Protesttag: Apotheken in Rheinland-Pfalz bleiben am 15. November geschlossen
(Mainz) - Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung bleiben am Mittwoch, 15. November 2023, die meisten Apotheken in Rheinland-Pfalz ganztags geschlossen. An dem Protesttag sichern die Notdienst-Apotheken die Versorgung mit Arzneimitteln. Eine Abfrage des Apothekerverbandes hat eine hohe Protestbereitschaft bestätigt. Mehrere Hundert pharmazeutische Fachkräfte aus den Apothekenteams nehmen zudem an der zentralen Protest-Kundgebung der Apotheken in Dortmund teil. Dort protestieren die Apothekenteams aus NRW, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland gemeinsam. "Es geht nicht nur um unsere Interessen - wir demonstrieren auch für unsere Patientinnen und Patienten", erklärt Apothekerin Petra Engel-Djabarian, Pressesprecherin des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz. Eine wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln in gewohnter Qualität gelinge nur, wenn es wieder attraktiv wird, eine Apotheke zu gründen oder zu übernehmen.
Die Zahl der Apotheken in Rheinland-Pfalz ist in den zurückliegenden 10 Jahren von 1.084 Apotheken im Jahr 2012 auf derzeit nur noch 865 Apotheken gesunken. Das Apothekensterben wird sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen, da gut ein Drittel (34 Prozent) der Apothekeninhaber/innen in Rheinland-Pfalz älter als 60 Jahre ist.
Gründe für das ungebremste Apothekensterben sind aus Sicht des Apothekerverbandes unfaire gesetzliche Rahmenbedingungen, der Nachwuchsmangel und überbordende Bürokratie. Andreas Hott, 1. Vorsitzender des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz: "Seit Jahren weisen wir auf die brisante Lage hin. Die Apothekerinnen und Apotheker bemühen sich jeden Tag, die Arzneimittelversorgung trotz widriger Umstände aufrechtzuerhalten. In den Gesetzesvorhaben finden die Probleme der öffentlichen Apotheken so gut wie keine Berücksichtigung. Diese Missachtung durch die Politik führt zu einer Destabilisierung der Arzneimittelversorgung in Deutschland." Die Botschaft ist:
"Immer weniger Apotheken, eine von Engpässen geprägte Patientenversorgung, zehn Jahre Honorar-Stillstand bei den Apotheken und bisher keine Einsicht der Bundesregierung - so kann und darf es nicht weitergehen!" Bereits am 14. Juni hatten sich fast alle Apotheken in Rheinland-Pfalz an einem bundesweiten Apotheken-Protesttag beteiligt und die Apotheken geschlossen gehalten.
Andreas Hott: "Kaum ein anderer Berufszweig ist auf faire gesetzliche Rahmenbedingungen so angewiesen wie die Apotheken, denn Apotheken können ihre höheren Kosten nicht einfach auf die Verkaufspreise umlegen. Die Arzneimittelpreise und das Apothekenhonorar sind staatlich festgelegt (Arzneimittel-Preisverordnung). Die Honorierung der Apotheken orientiert sich weitestgehend nicht am Umsatz, sondern an der Anzahl der abgegebenen Packungen, für die der Gesetzgeber ein Fixum (seit 2013: 8,35 Euro) festlegt.
Dieses Fixum hat der Gesetzgeber seit über zehn Jahren nicht angepasst. Damit sind Apotheken von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Überdies hat der Gesetzgeber in diesem Jahr das Apothekenhonorar zugunsten der gesetzlichen Kassen sogar befristet um 23 Cent je Packung gekürzt (Apothekenabschlag). Die von Karl Lauterbach veröffentlichten Apothekenreformpläne und die beabsichtigte Erleichterung für Filialgründungen (ohne Apotheker, ohne Labor, ohne Nacht- und Notdienst) setzt die Axt an die wirtschaftliche Auskömmlichkeit der Haupt-Apotheken, denen durch derartige Abgabestellen weiter Absatz und Wirtschaftskraft entzogen würde. Diese Pläne führen zu einer Zwei-Klassen-Versorgung."
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