Pflegende Angehörige dürfen nicht länger ausgebeutet werden!
(Berlin) - Knapp drei von vier Pflegebedürftigen in Deutschland werden auf eigenen Wunsch zu Hause versorgt. "Damit das möglich ist, leisten pflegende Angehörige Schwerstarbeit. Doch die häusliche Pflege durch Angehörige wird über die Pflegeversicherung finanziell nicht angemessen unterstützt", kritisiert der Präsident des Deutschen Familienverbandes, Dr. Klaus Zeh, mit Blick auf die morgige Beratung des Dritten Pflegestärkungsgesetzes. "Die häusliche Pflege muss dringend gestärkt werden und das geht nur mit den Familien! Auch wenn das Gesamtpaket des Pflegestärkungsgesetzes jetzt geschnürt ist, klafft beim Pflegegeld noch immer eine riesige Lücke. Die Pflege durch Angehörige muss finanziell dringend an die Leistungen für ambulante Sachleistungen oder stationäre Pflege angeglichen werden."
Der neue Gesetzentwurf konzentriert sich auf die Stärkung der kommunalen Ebene. Doch die Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, bleiben immer noch außen vor. "Unsere Solidargemeinschaft funktioniert, weil Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Familien dürfen beim Thema Pflege nicht länger ausgebeutet werden", kritisiert der DFV-Präsident. Zu der emotional und körperlich schwierigen Situation kommen nämlich auch noch finanzielle Sorgen. Die notwendige Vereinbarkeit von Pflege und Beruf verlangt Familien ab, ein Darlehen aufzunehmen. "Kosten und finanzielles Risiko tragen also allein die pflegenden Angehörigen", unterstreicht Zeh.
"Familien zahlen außerdem in der Sozialversicherung doppelte Beiträge: finanziell und generativ durch die Erziehung ihrer Kinder. Wir fordern, dass das Existenzminimum jedes Kindes in den Sozialversicherungen unangetastet bleibt. Was in der Steuer gilt, muss erst recht in der Sozialversicherung gelten. Das Bundesverfassungsgericht hat schon 2001 geboten, Familien in der Pflegeversicherung zu entlasten und auch die anderen Zweige der Sozialversicherung in dieser Hinsicht zu prüfen."
Ohne die vielen pflegenden Hände von Angehörigen wäre das System Pflege längst zusammengebrochen. "Angesichts der demografischen Entwicklung muss die Politik jetzt handeln", fordert der DFV-Präsident. "Statt die Beitragszahler, die schon für eigene Kinder und die ältere Generation sorgen, mit immer weiteren Kosten zu belasten, brauchen wir eine solidarische und familiengerechte Finanzierung in der Pflegeversicherung. Eltern dürfen jetzt ebenso wenig überfordert werden wie ihre Kinder später."
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