Pressemitteilung | IHK Bremen und Bremerhaven - Industrie- und Handelskammer / Handelskammer Bremen

PISA-Ländervergleich: Leistungsgedanke muss im bremischen Schulsystem wieder im Mittelpunkt stehen

(Bremen) - Die am 25. Juni veröffentlichten Fakten der OECD-Vergleichsstudie PISA auf Länderebene sind nach Auffassung der Handelskammer das Ergebnis einer jahrzehntelang verfehlten Schulpolitik in Bremen. „Schon seit vielen Jahren hat die bremische Wirtschaft immer wieder darauf hingewiesen, dass in den Schulen mehr auf Leistung gesetzt werden und sich der Unterricht weniger am Mittelmaß orientieren sollte“, sagt Handelskammer-Präses Dr. Dirk Plump. Der Weg in die integrierten Gesamtschulen mit hohem personellen Aufwand und relativ geringer Effizienz habe sich als falsch erwiesen.

Erst in den vergangenen drei Jahren seien Anzeichen für ein Umdenken zu bemerken gewesen. Verstärkt werde wieder darauf geachtet, dass Schule und Arbeitswelt sowie Bildung und Wirtschaft enger miteinander verzahnt werden, um bessere Ergebnisse in Bildung, Berufsorientierung und Ausbildung zu erreichen. Dr. Plump: „Die bremische Wirtschaft wird sich daher weiterhin intensiv für eine Verbesserung des Bildungssystems und eine stärkere Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft einsetzen und dabei ein verlässlicher Partner sein.“

Die Platzierung Bremens am Ende der Ergebnisliste von PISA-E, dem ersten Leistungsvergleich zwischen den Bundesländern, dürfe jetzt nicht zu einer langwierigen bildungspolitischen Debatte führen: „Wir müssen konsequent an praktischen Verbesserungen für unser Bildungssystem in Bremen arbeiten“, sagt der Handelskammer-Präses: „Möglichst rasch brauchen wir eine umfassende und flächendeckende Qualitätsverbesserung an allen Schulen. Bildung muss sich wieder verstärkt auf Wissensvermittlung, Werteerziehung und Handlungsorientierung konzentrieren. Sie muss sich zu Lern- und Leistungsbereitschaft bekennen, Selbstverantwortung entwickeln und Begabungsreserven erkennen und verstärkt ausschöpfen.“

Das bremische Schulsystem müsse grundlegend überholt und so differenziert werden, dass den Schülern in allen Schulformen – von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II – ein auf sie zugeschnittener Bildungsweg angeboten werden kann, der in der Lage ist, die individuellen Begabungen zu fördern.

Dabei gehe es nicht in erster Linie um mehr finanzielle Mittel. Bereits jetzt habe Bremen im Bundesvergleich mit die höchsten Aufwendungen pro Schüler im Bildungsbereich. „Wir müssen zunächst das vorhandene Rationalisierungspotenzial ausschöpfen. Dann noch notwendige Investitionen dürfen nur auf Grundlage eines klaren Konzepts zum Umbau des bremischen Bildungssystems vorgenommen werden“, sagt Präses Dr. Plump.

Ziel müsse sein, auch die Hauptschulen als Bildungsangebot zu verstehen, das bei den Schülern Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit aufbaue, sie individuell fördere und zum Lernen motiviere. Ebenso müssten in der Realschule Begabungen und Neigungen stärker gefördert werden; sie müsse zu mehr Selbstständigkeit und Eigeninitiative erziehen. In den Oberstufen des Gymnasiums müssten Kernfächer wie Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften bis zum Abitur unterrichtet werden, das nach der 12. Klasse abgelegt werden sollte.

Vieles lasse sich nur durch eine gleichzeitige Umstrukturierung auf Bundesebene verbessern, beispielsweise durch die Einführung von Bildungsstandards sowie landesweiten und bundesweiten Vergleichstests. Die in den Bildungsstandards definierten Leistungsziele müssen nach Ansicht der Handelskammer Kerninhalte, Fertigkeiten und Kompetenzen umfassen, die am Ende eines bestimmten Bildungsabschnitts nachgewiesen werden müssten.

Bereits im Mai 2002 hatte die Handelskammer viele ihrer Forderungen in einer gemeinsamen Erklärung mit Bildungssenator Willi Lemke und Wirtschaftssenator Josef Hattig festgehalten. Die Kernaussage dieser Erklärung ist, dass Bildung wieder einen höheren Stellenwert als bisher erhalten und als bestimmender Zukunftsfaktor begriffen werden müsse. Motivation und Eigeninitiative seien dabei wichtige Faktoren: „Unser Bildungssystem muss die Schülerinnen und Schüler wieder verstärkt zu Bildung motivieren“, betont Dr. Plump, „die Leistungsorientierung muss als positiver Wert ein stärkeres Gewicht erhalten.“

Quelle und Kontaktadresse:
Handelskammer Bremen Am Markt 13 28195 Bremen Telefon: 0421/36370 Telefax: 0421/3637299

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