Pressemitteilung | k.A.

Pflegenotstand in Deutschland - Ja oder Nein?

(Heppenheim) - Ein künstlich beatmeter 30-jähriger Mann aus Hessen sucht einen Pfleger, der ihn qualifiziert 1 zu 1 betreuen kann. Der Patient ist in seiner Bewegung stark eingeschränkt, aber lebensfroh. Er sucht per E-Mail, verschickt Anfragen an Freunde und Bekannte. Bisher wird er in seinem Leben in 12 Stunden Schichten von einem Pflegedienst betreut. Es wird aber immer schwieriger, qualifizierte Pflegemitarbeiter in der häuslichen Pflege einzusetzen. Und das ist kein Einzelfall.

Das Problem geht zurück auf unsere restriktive und verlogene Politik und daraus resultierende Maßnahmen der gesetzlichen Krankenkassen. Das muss sich ändern.

Dabei geht es nicht nur um Einnahmen und Ausgaben der Kranken- und Pflegekassen, sondern um eine leistungsgerechte Vergütung der Mitarbeiter der Medizin, der Pflege und der Therapeuten. Mitarbeiter aus Pflege, Medizin und Therapie wandern ab in andere Berufe und Aufgaben, doch nicht wegen des Geldes, sondern auch wegen der unsäglich aufgeblähten Bürokratie in der Pflege und im Gesundheitswesen. Zusammen mit den Prüfungssystemen der Pflege durch den Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) und dessen überdimensionierten Verwaltungsapparat führt das zu der angespannten Situation in der Pflege und zur Finanznot.

Die Duldung von auch weitaus weniger qualifizierten Mitarbeitern aus dem Ausland für die Aufgaben der Pflege, die durch international organisierte Unternehmen gesucht, ausgebildet, angeboten und eingesetzt werden, soll einen Ausgleich für die Personalnot darstellen.

Gleichzeitig wird von diversen Organisationen der Selbstverwaltung und der Politik versucht, einen Mindestlohn für die Mitarbeiter der Pflege insgesamt einzuführen. Dies ist völlig irrational, da gut ausgebildete Mitarbeiter sich von der Pflege verabschieden und weniger gut ausgebildete "Fachkräfte" dann zu Dumpinglöhnen zum Einsatz kommen.

Die Maßnahmen zur Überprüfung der Pflegeleistungen nehmen zu. Falsche oder mit Leistungsreduzierungen verbundene Einstufungen der Pflegebedürftigen durch den MDK häufen sich und zum Schluss werden die Mitarbeiter der Pflege dafür verantwortlich gemacht.

Wer sich als aktiv tätiger Pflegedienst dagegen wehrt, wird mit Restriktionen der Kassen zum Einlenken und Stillschweigen genötigt.

Den Pflegebedürftigen und Angehörigen fehlt es an Informationen, um sich zu wehren und sehr oft auch an Mut, da die Resignation und Angst vor Leistungsverweigerung zunimmt.

Das ist gut für die Bürokratie, aber schlecht für die Pflegebedürftigen und Angehörigen und die Mitarbeiter der engagierten Pflege und angrenzender Berufe.

Wir fordern die neue Bundesregierung auf, die bestehenden Gesetze und Verordnungen zu überprüfen und im Interesse der Wähler an deren Bedürfnissen anzupassen. Die Politik sollte nicht vergessen, dass Pflegebedürftige und deren Angehörige sowie die Mitarbeite der medizinischen und pflegerischen Berufe einen beachtlichen Teil der Wählerschaft darstellen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten e.V. (DGVP) Pressestelle Lehrstr. 6, 64646 Heppenheim Telefon: (06252) 94298-0, Telefax: (06252) 94298-29

NEWS TEILEN: