"Qualifizierung durch Weiterbildung ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft des eigenen Unternehmens"
(Berlin) - "Die Investitionskraft sinkt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Doch beim Thema Qualifizierung lohnt sich die Überlegung ganz besonders", betonte BAP-Präsident Sebastian Lazay bei der heutigen zweiten Ausgabe der digitalen Veranstaltungsreihe "ARBEIT & PERSONAL" kompakt des BAP mit Blick auf die derzeitige wirtschaftliche Lage. Denn der Fachkräftemangel, der Strukturwandel und die Digitalisierung seien eine Herausforderung und wesentliche Gründe für lebenslanges und zeitgemäßes Lernen und daher auch Daueraufgabe für die Personalentwicklung bei Personaldienstleistern. "Qualifizierung durch Weiterbildung ist dabei nicht nur eine Investition in die Wirtschaft und Gesellschaft, sondern ein wichtiger Baustein für die Zukunft des eigenen Unternehmens", verdeutlichte Lazay. Bereits heute würden die Personaldienstleister vielfältige Weiterbildungsangebote für Zeitarbeitskräfte anbieten, die in der breiten Öffentlichkeit oftmals jedoch nur wenig bekannt seien. "Zeit, dass sich dies ändert", forderte Lazay, denn "die Angebote zur Weiterbildung sind maßgeschneidert auf die jeweilige Zielgruppe von Un- und Angelernten bis hin zu Fachkräften und Akademikern." Gerade mit Blick auf un- und angelernte Menschen habe der BAP das 3-Stufen-Qualifizierungsmodell entwickelt, mit dem geringqualifizierte Zeitarbeitskräfte in Etappen an einen anerkannten Berufsabschluss herangeführt werden können.
Einen Überblick über die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt und die Herausforderungen durch die Folgen der Corona-Pandemie lieferte im Anschluss Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit (BA), mit seinem Impulsvortrag "Wieder alles gut? Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt". Insgesamt zeige sich dieser in Deutschland im internationalen Vergleich erstaunlich robust. Dabei hätten "Kurzarbeit und andere Liquiditätshilfen dazu geführt, dass wir es in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft geschafft haben, keine Massenarbeitslosigkeit zu haben." Ziel der BA sei es stets gewesen, Beschäftigung und nicht Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Gleichzeitig habe sich durch die Corona-Krise aber die Bipolarität auf dem deutschen Arbeitsmarkt verstärkt, durch welche der sich weiter ausbreitende Fachkräftemangel einer zunehmenden Langzeitarbeitslosigkeit bei Un- und Angelernten gegenüberstehe. Daher seien "Weiterbildungsmaßnahmen dringend erforderlich, um diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fit für die Erfordernisse des modernen digitalisierten Arbeitsmarktes zu machen." Mit Blick auf die Personaldienstleistungsbranche bekräftigte Terzenbach, dass "wir als BA die Zusammenarbeit mit den Zeitarbeitsunternehmen gerade bei der Weiterbildung weiter forcieren wollen". Grundsätzlich sei die "Zeitarbeit eine große breite Brücke in den Arbeitsmarkt und mit ihrer zeitlichen und örtlichen Flexibilität als Zukunftsmodell für den Arbeitsmarkt unverzichtbar."
