Reger Austausch: KVSH-Vorstand trifft sich mit Politik und Patienten
(Bad Segeberg) - Mit großer Beteiligung von Patientenvertretern und Politikern aus Bund und Land hat die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) am 9. Juli in Bad Segeberg ihren Meinungs- und Gedankenaustausch über die bevorstehende Gesundheitsreform mit diesen Gruppen fortgesetzt. "Ich bin außerordentlich erfreut über den großen Zuspruch, den wir von allen Beteiligten erhalten haben. Das ermutigt uns, in diesem Sinne weiter zu machen", erklärte KVSH-Chef Dr. Klaus Bittmann nach der Sitzung.
Seit Beginn des Jahres trifft sich der KVSH-Vorstand in unregelmäßigen Abständen mit Vertretern von Politik und Patientenverbänden. Ziel dieser Gespräche soll eine engere Zusammenarbeit sein und ein besseres Verstehen der einzelnen Standpunkte. Insgesamt waren 25 Patientenvertreter von 18 Verbänden nach Segeberg gereist. Von der Politik stellten sich der Diskussion Dr. Wolfgang Wodarg, MdB-SPD, Gero Storjohann, MdB-CDU, Andreas Beran, MdL-SPD, Dr. Heiner Garg, MdL-FDP und Hans-Peter Küchenmeister von der CDU Schleswig-Holstein.
Zentraler Schwerpunkt der Diskussion war eine sich aus der Sicht der Patienten verändernde Versorgungslandschaft durch eine kommende Gesundheitsreform. Warum solle er zuerst zu einem Hausarzt gehen, kritisierte ein Vertreter der Interessengemeinschaft der Dialyse- und Nierentransplantierten das geplante Hausarztmodell. Es bestehe die Angst, dass eine ausreichende Versorgung für Dauerkranke zur Disposition stehe, war Tenor der Sprecher der Selbsthilfegruppen. Von der Politik wurde viel Aufklärung verlangt. Warum würden Heilmittel nicht mehr bezahlt, warum würde man über die Servicestellen der Krankenkassen so mangelhaft informiert lauteten nur einige der vielen Fragen. Schwerwiegend war der Vorwurf, Politik kleide Rationierung in schöne Worte und plane an den wirklich Kranken vorbei.
Dr. Klaus Bittmann erinnerte daran, dass die Ärzteschaft die Verantwortung für alle Patienten habe. "Wenn aber der Staat immer mehr Einfluss bekommt, führt das nicht unbedingt zu einer Verbesserung für die Kranken. Das hat die Vergangenheit gezeigt." Alle Kostendämpfungsgesetze seien gescheitert und auch dieses werde gleiches Schicksal erleiden.
Die angereisten Politiker lobten die Gelegenheit, ihr Ohr einmal an der Basis zu haben. Heiner Garg kritisierte in scharfer Form das kommende Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz und forderte eine Entmachtung der Krankenkassen. "Die Politik hat die Menschen vier Jahre lang für dumm verkauft. Die Wahrheit ist doch: Wegen der Demografie wird alles teurer. Punkt." Für eine Einheitskasse votierte auch Wolfgang Wodarg und gestand damit ein, dass er nicht unbedingt in diesem Punkt mit seiner Partei übereinstimme. Hans-Peter Küchenmeister sprach sich weiterhin für die freie Arztwahl aus. "Wir müssen als Allgemeinheit da einspringen, wo der Einzelne die Probleme nicht alleine tragen kann", forderte er und befürwortete daher eine Kostenerstattung mit Zuzahlung und einer Härtefallregelung.
Bittmann kündigte an, dass der Austausch im Herbst eine Fortsetzung findet. Dann, wenn der Gesetzesvorschlag in eine Form gegossen wird.
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