Politik verschläft Pflegepersonalmangel
(Berlin) - Mgroßer Sorge beobachtet der Deutsche Pflegerat e.V. (DPR), dass im Bundesministerium für Gesundheit der existierende und sich perspektivisch verschärfende Personalmangel im Gesundheitswesen ausschließlich als Mangel an Ärzten wahrgenommen wird.
"Unbemerkt von der Öffentlichkeit und ignoriert von Trägern und Politik entsteht gerade eine riesige Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an Pflegefachkräften," sagt Andreas Westerfellhaus, Präsident des DPR. Nach seinem Amtsantritt hatte der Bundesgesundheitsminister noch betont, kein Minister ausschließlich für die Ärzte sein zu wollen, sondern alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen als Leistungserbringer im Blick zu haben.
Für die Pflegeberufe drängt sich allerdings durch die bisherigen Verlautbarungen mehr und mehr der Eindruck auf, dass Herrn Röslers Augenmerk sich doch vorrangig auf die Belange der Ärzte konzentriert, so Westerfellhaus weiter. Denn das BMG befasst sich bisher nur mit Fragen zu zusätzlichen Arztstellen, besserer Bezahlung und Ausbildung der Ärzte.
Der politisch gewollte Spardruck hat zu Fehlanreizen und Fehlsteuerung in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen und zu einer verfehlten Personalplanung und -entwicklung insbesondere bei den Pflegeberufen geführt. Während die Zahl von Ärzten ständig ansteigt, sinkt in Krankenhäusern die Zahl der Pflegefachkräfte weiter und entwickelt sich in der ambulanten Pflege und stationären Altenhilfe ihre Zahl nicht analog zum steigenden Versorgungsbedarf. Verschlimmert wird dies durch einen Abbau an Ausbildungskapazitäten. Ein Indiz für fehlendes Problembewusstsein ist auch die zögerliche Annahme des Förderprogramms für Pflegestellen in den Krankenhäusern. Der GKV Spitzenverband rechnet für 2009 mit etwa 4.000 beantragten Stellen. GKV und BMG gehen davon aus, dass über die gesamte Laufzeit das Förderprogramm voll genutzt wird. Der DPR hält diese Einschätzung für zu optimistisch.
Nach Auffassung des DPR hat die Politik seit mindestens 10 Jahren wegen der ausschließlichen Betrachtung von Personal als Kostenfaktor und dem Pflegesektor als Verschiebebahnhof der Arbeitsmarktpolitik eine große Mitverantwortung bei der Misere der Pflegeberufe. Pflegende werden ausgebeutet, denn noch nie gab es so wenige Pflegefachkräfte pro Patient bzw. Bewohner unter Berücksichtigung des Unterstützungsbedarfes. Im Krankenhaus ist der Pflegepersonalschlüssel inzwischen niedriger als 1969!
Worte des Bedauerns für die Lage der Pflegenden und der Wertschätzung ihrer Arbeit sind wohlfeil, wenn sie nicht durch Taten untermauert werden. Jede Imagekampagne muss verpuffen, wenn der Arbeitsalltag nicht mehr zu ertragen ist. Denn: wir haben derzeit (noch) keinen Mangel an Pflegefachkräften, sondern einen Mangel an Pflegefachkräften, die bereit sind unter den gegebenen Bedingungen zu arbeiten.
Im Krankenhausbereich tragen häufig die Träger und in der ambulanten Pflege und stationären Altenhilfe die Kostenträger die Hauptverantwortung für die schlechte Pflegepersonalausstattung und ihre Folgen für die Versorgung. Der DPR fordert Bundes- und Landesregierungen auf, endlich die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen. Wer Pflege als Berufswahl wirklich nachhaltig attraktiv machen will, muss in die Arbeitsbedingungen, Personalausstattung, Ausbildung, Aufgabenzuweisung, Karrierechancen und auch die Vergütung der Pflegefachkräfte investieren.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
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