Produktionsforschung entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie / VDMA fordert Kurswechsel in der Forschungsförderung
(Mannheim) - "Jeder dritte Arbeitsplatz in Deutschland hängt von der Produktion ab. Auch vor diesem Hintergrund reichen die 72 Millionen Euro für die Produktionsforschung im Bundesforschungs-ministerium bei weitem nicht aus", erklärte Dr. Ing. E.h. Manfred Wittenstein, Präsident des VDMA, am Montag (22. Juni 2009) anlässlich des zweitägigen Kongresses "Intelligenter Produzieren" - Renaissance der industriellen Produktion, den der Verband in Mannheim durchführt und bei dem es um die Frage geht, wie Deutschland zum Produktionsstandort Nummer 1 ausgebaut werden kann. "Überdies muss die breitenwirksame Industrielle Gemeinschaftsforschung gestärkt werden. Und die steuerliche Forschungsförderung muss endlich auch in Deutschland kommen", so Wittenstein. Im Vergleich der Jahre 1981 und 2006 zeige sich, dass der Wirtschaftssektor seine Forschungsaufwendungen um 367 Prozent gesteigerte habe, der Staat aber lediglich um 89 Prozent. Im selben Zeitraum sei der Finanzierungsanteil des Staates an der unternehmerischen Forschung und Entwicklung drastisch zurückgefahren worden und zwar von 16,9 auf 4,5 Prozent. Wettbewerbsländer wie die USA liegen hier bei über 10 Prozent.
Harte Zeiten für Maschinenbauer
"Wir befinden uns mitten in der Rezession, und eine Erholung ist für uns gegenwärtig noch nicht absehbar", sagte Wittenstein zur aktuellen konjunkturellen Situation der Branche. "Darüber dürfen auch nicht die wieder anziehenden Frühindikatoren hinwegtäuschen. Erste noch vage positive Signale kommen allerdings aus China." Die aktuelle Kapazitätsauslastung liege bei 72 Prozent - ein historisches Tief für die Maschinenbauer. Die Zahl der Beschäftigten im Maschinenbau ging - Stand April - seit Jahresanfang um 13.000 Personen zurück. Weitere 158.000 Mitarbeiter befanden sich im März in Kurzarbeit.
Maschinenbau bietet Perspektive und Zukunft
Die drängendste Frage der Unternehmen ist, auf welche Produktions- und Umsatzniveaus sie sich mittelfristig einstellen müssen und welche Konsequenzen das für ihre Produktionskapazitäten haben wird. Vor dem Hintergrund hat der VDMA Anfang Juni eine Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen durchgeführt. 390 Unternehmen haben teilgenommen.
Ein Drittel der Unternehmen will die Krise zur strategischen Neueinstellung von Spezialisten nutzen. In mittelständischen Unternehmen mit 100 bis 250 Beschäftigten und Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind es sogar 40 Prozent.
"16 Prozent der Unternehmen gehen in den nächsten Monaten sogar von einer Zunahme des Ingenieurbestandes im eigenen Unternehmen aus.
Mehr als drei Viertel rechnen damit, dass die Zahl der Ingenieure sich im eigenen Unternehmen nicht verändern wird. Nur acht Prozent glauben, dass der Ingenieurbestand im eigenen Unternehmen in den kommenden Monaten abnehmen wird", sagte der VDMA Präsident.
Fast die Hälfte der Unternehmen (41 Prozent) will die meisten ausgelernten Auszubildenden übernehmen, ein Fünftel sogar alle. Und in fast drei Viertel (73 Prozent) der Unternehmen wird das Lehrstellenangebot im kommenden Ausbildungsjahr konstant bleiben.
Gut die Hälfte der Maschinenbauunternehmen (54 Prozent) erwartet allerdings Einschnitte auch bei der Stammbelegschaft. "Davon müssen wir leider ausgehen. Denn wenn die Personalkapazitäten langfristig nicht ausgelastet werden, geht es ums Überleben", betonte Wittenstein.
Maschinenbau sieht riesige Chancen im Bereich "Green Production Technologies"
"Unsere Technologien sind es, die nachhaltiges Wachstum möglich machen", sagte Wittenstein. Noch sei es allerdings fraglich, "ob wir in Deutschland auch beim Thema Elektromobilität bis zum Kern der Wertschöpfung durchkommen und damit hunderttausende Arbeitsplätze sichern. Wir müssen Lithium-Ionen-Batterien nicht nur erforschen, sondern vor allem kostengünstig produzieren können", forderte Wittenstein. "Wir müssen Technologien für das Produzieren aufbauen, von Elektrofahrzeugen, von mobilen Maschinen, von System-komponenten. Das Schaffen des guten Neuen im Bewusstsein des guten Alten - das ist für mich exakt die intelligente Produktion. Damit könnten wir weltbester Produktionsstandort bleiben", betonte der VDMA Präsident.
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