Pressemitteilung | k.A.

Pirateriestatistik 2001: Raubkopierate in Deutschland nimmt drastisch zu

(München) - Die Business Software Alliance (BSA) präsentiert mit Besorgnis die aktuellen Statistiken zur Raubkopierate. Deutschland nimmt mit einem Schaden von rund 762 Millionen Euro den traurigen ersten Platz in Europa ein (2000: 649 Millionen Euro). Der Anteil illegal gewerblich genutzter Software stieg um sechs Prozentpunkte auf 34 Prozent an. Damit verzeichnen Deutschland und Frankreich die dramatischste Zunahme der Piraterierate. Im zweiten Jahr in Folge stieg auch der weltweite Raubkopieanteil an. Er liegt jetzt bei 40 Prozent. Der globale Schaden betrug 10,97 Milliarden US-Dollar (12,26 Milliarden Euro). Die Zahlen ergeben sich aus einer Untersuchung, die vom unabhängigen Marktforschungsinstitut IPR seit 1994 jährlich durchgeführt wird.

7Die Region mit dem höchsten Schaden durch Raubkopien war wie in den Jahren zuvor, auch 2001 Asien/Ozeanien mit rund 4,7 Milliarden US-Dollar (USD). Dahinter lag auf dem zweiten Rang Westeuropa. Aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation sank der Verlust von 3,08 Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 auf 2,66 Milliarden US-Dollar (2,97 Milliarden Euro). Die Raubkopierate stieg allerdings um drei auf 37 Prozent. Die Region Osteuropa blieb mit einer Steigerung von 63 auf 67 Prozent auch im vergangenen Jahr Spitzenreiter bei der Raubkopierate. Nordamerika ist weiterhin die Region mit dem geringsten Piraterieanteil (26 Prozent), wobei in den USA mit einer Rate von 25 Prozent anteilsmäßig die wenigsten Raubkopien im Umlauf sind.

Softwarepiraterie in Deutschland und Westeuropa
Der starke Anstieg bei der Verwendung nicht lizenzierter Software in Deutschland ist ein Zeichen dafür, dass dringender Handlungsbedarf besteht. "Wir laufen Gefahr, im internationalen Wettbewerb einen schlechten Ruf zu bekommen: Deutschland als schwarzes Schaf in Europa, mit massiven Urheberrechtsverletzungen als Wirtschaftsbremse", befürchtet Georg Herrnleben, Regional Manager Central Europe der BSA. "Im EU-Nachbarland Österreich zum Beispiel ist die Piraterierate 2001 rückläufig. Dort hat die BSA mit scharfen Aktionen den Druck auf Softwarepiraten verstärkt. Wir werden diese Strategie - wie bereits jetzt bei der Schonfristkampagne in Berlin geschehen - in Zukunft auch in Deutschland verfolgen. Die BSA hat im vergangen Jahr Millionenbeträge in die Aufklärung über die Risiken illegaler Software investiert. Offensichtlich reicht eine reine Informationsarbeit in Deutschland nicht aus."

Gerade im Vergleich mit Österreich zeigt sich nach Ansicht der BSA auch, dass die Strafen beziehungsweise Schadensersatzzahlungen für den Gebrauch illegaler Software angehoben werden müssen, um ein wirkliches Abschreckungspotential zu besitzen. "In Österreich sind die Strafen für Urheberrechtsverletzungen um einiges drakonischer als in Deutschland.", so Herrnleben weiter "Hier sollte dringend nachgebessert werden."

Nach Einschätzung der BSA steht die Steigerung der Kopierrate auch im direkten Zusammenhang mit dem geminderten Wirtschaftswachstum in Deutschland. "Gerade in rezessiven Zeiten meinen Unternehmen, Kosten senken zu können, wenn sie illegale Software einsetzen", so Herrnleben. "Dieses Verhalten ist kurzsichtig, denn Investitionen in effiziente, moderne und vor allem legale Produktionsmittel helfen dabei, konkurrenzfähig zu bleiben".

In Westeuropa konnte Deutschland den ersten Rang der Schadensbilanz durch Softwarepiraterie in den vergangenen acht Jahren nur einmal abgeben - 1999 an Großbritannien. Mittlerweile hat sich der damalige Spitzenreiter aber um den Schutz legaler Software bemüht. 2001 ist der Schaden durch unlizenzierte Software in Großbritannien mit 291 Millionen US-Dollar weniger als halb so hoch wie der in Deutschland.

