Pressemitteilung | FIAN Deutschland e.V.

Produktionssteigerung allein löst Hungerproblem nicht / Äußerungen von Landwirtschaftsministerin Aigner stoßen auf Kritik

(Köln/Bonn/Stuttgart) - Brot für die Welt, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und FIAN haben sich über die Ergebnisse des G8-Agrarministertreffens im italienischen Treviso enttäuscht gezeigt. Es sei zwar positiv, dass die G8 inmitten der Finanzkrise auf die fortdauernde und verschärfte Hungerkrise hinweisen. Allerdings hätten die G8 abermals die Gelegenheit verpasst, vor der eigenen Tür zu kehren und ihre Landwirtschafts-, Handels- und Entwicklungspolitik in Frage zu stellen.

"Die von den G8 geforderte Verdopplung der landwirtschaftlichen Produktion bis 2050 allein wird den Hunger nicht beseitigen, wenn die strukturellen Ursachen ausgeblendet werden", betont Bernhard Walter von Brot für die Welt. 2008 hat die Welternährungsorganisation (FAO) 350 Millionen US-Dollar ausgegeben, um in 90 Ländern Hochleistungssaatgut und Kunstdünger zu verteilen. "Die Kleinbauern brauchen aber nicht nur Saatgut, sondern auch Zugang zu Land, Beratung, lokalen Absatzmärkten und sozialer Sicherheit", so Walter. Produktionssteigerung dürfe zudem nicht auf Kosten von Klima und Umwelt erfolgen. "Die Intensivlandwirtschaft ist bereits jetzt für 30 Prozent Treibhausgase verantwortlich. Zukunftsfähig sind nur solche Anbaumethoden, die das Klima schonen."

Die NRO begrüßten den Einsatz der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner in Treviso für die Umsetzung der FAO-Leitlinien zum Recht auf Nahrung. Sie widersprachen aber der Interpretation der Ministerin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das Recht auf Nahrung sei eine Selbstverpflichtung von Entwicklungsländern. "Das Menschenrecht auf Nahrung erlegt auch den reichen Ländern des Nordens Pflichten auf", betonte Armin Paasch von FIAN Deutschland. Die Wiedereinführung von Exportsubventionen für Milchprodukte durch die EU stehe dazu im Widerspruch. Aigner hatte die Subventionierung von Milchexporten nach Nigeria, Mauretanien und Bangladesh mit dem Argument verteidigt, dort gebe es keine Milchproduktion. "Diese Aussage trifft nicht zu: In Bangladesh ist die Milchproduktion eine wichtige Einkommensquelle für Kleinbauern. Wegen des großen Potentials zur Armutsbekämpfung hat die Grameen-Bank diese Bauern sogar mit Kleinkrediten unterstützt."

Skeptisch reagieren die Organisationen auch auf den G8-Vorschlag einer "Globalen Partnerschaft für Landwirtschaft und Ernährungssicherung". "Diese neue Partnerschaft würde Doppelstrukturen schaffen und zudem gewinnorientierte Unternehmen in Entscheidungen zur Ernährungspolitik einbinden", kritisierte Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Die G8 sollten sich lieber für eine umfassende Reform und bessere Koordination zwischen der FAO, dem Welternährungsprogramm (WFP) und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) einsetzen. Erstes Mandat dieser Organisationen müsse die Umsetzung des Rechts auf Nahrung sein. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte im Januar in Madrid vorgeschlagen, das Recht auf Nahrung zu einem Grundpfeiler der Hungerbekämpfung durch die UNO zu machen.

Quelle und Kontaktadresse:
FIAN e.V. Internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung Pressestelle Briedeler Str. 13, 50969 Köln Telefon: (0221) 7020072, Telefax: (0221) 7020032

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