„Provokanter Anstoß für Debatte über Finanzierung von Bildung“
(Frankfurt am Main) – Als einen „provokanten Anstoߓ für die Debatte über die Finanzierung von Bildung hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das Konzept „Bildung neu denken! Das Finanzkonzept“ bezeichnet. In keinem anderen Industriestaat hänge der Bildungserfolg junger Menschen so stark vom Geldbeutel der Eltern ab wie in Deutschland. „Das müssen wir ändern. Das Ziel der Wirtschaftsvertreter, Deutschland bei den Bildungsausgaben auf Platz drei im OECD-Vergleich zu bringen, ist richtig. Die Einzelmaßnahmen bedürfen jedoch einer genauen Prüfung“, sagte GEW-Schulexpertin Marianne Demmer am 28. Oktober in Frankfurt a.M. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat die Ergebnisse der Studie, die die Prognos AG (Basel) unter Koordination von Prof. Dieter Lenzen (FU Berlin) erstellt hat, heute in Berlin vorgestellt.
Die Studie sei mutig: Entgegen aktueller politischer Entscheidungen fordere sie eine Erhöhung der Bildungsausgaben um über 30 Milliarden Euro. „Für die Bereitstellung dieser Gelder aber das Konzept des ‚vollkommenen Marktes’ vorzuschlagen, geht in die Irre und widerspricht einer solidarischen Finanzierung des gesellschaftlichen Gutes Bildung“, sagte die Gewerkschafterin. Sie lehnte einen weiteren Rückzug des Staates aus der Verantwortung für Bildung und Erziehung der nachwachsenden Generation ab. „Die Ökonomisierung von Staat, Gesellschaft und Bildung darf nicht zum Leitbild und Bildung damit auf ihre wirtschaftliche Funktion reduziert werden“, sagte die GEW-Sprecherin. Über Kürzungen von Subventionen könne man jedoch jederzeit reden. Hier komme es auf die richtige Balance an. Demmer warnte aber davor, „Bildungs- gegen Sozialausgaben auszuspielen“.
„Das Sitzen bleiben abzuschaffen, ist sowohl aus ökonomischen wie pädagogischen Gründen sinnvoll. Endlich hält diese Erkenntnis auch in Wirtschaftskreisen Einzug“, betonte die Schulexpertin. Sie unterstützte auch die Forderung nach mehr Ganztagsschulen. „Die Wirtschaftsvertreter sollten zudem darüber nachdenken, dass die Abschaffung der parallelen Schulformen in der Sekundarstufe I ebenfalls Gelder einsparen würde. Wie wir spätestens seit PISA wissen, trägt diese Maßnahme auch zur Verbesserung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler bei“, erklärte Demmer.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt
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