Weltweit zurück auf dem Stand von 1997
Nachdem die weltweite Piraterierate schon 2000 leicht gestiegen war, hat sie sich nun weiter auf ein Niveau gesteigert, dass zuletzt 1997 herrschte. Nur zwei Regionen, Lateinamerika und der Mittlere Osten, konnten ihre Piraterieraten senken: auf 57 beziehungsweise 51 Prozent. In Afrika stiegen Piraterierate und Schadenssumme von 52 auf 53 Prozent beziehungsweise 136 Millionen auf 147 Millionen USD.

Osteuropas Piraterierate steigt überdurchschnittlich
Entgegen dem globalen Trend steigt in Osteuropa der Schaden durch Softwarepiraterie genauso wie der Anteil unlizenzierter Programme. Mit 67 Prozent liegt dieser um vier Prozent über dem des Vorjahres, der Schaden wuchs von 404 auf 435 Millionen USD. Die Ukraine und Russland konnten sich mit 87 Prozent Raubkopierate zwar leicht verbessern (2000: 89 beziehungsweise 88 Prozent), die Schadenssumme stieg dennoch in beiden Ländern: auf 58 Millionen und 120 Millionen USD. Von den EU-Beitrittskandidaten haben Bulgarien und Rumänien mit einer Rate von 75 Prozent den höchsten Anteil gewerblicher Raubkopien.

Nordamerika: Sinkender Schaden, stagnierende Raubkopierate
In Nordamerika sank der Schaden durch Softwarepiraterie um beinahe ein Drittel von 2.937 Millionen auf 1.997 Millionen USD. Trotzdem trieb der Anstieg der Raubkopierate in den USA um ein Prozent auch die Rate der gesamten Region von 25 auf 26 Prozent hinauf.

Asien und Ozeanien
Ein fast geschlossen negatives Bild bieten Asien und der Pazifische Raum. Die Piraterierate ist zum zweiten Mal in Folge gestiegen und liegt mit 54 Prozent knapp unter dem Wert von 1996 (55 Prozent). Der entstandene Schaden ist eine dreiviertel Milliarde USD höher als 2000 und liegt nun bei 4,7 Milliarden USD. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Zudem finden sich die drei Länder mit den höchsten Piraterieraten der Welt - Vietnam (94 Prozent), China (92 Prozent) und Indonesien (88 Prozent) - allesamt in dieser Region.

Aktivitäten der BSA
Die Business Software Alliance hat alleine in Westeuropa im vergangenen Jahr 6.500 mal Schritte gegen Softwarepiraterie und unlizenzierte Software unternommen. Mit dem fortgesetzten Wachstum des Internet ist es aber zunehmend schwierig, international agierende Raubkopierer zu verfolgen. "Eine Harmonisierung der Rechtsprechung in Europa ist dringend notwenig. Es darf nicht geschehen, dass Softwarepiraten sichere Häfen in Ländern finden, in denen die Gesetzgebung nicht auf dem allgemeinen Standard ist", fordert Herrnleben. "Vor allem muss die EU-Urheberrechtsrichtlinie genau und EU-weit harmonisiert in nationales Recht umgesetzt werden. Insbesondere benötigen wir in Deutschland Schadenersatzregelungen, die auch wirklich abschrecken, wie dies in der EU-Urheberrechtsrichtlinie ausdrücklich gefordert wird. Dies wäre ein entscheidender Schritt für das weitere Wachstum der Softwarebranche in der Europäischen Union und die Schaffung beziehungsweise die Sicherung von Arbeitsplätzen."

Zu den Aktionen, mit denen die BSA dazu beitragen will, die Softwarepiraterierate 2002 zu senken, gehört die "Schonfrist"-Kampagne Berlin. Sie erhöhte den Druck auf Unternehmen, ihren Softwarebestand zu überprüfen und gegebenenfalls zu legalisieren. Vergleichbare Aktivitäten waren im Jahr 2001 in Österreich sehr erfolgreich und haben zum positiven Ergebnis bei der Pirateriestatistik 2001 beigetragen. Die Kampagne in Berlin hat bereits zu einer vermehrten Zahl von Hinweisen auf den illegalen Einsatz von Software geführt. Zudem stieg die Zahl der Lizenzierungen messbar an. Die BSA wird deshalb auch in Zukunft mit Schonfrist-Kampagnen in Deutschland aktiv sein.

Quelle und Kontaktadresse:
Business Software Alliance (BSA) Agnesstr. 40 80798 München Telefon: 089/27 35 97 57 Telefax: 089/27 35 97 58

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