Pressemitteilung | Kassenärztliche Bundesvereinigung KdÖR (KBV)

Rahmenbedingungen für den ärztlichen Beruf müssen verbessert werden

(Berlin) - „Die hausärztliche Versorgung in den neuen Bundesländern steht vor dem Kollaps, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.“ Mit diesem Satz machte der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, schon vor Wochen auf die massiven Nachwuchsprobleme im Osten Deutschlands aufmerksam. Rund ein Drittel der niedergelassenen Ärzte in den neuen Bundesländern wird in den nächsten fünf Jahren altersbedingt in den Ruhestand gehen. Die verbleibenden Ärzte werden nicht ausreichen, um die hausärztliche Versorgung sicherstellen zu können. Wie die entstehenden Lücken in der ärztlichen Versorgung geschlossen werden sollen, vermag derzeit niemand zu sagen.

„Der Arztberuf hat hier zu Lande wegen der zunehmenden Bürokratisierung, dem hohen Arbeitsaufwand und den wirtschaftlichen Unsicherheiten stark an Attraktivität verloren“, skizziert Manfred Richter-Reichhelm das Problem am 17. April, das nicht nur für den Osten, sondern für ganz Deutschland gelte. Ein wichtiger Schritt wäre es, so Richter-Reichhelm, die Ärzte von einem Wust an bürokratischen Regularien zu entlasten und durch die gerechte Belohnung von Leistung auch wieder Anreize zu setzen, die junge Mediziner motivieren, sich dem Dienst am Patienten zu stellen. Der KBV-Chef ist sich sicher: „Der Gesetzgeber muss endlich die Rahmenbedingungen verbessern, um den Arztberuf wieder attraktiv zu machen.“

Für die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen sind die Ursachen des bevorstehenden Ärztemangels nur sehr begrenzt beeinflussbar, da sie zeitlich und strukturell vor bzw. außerhalb der Kassenzulassung liegen. Zu ihrer Bewältigung bedarf es vielmehr langfristiger gesundheits- und sozialpolitischer Maßnahmen, in deren Entwicklung sich die KBV sachverständig einbringen wird. Der ihr gesetzlich übertragene Sicherstellungsauftrag für die vertragsärztliche Versorgung erfordert jedoch kurzfristige Maßnahmen, um die hausärztliche Versorgung der Menschen in den neuen Bundesländern auch zukünftig sicher zu stellen. Nach Auffassung der KBV sind hierfür die folgenden Sicherstellungsmaßnahmen nötig:

1. Ausbau des Programms zur Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin. Hier könnten in den alten Bundesländer nicht ausgeschöpfte Fördermittel zusätzlich für weitere Stellen in den neuen Bundesländern bereitgestellt werden.

2. Zulassungsbeschränkungen in anderen, nicht unterversorgten Planungsbereichen, mit dem Ziel, in hausärztlich unterversorgten Planungsbereichen vakante Kassenarztsitze besetzen zu können.


3. finanzielle und sonstige Sicherstellungsmaßnahmen der zuständigen KVen, beispielsweise die Zusage von Umsatzgarantien und zinslosen Darlehen für Praxisinvestitionen, die Einräumung einer „Landarztzulage“, die Förderung des Aufbaus von Gemeinschaftspraxen, die Genehmigung von Zweigpraxen, etc.

4. Befristete Ermächtigung von ausländischen Ärzten zur Übernahme einer verwaisten Kassenpraxis.


5. Betreiben einer Eigeneinrichtung durch die KV im Benehmen mit den Krankenkassen. Auf dieser Rechtsgrundlage kommt die befristete Anstellung von Ärzten durch die KV zur Erhaltung eines verwaisten, dringend benötigten Kassenarztsitzes in Betracht.

6. Absicherung des Kassenärztlichen Notdienstes. Die Einführung einer Stundenpauschale durch gemeinsame Finanzierung der Krankenkassen und KVen muss so attraktiv gestaltet werden, dass zusätzlich nicht an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmende Ärzte zur Absicherung des Kassenärztlichen Notdienstes gewonnen werden können.



Quelle und Kontaktadresse:
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Herbert-Lewin-Str. 3 50931 Köln Telefon: 0221/40050 Telefax: 0221/408039

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