorliegende Entwurf soll den 20 Jahre alten Rechtsrahmen grundlegend ändern. Das hätte ein Meilenstein werden können. vfa-Präsident Han Steutel sieht einstweilen aber nur einen Mühlstein um den Hals der Branche:
"Die Politik verkennt die Lage - und zwar in Europa und in Deutschland gleichermaßen. Während die USA und China im internationalen Wettbewerb weiter auf die Pharmaindustrie als Schlüsselbranche der Zukunft setzen und sie entsprechend fördern, sehen wir uns hier mit immer absurderen Regulierungsideen konfrontiert.
Deutschland hat im vergangenen Jahr die Erstattungsregeln für Arzneimittel (die sogenannten AMNOG-Regeln) nicht nur verschlechtert, sondern sogar systemwidrig deformiert. International sind die neuen Regeln kaum zu vermitteln. Und als sei das nicht genug, legt Europa auch noch die Axt an die Grundlagen unseres Geschäftsmodells, in dem es den Schutz des geistigen Eigentums für Medikamente (Unterlagenschutz) verkürzen möchte.
Das ist das genaue Gegenteil von dem, was wir brauchen. Denn bei vielen wichtigen Kennziffern unserer Branche verlieren sowohl Europa als auch Deutschland im internationalen Vergleich an Boden. Aktuellstes Beispiel ist die Zahl klinischer Arzneimittelstudien. Hier ist der Anteil Europas an den weltweiten Aktivitäten rückläufig und innerhalb Europas rutscht Deutschland auf die hinteren Ränge. Das ist für Patientinnen und Patienten ein Alarmzeichen, denn hier geht es um die Hochleistungsmedizin von morgen, die sich offensichtlich gerade andernorts etabliert.
Statt immer neuer Regulierungsexperimente brauchen wir endlich gute Argumente im internationalen Standortwettbewerb für Europa: Also einen gesicherten Rechtsrahmen, gerade beim Schutz des geistigen Eigentums, effektive Regelungsinstrumente beim Marktzugang sowie einfachere und beschleunigte Zulassungsprozesse."
Steutel untermauert seine Forderungen mit alarmierenden Zahlen: Im Jahr 2002 investierten Pharmaunternehmen in den USA lediglich zwei Milliarden US-Dollar mehr in Forschung und Entwicklung als in Europa; heute beträgt der Unterschied bereits 25 Milliarden US-Dollar. Wenn dieser Trend sich fortsetzt, ist Europa in Zukunft völlig abhängig von Arzneimitteln aus Asien und USA.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (VFA)
Dr. Jochen Stemmler, Pressesprecher Politik
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