Pflegebildungspolitik als Farce
(Berlin) - Die pflegepolitische Bühne des Bundestags ist nun endgültig zum Dilettantenstadl verkom-men. Seit gestern Abend werden von Politikern der großen Koalition bislang nie dagewesene Szenen der altbekannten Farce "Pflegeberufereformgesetz" aufgeführt.
Am Dienstagnachmittag wurde zunächst ein gemeinsames Pressegespräch der stellvertre-tenden Fraktionsvorsitzenden angekündigt - und kurz darauf wieder abgesagt. Stattdessen präsentierte Georg Nüßlein (CSU) allein einen am Mittag geschlossenen Kompromiss, nach dem die Krankenpflegeausbildung zugunsten einer "generalistischen" Pflegeausbildung ab-geschafft, die Abschlüsse Alten- und Kinderkrankenpflege aber erhalten bleiben sollen. Kurz danach stellte sich heraus, dass Karl Lauterbach (SPD) offensichtlich von seiner Fraktion zurückgepfiffen wurde und der angebliche Kompromiss womöglich doch keiner ist.
Unterdessen hat Erwin Rüddel, der wohl prominenteste Pflegeexperten-Darsteller der CDU/CSU-Fraktion, seit Dienstagabend nicht mehr damit aufgehört, via Pressemitteilung auf seiner Homepage unverdrossen die "Einigung bei Pflegeberufen" zu begrüßen.
Am Tag darauf war dem Koalitionsausschuss das Thema nicht einmal mehr so bedeutsam, dass es, wie ursprünglich geplant, auf der Agenda war. Das spricht Bände!
Die generalistische Pflegeausbildung als notwendiges Kernstück der Reform in einem an-geblichen Kompromiss zu schleifen, ist ein schwerwiegender bildungspolitischer Fehler und wird die pflegerische Versorgung weiter gefährden. Diesem verantwortungslosen Treiben zusätzlich noch als Akt einer politischen Schmierenkomödie öffentlich zusehen zu müssen, ist für uns als Pflegebildungsexpert/innen unerträglich.
Eine solche Politposse mag privaten Arbeitgebern und Teilen der Opposition zum Gaudium gereichen - für die Pflege ist sie eine Katastrophe.
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