Qualitätsoffensive für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg / Wohnungswirtschaft setzt Augenmerk auf demografische und energetische Aspekte
(Stuttgart) - Vernetzt, energetisch optimiert und technisch umfangreich ausgestattet so sieht angesichts steigender Lebenserwartungen und angesichts des technischen Fortschritts das Wohnen in Zukunft aus. Bereits im Jahr 2050 wird das Durchschnittsalter der Einwohner in Baden-Württemberg bei fast 50 Jahren liegen. 39 Prozent der Baden-Württemberger sind dann über 60 Jahre alt. Als Nutzergruppe bevorzugen sie nicht die besonders großen Wohnungen und Häuser, sondern altersgerechte Wohnungen mit hohem Wohnkomfort, modernem Wohnstandard und guter infrastruktureller Anbindung. Mit einem Wohnungsbestand von etwa 500.000 Wohnungen begegnet die im vbw Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen organisierte Wirtschaft dem Trend mit einer Qualitätsoffensive.
Wir konzentrieren uns darauf, das Wohnungsangebot der demografischen Entwicklung zuvorkommend zu gestalten, sagte Gerhard A. Burkhardt, Präsi-dent des vbw Verband baden-württembergischer Wohnungsunternehmen. Dem vbw gehören 291 Wohnungsunternehmen an, die allein im Jahr 2007 etwa 2.700 Wohnungen in Baden-Württemberg und damit etwa 8 Prozent der Neubauimmobilien im Land fertig gestellt haben. Im nachhaltigen Neubau ist die energetische und demografische Immobilienausrichtung heute schon sehr gut ausgelegt. Wir ermöglichen über Anpassungen im Wohnungsbestand, über Mehrgenerationenhäuser, Seniorenwohngemeinschaften und den Bau von betreuten Wohnanlagen unseren bisherigen und neuen Mietern ein lan-ges Verbleiben in den bekannten Wohnungen und Stadtgebieten, so Burk-hardt. Die Wohnungswirtschaft kooperiert beim Modell des betreuten Woh-nens beispielsweise mit sozialen Trägern, die die Betreuungs- und Dienstleis-tungen übernehmen. Letztlich entscheiden die Käufer oder Mieter der Woh-nungen bei diesem Modell selbst über den Umfang der Leistungen, die sie in Anspruch nehmen wollen. Je nach Lebens- und Gesundheitssituation lässt sich der Standard anpassen. Als offene Treffpunkte mit Mietercafés stellen die Wohnungsanlagen meist eine zentrale Begegnungsstätte mit hohem so-zialem Integrationsfaktor in den Wohngebieten dar, so Burkhardt. In Mehrge-nerationenhäuser wird das Zusammenleben von Jung und Alt, Familien und Alleinstehenden gestärkt.
Große Investitionsleistungen in die Qualität
Bei den älteren bestehenden Wohnungen, in denen die Mieter häufig schon viele Jahre wohnen, passt die Immobilienwirtschaft im Rahmen von Moderni-sierungen und Sanierungen auch die Wohnungsaufteilung an, beseitigt Schwellen und mögliche Barrieren, ergänzt Aufzüge und verbreitert Durch-gänge.
Im Neubau setzen die Wohnungsunternehmen im vbw verstärkt erneuerbare Energien ein. Sie nutzen insbesondere Biomasse wie Holzpellets- und Holzhackschnitzelheizanlagen, (geothermische) Wärmepumpensysteme, aber auch Solar- und Photovoltaikanlagen. Gute Umweltbilanzen bieten auch die Fern- und Nahwärmenetze sowie Blockheizkraftwerke, die die Unternehmen als Wärmeenergielieferanten nutzen. Wir sehen uns hierbei auch als Pioniere, die gemeinsam mit den entsprechenden Instituten immer wieder neue Techniken erproben und einsetzen, sagte Burkhardt. Die langen Armortisationszeiten der neuen Techniken machten den Einsatz in bereits bestehenden Wohnungen ökonomisch unrentabel. Daher konzentrieren sich die Unternehmen im Wohnungsbestand intensiv um eine optimale Dämmung der Gebäude und die sinnvolle Auslegung ihrer Heizsysteme. Die Effizienzsteigerung bringe Einspareffekte als der Einsatz von erneuerbaren Energien. Je nach Maßnahmen lassen sich so zwischen 25 Prozent bis 55 Prozent Primärenergie einsparen.
