Qualitätsgesicherte Sekundärbaustoffe sind Rohstoffe der Zukunft
(Bonn) - Die Bauwirtschaft wird in Zukunft am Einsatz ressourcen-, flächen-, energie- und umweltschonender Sekundärbaustoffe nicht mehr vorbeikommen. Diese Botschaft nahmen die rund 100 Akteure aus der Bau- und Recyclingwirtschaft, aus Planungsbüros sowie der Bau-, Naturschutz- und Umweltverwaltung, am 22. Februar, auf dem Ostbayerischen Recyclingbaustoff-Aufschlag des Baustoff Recycling Bayern e.V. und des BUND Naturschutz in Bayern e.V. in Straubing mit.
Gleichwertige Qualität zu Primärrohstoffen - breites Einsatzpotenzial
Mineralische Abfälle sind nicht nur die mengenmäßig größte Abfallfraktion in Deutschland, sondern sie bergen erhebliche, leicht zu realisierende, brachliegende Einsatzpotenziale. Und in der Bewertung vieler bereits realisierter Baumaßnahmen zeigt sich: Sekundärbaustoffe sind oder werden in Zukunft nahezu universell einsetzbar sein. Als Straßenbaumaterial, Pflanzgranulate, für die Betonherstellung oder für den Erd-, Tief- und Hochbau. Qualitätsgesicherte Sekundärbaustoffe erfüllen alle gestellten bau- und umwelttechnischen Anforderungen. Erfahrungen aus zahlreichen Einbauten in der Praxis zeigen: Verwender sehen keinen Unterschied mehr zu Produkten aus Primärrohstoffen.
Erfolgstories in der Praxis: RC-Baustoffe in Bayernkaserne und Humboldt-Universität
Mehr noch, Sekundärbaustoffe sind dabei, sich immer neue Anwendungsbereiche zu erobern und sich damit ganz klar als Rohstoffe der Zukunft zu etablieren. Zudem ist die Deponieraumknappheit ein weiteres wichtiges Argument dafür, die Verwertungsquoten mineralischer Abfälle zu steigern und weiter auszubauen. Dies machte Stefan Schmidmeyer, Geschäftsführer des bvse-Fachverband Mineralik - Recycling und Verwertung und Geschäftsführer des Baustoff Recycling Bayern e.V., in seinen Ausführungen zu den Einsatzmöglichkeiten von Sekundärbaustoffen in der Praxis und den Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von Recyclingprojekten mit vielen Praxisbeispielen deutlich.
So berichtete Schmidmeyer vom Erfolgsbeispiel auf dem Gelände der alten Bayernkaserne in München, in der sogenannten "Recycling-Siedlung". 5.500 neue Wohnungen werden dort aus rund 75 Prozent der alten Bausubstanz errichtet. Ca. 1,2 Millionen Tonnen Material werden dabei direkt vor Ort wiederverwendet. Etwa 600.000 Tonnen Material werden zu hochwertigen zertifizierten Sekundärbaustoffen aufbereitet und anschließend als Straßenbaumaterial, als Pflanzgranulate, für die Betonherstellung oder für den Erd- und Tiefbau eingesetzt.
Auch beim Einsatz von Recyclingbeton im Neubau des Forschungs- und Laborgebäude Lebenswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin, in der R-Beton mit einer Gesamtmenge von rund 5.400 m³ sowohl für die Herstellung der Schlitzwand als auch für die Bauhauptarbeiten am Gebäude eingesetzt wurde, zeigten sich hervorragende Ergebnisse, betonte Schmidmeyer. "Dieses Projekt zeigt neben vielen anderen, dass Recycler in der Lage sind, eine qualitativ hochwertige rezyklierte Gesteinskörnung für den Einsatz in Beton zu produzieren, die der natürlichen Gesteinskörnung qualitativ in keinem Punkt nachsteht. Die Transportbetonproduzenten konnten R-Beton problemlos mit den vorgeschriebenen Anforderungen, z. B. an Festigkeitsklasse oder Konsistenz, herstellen und dabei den R-Beton beim Einbau genauso handhaben wie Normalbeton", so der Baustoffrecyclingexperte.
Einsatz von RC-Baustoffen schont unsere natürlichen Ressourcen
Mit dem vermehrten Einsatz von Recyclingbaustoffen können zudem unsere wertvollen natürlichen Ressourcen geschont werden, machte Johann Meindorfer vom BUND Naturschutz in Bayern deutlich. Die Einsparung von Ressourcen und Energie durch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist zentral wichtig für den Klima- und Umweltschutz, bestätigte auch der Geschäftsführer des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Straubing Stadt und Land (ZAW-SR), Gangolf Wasmeier. Auch wenn der Gesamtbedarf an Baustoffen nicht komplett durch Sekundärbaustoffe substituiert werden kann, so gilt es doch, das vorhandene und bei weitem noch nicht ausgeschöpfte Recyclingpotenzial bei den jährlich anfallenden Bau- und Abbruchabfällen, wie Bauschutt und Bodenaushub, so weit als möglich auszuschöpfen, forderte Stefan Schmidmeyer. Die rechtlichen Voraussetzungen sind geschaffen, die Technik ist vorhanden und aus wirtschaftlicher wie auch ökologischer Sicht wäre dies mehr als geboten.
Öffentliche Hand mit Vorbildfunktion in der Pflicht
Als unabdingbare Voraussetzung dafür, dass der Einsatz von Sekundärbaustoffe weiter voranschreiten kann, muss insbesondere die öffentliche Hand ihrer Verpflichtung und Vorbildfunktion nachkommen, umweltverträgliche Recyclingbaustoffe verstärkt nachzufragen und einzusetzen, betonte Meindorfer. Jedoch wurde dafür in den letzten Jahren vor allem auf kommunalpolitischer Ebene zu wenig unternommen. In diesem Zusammenhang zeigte sich der Mitinitiator des Ostbayerischen Recyclingbaustoff-Aufschlags sehr erfreut darüber, dass sich die Stadt Straubing mit Bürgermeister Werner Schäfer mit einem Konzept bereits klar zu einem nachhaltigen Beschaffungswesen bekannt habe, das auch den Einsatz von RC-Baustoffen umfasst.
Recyclingbaustoffe werden Primärrohstoffe überall ersetzen können
In Zukunft wird es wohl kaum mehr ein Bauvorhaben geben, bei dem Primärbaustoffe, wie Kies und Schotter, nicht auch in größeren Anteilen als bisher durch Recyclingbaustoffe ersetzt werden können, lautete Meindorfers Resümee.
Quelle und Kontaktadresse:
(bvse) Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.
Michaela Ziss, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fränkische Str. 2, 53229 Bonn
Telefon: (0228) 988490, Fax: (0228) 9884999
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