Welche konkreten Weiterbildungsmöglichkeiten die BA für Zeitarbeitsunternehmen bereit hält, stellte Heike Jost-Zipperer, Koordinatorin Zeitarbeit der Koordinierenden Stelle bei der BA, vor. Unter dem Titel "Fördermöglichkeit Qualifizierungschancengesetz - Initiative WEITER.BILDUNG!" zeigte sie zwei verschiedene Wege zur finanziellen Unterstützung bei der Weiterbildung von Beschäftigten auf. Eine Möglichkeit zur Förderung von Beschäftigten biete dabei das im Januar 2019 in Kraft getretene Qualifizierungschancengesetz. Dieses sieht den Ausbau der Weiterbildungsförderung für alle Beschäftigten vor, deren berufliche Tätigkeiten vom digitalen Strukturwandel bedroht sind oder die eine Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben. Diese Förderung sei besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) attraktiv, "da die entsprechenden Zuschüsse der BA umso höher sind, je kleiner die Unternehmen sind. Gleiches gilt für die Erstattung der Arbeitsentgelte während der Weiterbildung." Erforderlich für eine Förderung sei dabei, dass die Weiterbildung über eine kurzfristige, arbeitsplatzbezogene Maßnahme hinausgehe und mindestens 120 Stunden umfasse. Jost-Zipperer erläuterte zudem die Möglichkeiten, die das Beschäftigungssicherungsgesetz in Zeiten der Kurzarbeit für die notwendige Qualifizierung der Beschäftigten biete. Dabei sei es die Intention, einen Anreiz zu setzen, um die Zeiten des Arbeitsausfalls für berufliche Weiterbildung zu nutzen, wobei KMU auch hier finanziell besonders gefördert würden.
Am Beispiel des "Gemeinschaftsprojekts der Qualifizierungsverbünde Baden-Württemberg" erläuterten Uwe Bies-Herkommer und Maximilian Mühlhausen vom Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e.V., wie vor allem kleine und mittelständische Personaldienstleister in der Praxis die Weiterbildung ihrer Beschäftigten forcieren können. Bei diesem Modellprojekt, zu dessen Partnern u.a. die BA Regionaldirektion Baden-Württemberg, das baden-württembergische Wirtschaftsministerium und Südwestmetall gehören, geht die Qualifizierungsmaßnahme über den Bedarf im Einzelunternehmen hinaus. Ziel sei es vielmehr, "gemeinsam im Verbund die Herausforderungen durch die digitale Transformation zu meistern." Zu den Vorteilen einer Weiterbildung im Verbund gehörten neben einer Kostenersparnis auch der enge Austausch von Personalverantwortlichen bei der Planung der Maßnahmen. Nach dem Projektstart Ende des vergangenen Jahres und der kürzlich durchgeführten Festlegung des Qualifizierungsbedarfs, ist der Beginn der ersten Qualifizierungsmaßnahme im Verbund für Juli vorgesehen. Die Auswahl wird dabei gemeinsam mit einem Personaldienstleister vorgenommen, der sich als Partner im Modellprojekt engagiert.
Wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen gezielt von den Führungskräften mit Personalverantwortung zur Weiterbildung motiviert werden können, zeigte Nathalie Kern, Geschäftsführerin der SO.real GmbH, auf. Denn momentan würden digitale Weiterbildungen auf Führungsebene zwar häufig als wichtiger Schlüssel zum Unternehmenserfolg angesehen, doch fühlten sich nur wenige Mitarbeitende davon angesprochen. Daher sei es unerlässlich, dass "Weiterbildungen maßgeschneidert sind und den Beschäftigten die damit verbundenen Chancen und Perspektiven klar aufzeigen." Um einen erfolgreichen Lernprozess zu erreichen, käme den Führungskräften eine zentrale Rolle zu. Sie seien in der Verantwortung, "die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu analysieren und die Weiterbildung gemeinsam mit ihm zu entwickeln, damit die Maßnahme zielgerichtet und erfolgreich wird." Zudem müssten die Führungskräfte als Mentoren stetige Wegbegleiter in der Zeit der Weiterbildung sein und bei Fragen und Problemen verfügbar sein.
Den Abschluss dieser "ARBEIT & PERSONAL" kompakt unter dem Titel "Weiterbildung als Zukunftssicherung: Möglichkeiten und Best Practice für Zeitarbeitsunternehmen" bildete eine kurze Diskussionsrunde, bei der Arbeitsmarkt- und Netzwerkexpertin Ines Dauth, die durch das Programm führte, gemeinsam mit den Referentinnen und Referenten die wesentlichen Erkenntnisse der Vorträge zusammenfasste.
Zwei weitere Ausgaben von "ARBEIT & PERSONAL" kompakt sind 2021 mit jeweils unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten geplant. So wird bei der kommenden Veranstaltung im September der Fokus auf dem Thema "Bundestagswahl 2021: Perspektiven für den Arbeitsmarkt" liegen.
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