Proteste der Medizinstudierenden zeigen offenbar Erfolg / PJ-Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin vom Tisch?
(Berlin) - Die Medizinstudierenden im Hartmannbund zeigen sich mit der aktuellen Entwicklung in Sachen "PJ-Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin" zufrieden. Auf dem Deutschen Ärztetag in Hamburg und dem Medizinischen Fakultätentag in Würzburg in der vergangenen Woche war man sich einig: Eine weitere Verpflichtung in der Allgemeinmedizin darf es nicht geben. Auch die politisch diskutierte "Landarztquote" wird von beiden Institutionen weiterhin abgelehnt. "Für uns Studierende ist es ein sehr wichtiges Signal, dass Ärzte und Fakultäten unsere Forderungen unterstützen", sagt Moritz Völker, Vorsitzender des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund, mit Blick auf die kurz bevorstehende Veröffentlichung des "Masterplan Medizinstudium 2020". Diese werde von den Studierenden mit Spannung erwartet. "Wir hoffen sehr, dass die Vertreter von Bund und Ländern Maßnahmen vorschlagen, die das Medizinstudium wirklich sinnvoll weiterentwickeln". Dazu gehöre aus Sicht der Medizinstudierenden im Hartmannbund auch eine Aufteilung des Praktischen Jahres (PJ) in zwei Pflicht- und zwei Wahlquartale. Diese Variante ermögliche Studierenden mehr Wahlfreiheit und gebe auch der Allgemeinmedizin eine größere Chance.
Positiv überrascht zeigen sich die Medizinstudierenden im Hartmannbund, dass ihre vor einem Jahr formulierte Forderung, zur Stärkung der Allgemeinmedizin die Voraussetzungen zur Absolvierung eines freiwilligen PJ-Quartals in der ambulanten Versorgung (bei Haus- und Fachärzten) zu schaffen, auf offene Ohren gestoßen ist. Vor allem der bis dato vehementeste Verfechter eines PJ-Pflichtabschnitts in der Allgemeinmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM), zeige sich kompromissbereit und signalisiere einen Verzicht auf ihre entsprechende Forderung. "Unser monatelanges Engagement und unsere zahlreichen Protestaktionen gegen einen Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin, wie zuletzt auch im Rahmen des Aktionstages 'RichtigGuteÄrzteWerden', scheinen offensichtlich Wirkung zu zeigen. Unabhängig davon, dass wir eine Verpflichtung grundsätzlich nicht für den richtigen Weg halten, bleibt die im Gegenzug von der DEGAM vorgeschlagene Verpflichtung zu einem PJ-Quartal in der ambulanten Versorgung mindestens so lange problematisch, wie ihre Umsetzung angesichts nicht vorhandener Kapazitäten im ambulanten Bereich illusorisch ist", sagt Völker. Es sei grundsätzlich richtig und wichtig, die ambulante Versorgung stärker in das Medizinstudium einzubeziehen, aber bereits jetzt hätten die Fakultäten Probleme, Lehrpraxen für das Wahltertial in der Allgemeinmedizin bereitzustellen. Für ein bundesweites verpflichtendes Quartal in der ambulanten Versorgung müsste die Suche nach geeigneten Lehrpraxen - mindestens im fachärztlichen Bereich - von vorne beginnen.
Völker: "Im Ziel der Stärkung der Allgemeinmedizin und der ambulanten Versorgung sind wir uns ganz sicher einig, was den richtigen Weg anbetrifft, gibt es aus unserer Sicht aber noch einigen Diskussionsbedarf". Dies gelte zum Beispiel auch hinsichtlich der Frage einer angemessenen PJ-Aufwandsentschädigung, die aus Sicht der Medizinstudierenden wie im stationären Sektor auch ambulant gezahlt werden müsste.
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