Prostatakrebs: Rahmenbedingungen verbessern / Deutsche Krebshilfe sieht Handlungsbedarf bei Therapiestudien
(Köln/Bonn) Prostatakrebs ist heilbar, wenn er frühzeitig erkannt wird. Deshalb plädieren wir klar für eine breite Information zur Krebs-Früherkennung. Allerdings können wir uns bei der heutigen Datenlage nicht für ein allgemeines Anschreiben zum Beispiel über Meldeämter für ein PSA-Screening aussprechen, betonte Professor Dr. Herbert Rübben, Direktor der Urologischen Klinik des Universitätsklinikums Essen, am Wochenende auf einer Ärztetagung der Mildred Scheel Akademie in Köln.
Die Früherkennung von Prostatakrebs bietet die größte Chance auf Heilung. Die von den Krankenkassen finanzierte Krebs-Früherkennungsuntersuchung stützt sich dabei auf die Tastuntersuchung durch den Mastdarm, eine Methode, bei der ein Prostatakarzinom im Frühstadium jedoch nicht ausreichend zuverlässig entdeckt wird. Deshalb sprechen sich Experten dafür aus, diese Untersuchung durch die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) zu ergänzen, und zwar bei Männern ab 50 Jahren beziehungsweise ab 45, wenn eine familiäre Vorbelastung vorliegt. Aber, so Professor Dr. Herbert Rübben, Direktor der Urologischen Klinik des Universitätsklinikums Essen, ein allgemeines PSA-Screening, bei dem zum Beispiel über Meldeämter alle Männer ab 50 Jahren aufgerufen werden, den PSA-Test zu machen, lässt sich aufgrund der Studienergebnisse derzeit nicht rechtfertigen.
Vor der ersten PSA-Bestimmung müssen die Männer über die diagnostischen Schritte informiert werden, die sich anschließen, wenn der PSA einen bestimmten Wert übersteigt. Dazu gehört als erste Maßnahme die Gewebeentnahme (Biopsie) aus der Prostata. Nach dem heutigen Stand der Medizin wird ein Schwellenwert von 4,0 ng/ml als Indikation zu einer weiteren Abklärung angesehen.
Bei der Behandlung von Prostatakrebs ist die radikale Entfernung oder eine Bestrahlung der Prostata die Therapie der Wahl, zumindest so lange der Tumor auf das Organ begrenzt ist. Wie eine skandinavische Studie jetzt zum ersten Mal belegen konnte, verlängert die Operation das metastasenfreie Überleben im Vergleich zum so genannten watchful waiting, also der kontrollierten Beobachtung ohne therapeutische Maßnahmen. Den Ärzten stehen auch bei fortgeschrittenen Tumoren eine Reihe therapeutischer Möglichkeiten zur Verfügung: die Hormonbehandlung, aber auch der Einsatz von zum Beispiel Bisphosphonaten zur Stützung der Knochensubstanz bei langer Hormonbehandlung. Aber bei welchem Patienten sollen welche Behandlungsvarianten zu welchem Zeitpunkt und in welcher Reihenfolge und Kombination angewendet werden? Hier gehen die Expertenmeinungen auseinander, und umfassende Studien, die Antworten auf diese Fragen geben könnten, fehlen. Um die Behandlungsergebnisse für Männer mit Prostatakrebs zu verbessern und in Deutschland eine flächendeckende, hochqualifizierte Therapie zu erreichen, brauchen wir dringend Therapiestudien, betont Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. Die Deutsche Krebshilfe als bundesweit größter privater Förderer onkologischer Studien wird sich dafür einsetzen, dass für Männer mit Prostatakrebs optimale Behandlungskonzepte entwickelt werden.
Infokasten : Prostatakrebs
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 32.000 Männer neu an Prostatakrebs. Es ist damit die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Typische Frühsymptome gibt es beim Prostatakarzinom nicht, allerdings ist immer Aufmerksamkeit geboten, wenn Beschwerden bei der Blasenentleerung auftreten wie zum Beispiel ein abgeschwächter Harnstrahl oder häufiger Harndrang . Als Risikofaktoren werden angesehen: höheres Alter, eine familiäre Vorbelastung und eine fett- und fleischreiche Ernährung. Weniger Fett aus Fleisch und Wurst zu verzehren, gilt daher als wichtige vorbeugende Maßnahme gegen Prostatakrebs.
Die Deutsche Krebshilfe gibt zu diesem Thema eine Broschüre für Patienten und Angehörige heraus: Prostatakrebs - Die blauen Ratgeber 17. Sie können die Broschüre kostenlos bestellen bei: Deutsche Krebshilfe, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn, Fax 0228/ 72 99 0-11 oder im Internet unter www.krebshilfe.de.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe e.V.
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