Regen am Wochenende könnte noch viel retten / Kammerpräsident Schindler zur aktuellen Situation auf den Feldern in Rheinland-Pfalz
(Bad Kreuznach) - Als zunehmend dramatisch kennzeichnet der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Norbert Schindler MdB die Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit auf die landwirtschaftlichen Kulturen in Rheinland-Pfalz. Zwar sei noch nicht alles verloren, wenn aber wenn in den nächsten acht Tagen kein Regen komme, müsse tatsächlich bei Weizen und Gerste mit Einbußen von 50 Prozent gerechnet werden.
Die Niederschlagsbilanz infolge der ergiebigen Märzniederschläge für die ersten vier Monate sehe gar nicht schlecht aus. Aber dann kam der trockene April und das bei einem Boden, dem die "Frostgare" fehlte. Normalerweise nämlich zerfällt die Krume, wenn sie gut durchgefroren ist, in eine Feinstruktur, die dann mehr Wasser hält. Dies sei aufgrund de weitgehend schwachen Frostperioden im vergangenen Winter in diesem Jahr nicht der Fall. Erste Auswirkungen, so der Kammerpräsident, zeigten sich vor allem bereits beim Getreide. An Trockenstandorten könne man beobachten, wie das Getreide am Tag die Blätter einrollt - ein Zeichen für Mangel. Die Pflanzen leiden unter Stress und stoßen schon Seitentriebe ab. Wenn die Wasserversorgung wieder käme, wäre bei der Körnergröße allerdings noch einiges nach oben zu korrigieren. Trotzdem sei in Rheinland-Pfalz beim Getreide ein Minus von 20 Prozent nicht mehr zu verhindern. Dramatisch sehe es beim Raps aus. Wenn da - wie aktuell der Fall - in der Blüte das Wasser fehle, sei ein schlechter Kornansatz die Folge. Auch hier rollen sich schon die Blätter ein. Eine 30 Prozent niedrigere Ernte sei damit programmiert.
Noch nicht entschieden sei dagegen die Entwicklung der Zuckerrüben. Diese könnten im Juni, Juli und August viel wieder aufholen. Die rheinhessischen und südhessischen Landwirte beklagten allerdings, dass mindestens ein Viertel aller Rüben noch nicht "aufgelaufen" ist, das heißt, die Samen haben noch nicht gekeimt. Aber ein optimaler Sommer mit im Schnitt einem Regen pro Woche könne das ausgleichen.
Auch beim Spargel sei kein Spitzenertrag mehr möglich. Zwar habe die Ernte 14 Tage früher begonnen. Aber auch Spargel lebe vom Niederschlag, und die Felder zeigten Bodenrisse wie sonst nur im August. Bei den Erdbeeren sei der Fruchtansatz geringer, für eine endgültige Aussage sei es allerdings noch zu früh.
Keine Probleme mit der Witterung hätten die Obstbauern. Nach einer hervorragenden, frostfreien Blüte erreichten die Baumwurzeln die in tieferen Bodenschichten vorhandene Feuchtigkeit. Sonderkulturen, wie etwa der großflächige Gemüseanbau in der Vorderpfalz, würden in der Regel sowieso beregnet - hier werde die Trockenheit vor allem zum Kostenfaktor.
Nahezu uneingeschränkt positiv sei die Stimmung im Weinbau. Die Reben zeigten noch keinerlei Stressanzeichen. Probleme mit der Wasserversorgung gebe es allenfalls in Junganlagen. Auch die Frostgefahr, die sonst noch im Mai beim Austrieb droht, sei aktuell nicht zu befürchten.
Auf die Tierhalter sieht der Kammerpräsident erhebliche Nachteile zukommen. Der erste Schnitt, der normalerweise die Hauptmasse bringt, habe nur 50 Prozent der üblichen Menge geliefert. Wenn das fürs Wochenende angekündigte Tief es nicht über die Alpen schafft und das Grünland keinen flächendeckenden Regen bekommt, müssten stillgelegte Flächen unmittelbar zur Futternutzung freigegeben werden. Seit 2007 können die EU-Mitgliedsstaaten selbst darüber entscheiden. Die Vertretung des Berufsstands habe die Freigabe bereits beantragt.
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