Die im vbw organisierten Wohnungsunternehmen planen in den kommenden fünf Jahren rund sechs bis sieben Milliarden Euro in den Neubau, die Moder-nisierung und Sanierung des Wohnungsbestandes zu investieren. Wir wer-den bewusst und offensiv die Qualität der Bauten weiter erhöhen, sagte Ger-hard A. Burkhardt, im Sinne der Umwelt und der Kunden.
Hohe Baulandpreise und stark gestiegene Rohstoffpreise haben das Bauen weiter verteuert. Ein geringeres Kaufinteresse im Wohneigentumsbereich sorgt allerdings weiterhin für moderate Wohneigentumspreise. Wir spüren den Wegfall der Eigenheimzulage und der Pendlerpauschale gerade im mittle-ren Preissegment sehr deutlich, so Burkhardt. Junge Familien blieben derzeit im Zweifel eher in einer Mietwohnung als den Schritt zur eigenen Wohnung oder zu einem eigenen Haus zu wagen. Gerade in den Ballungszentren und Hochschulstädten steht der Mietmarkt unter Druck. Denn auch immer mehr Senioren und Singles ziehen wegen der guten Infrastruktur und dem Arbeits-platzangebot in die Städte. Der vbw begrüßt daher die Entscheidung von Wirtschaftsminister Ernst Pfister das Landeswohnraumförderungsprogramm um 25 Millionen für den Mietwohnungsbau an Hochschulstandorten und Großstädten aufzustocken, so Dr. Friedrich Bullinger, Verbandsdirektor des vbw. Trotz eines immer noch im Vergleich zu Vorjahren historisch niedrigen Landeswohnraumförderungsprogramms sei dies ein Schritt in die richtige Richtung.
Große Mietnachfrage steigende Mietpreise
In Baden-Württemberg liegt die Eigentumsquote bei 49,3 Prozent. Über 50 Prozent der Woh-nungen werden von Mietern bewohnt. Rund jeder achte Einwohner im Land wohnt bei einem Mitgliedsunternehmen des vbw, deren landesweite Durchschnittsmiete im Jahr 2007 bei 5,39 Euro pro Quadratmeter und damit jeweils deutlich unter den ortsüblichen Vergleichsmieten lag. Der niedrige Mietdurchschnitt hat sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp acht Prozent erhöht. Dies macht die gestiegene Qualität des Wohnraums deutlich. Wir rechnen damit, dass der Mie-tendurchschnitt weiterhin moderat steigen wird. Solange wir eine Leerstandsquote von unter drei Prozent vorweisen und die Mietqualität weiter steigern können, werden auch die Mieten gemäß dem Preis-Leistungs-Prinzip ansteigen, sagte Burkhardt.
Wohnen ist ein Standortfaktor, so Bullinger. Von einem vielfältigen Woh-nungsangebot im Land profitierten Arbeitgeber und Arbeitnehmer ebenso wie die Gemeinden, Städte und das Land. Kontraproduktiv wirken sich da Rechts-entscheidungen aus, wie das jüngst gefallene BGH-Urteil zu Schönheitsrepa-raturen, so der Verbandsdirektor. Es macht bereits geschlossene Verträge unwirksam. Die Mitgliedsunternehmen des vbw, insbesondere die Genossen-schaften, bei denen die Mitgliedschaft und die Vermietung in einem direkten Zusammenhang stehen, pflegen ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Mie-tern, das sich auf mehr als nur angemessene und meist recht günstige Mieten bezieht. Wirtschaftlich katastrophal ist das BGH-Urteil insbesondere deswe-gen, weil die vom Mieter zu übernehmenden Schönheitsreparaturen bereits in einer günstigeren Miete eingepreist sind, sagte der Verbandsdirektor. Die Mit-gliedsunternehmen des vbw agieren nicht als Miethaie, sondern haben in der Rechtsform der Genossenschaft ihren Ursprung häufig sogar als Selbsthilfe-einrichtungen. Wir fordern von der Politik und Rechtsprechung in Bund und Land konsistentes und verlässliches Wirken, damit wir nachhaltig und zu-kunftsgerichtet handeln können, erklärte Bullinger abschließend.
Quelle und Kontaktadresse:
vbw Verband baden-württembergischer Wohnungsunternehmen e.V.
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