Reform der beruflichen Bildung muss duales System stärken / Geplante Ausbildungsplatzabgabe torpediert richtige Ansätze
(Berlin) Zu den Eckwerten der Reform der beruflichen Bildung von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn erklärt der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Dieter Philipp: "Eine Reform der beruflichen Bildung muss vor allem die anerkannten Vorzüge des dualen Systems stärken. Dazu gehört die Verbindung der beruflichen Bildung zum Beschäftigungssystem, die Integration von technischer und betriebswirtschaftlicher Innovation in die betriebliche Aus- und Weiterbildung sowie die enge Verzahnung der betrieblichen Praxis mit der Berufsschule.
In dieser Hinsicht enthalten die Eckwerte für eine Änderung des Berufsbildungsgesetzes teilweise richtige Ansätze. Das gilt beispielsweise dafür, dass künftig ein Teil der Ausbildung auch im Ausland absolviert werden kann; die Ausbildungsordnungen auch mit weniger komplexen Inhalten angeboten werden können; die Einführung von Teilprüfungen während der Ausbildung und die Verschlankung der Gremienstrukturen.
Für falsch halte ich den Plan, den Berufsbildungsausschüssen bei den Kammern die regionale Bildungsplanung als neue Aufgabe zuzuweisen. Die Ausbildung in den Betrieben ist Teil des allgemeinen Wirtschaftslebens und entzieht sich damit jeglichen Planvorgaben. Vielmehr sollten die erfolgreich eingerichteten Runden Tische ihre Arbeit fortsetzen, an denen Kammern, Arbeitsämter, berufliche Schulen, Kommunen sowie freie Bildungsträger beteiligt sind.
Auch die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Zulassung von Berufsfachschülern zur Kammerprüfung birgt die Gefahr, dass eine Ausbildung am Bedarf der Wirtschaft vorbei erfolgt. Die Handwerksorganisation wird sich deshalb bei den Betrieben dafür einsetzen, eine berufsfachschulische Ausbildung stärker auf eine anschließende Ausbildung anzurechnen. Damit würde gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Entspannung der Lehrstellensituation geleistet.
Im Übrigen muss klar sein: Eine Ausbildungsplatzabgabe torpediert die Reform des Berufsbildungsgesetzes, da sie die Vertrauensbasis zwischen Bundesregierung und Wirtschaft nachhaltig stört. Eine solche Abgabe würde auch die Struktur des dualen Systems sprengen. Auf unseren entschiedenen Widerstand treffen zudem Überlegungen für ein Verbot zur Erhebung von Ausbildungsgebühren, das allein im Handwerk mit 58 Millionen Euro zu Buche schlägt, die dann auf alle Betriebe umverteilt werden müssten."
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