Philologen-Verband unterstützt G8-Verbesserungen / Runder Tisch votiert mit klarer Mehrheit für Beibehaltung und gleichzeitiger Korrektur von G8
(Düsseldorf) - Der "Runde Tisch" empfiehlt der Politik, statt einer fundamentalen Umsteuerung hin zu neun gymnasialen Schuljahren die Vorschläge zur Optimierung der bestehenden Struktur umzusetzen. Der nordrhein-westfälische Philologen-Verband begrüßt dieses Ergebnis. Er wertet diese Grundsatzentscheidung als sachangemessen.
Ausdrücklich betont der Philologen-Verband, dass damit keine prinzipiell positive Beurteilung von G8 an Gymnasien verbunden ist. Wir plädieren nicht unkritisch für die Beibehaltung des Bestehenden und rechtfertigen keineswegs eine Schulzeitverkürzung, die in der schulpolitischen Umsetzung nur unzureichend ein pädagogisch einheitliches Konzept von Konzentration und Straffung erkennen lässt.
"Unsere Entscheidung basiert auf einer Güterabwägung. Wir haben uns für substantielle Veränderungen eingesetzt. Eine Strukturreform, die die Gymnasien wiederum für viele Jahre in einen organisatorischen Umstellungsprozess zwingt, würde u. a. wegen der mit G8 einhergehenden veränderten Stundenzahl sämtlicher anderer Schulformen auch diese in einen Strudel neuer Vorgaben und Verordnungen hineinziehen. Unsere Kolleginnen und Kollegen müssten sich fast in allen Fächern erneut auf neue Lehrpläne einstellen und voraussichtlich mehrere Jahre auf passende Schulbücher warten. Wegen der rechtlichen Veränderungen wäre ein Inkrafttreten von G9 frühestens zum übernächsten Schuljahr möglich. Zahlreiche schulpolitische Reformen der letzten 10 Jahre würden mit einer Rückkehr zu G9 nicht korrigiert.
Unser Votum für pädagogisch sinnvolle und organisatorisch begrenzte Verbesserungen entspricht einer Risikoabschätzung, die auch die bestehenden Schulangebote in NRW insgesamt berücksichtigt. Unsere Erwartungen und Korrekturvorstellungen, die wir gemeinsam mit der Landeselternschaft der Gymnasien und den gymnasialen Schulleitervereinigungen verfolgt haben, finden sich im Empfehlungskatalog wieder", so Peter Silbernagel, Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Philologen-Verbandes.
Zu den konkreten Empfehlungen zählt u. a. die Vorgabe, in sämtlichen Jahrgangsstufen der Sekundarstufe I nur einmal in der Woche Nachmittagsunterricht anzubieten. Dieser ist auf acht Schulstunden zu beschränken und findet in den Klassen 5-7 in der Regel nicht in Fächern mit Klassenarbeiten statt. Die Ergänzungsstunden sind im Stundenplan kenntlich zu machen, die Hausaufgaben sollten begrenzt und offenere Formen des Ganztags auch an Gymnasien vom Land ermöglicht werden. Die Anliegen außerschulischer Partner aus Kultur, Sport- und Jugendarbeit werden stärker berücksichtigt, die Gestaltungsmöglichkeiten in der Oberstufe mehr betont und die Beispielcurricula der Lehrpläne können von den Schulen übernommen werden.
Vehement haben wir in den Arbeitsgruppen "Alternativpläne" abgelehnt, die beispielsweise G8/G9 für jede Schule freigegeben oder Doppelstrukturen an einzelnen Gymnasien ermöglicht hätten. Wir wollen keine Zersplitterung des gymnasialen Bildungsweges, keine Abgabe der Verantwortung an jede einzelne Schulkonferenz und keine fortdauernd belastende Debatte! Wir sind konsequent gegen ein Modell "6 + 2", da dies für "Seiteneinsteiger" in die gymnasiale Oberstufe eine Wiederholung der 10. Klasse bedeutete und die Gymnasien in der 10. Klasse wegen einer veränderten Schüler-Lehrer-Relation ca. 1.000 Stellen verlören. Eine Modularisierung der Oberstufe mit einem individuellen Wahlrecht der Schüler für 2, 3 oder 4 Jahre lehnen wir ab, weil es die Schulen in ein Organisationschaos treibt. Oberstufenzentren wären fast zwangsläufig die Folge und damit die Gymnasien zerschlagen.
"Die mit großer Mehrheit befürwortete Regelung der konkreten Empfehlungen löst keineswegs alle Probleme. Viele Vorschläge sind konkret; sie wirken sich auf den Schulalltag aus. Andere besitzen mehr hinweisenden oder appellativen Charakter. Allen Teilnehmern am Verständigungsprozess ging es um die bestmögliche "Lösung" zum Wohl der Schülerinnen und Schüler. Bei allen Schwierigkeiten in einer hochemotional aufgeladenen Auseinandersetzung ist diese Basis wertvoll für die Beobachtung und Auswertung der Umsetzung", resümiert Peter Silbernagel.
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