Pflanzenzüchter stellen sich auf gesellschaftliche Anforderungen ein / Wirtschaft und Politik: Wenig Einigkeit über die Ausgestaltung der Nachbauregelung
(Bonn) - Die Pflanzenzüchter stellten sich im Rahmen der BDP-Mitgliederversammlung vom 9. bis 11. Mai 2017 in Joachimsthal der Frage nach der Gestaltung einer umweltverträglichen und ökonomisch nachhaltigen Landwirtschaft. Sie diskutierten dies im Wahljahr mit allen im Bundestag vertretenen Fraktionen.
Die BDP-Vorsitzende Stephanie Franck hob die Bedeutung der Pflanzenzüchtung als Basis einer hochwertig produzierenden Agrarwirtschaft hervor. Damit sei die Verantwortung verbunden, sich in die Debatte um die künftige Ausrichtung der Landwirtschaft im Kontext der veränderten Verbraucheransprüche, der weltweit zunehmenden Nachfrage nach Lebensmitteln und dem verantwortungsvollen Umgang mit endlichen Ressourcen einzubringen. Das Thema neue Züchtungsmethoden zeige auf, in welche komplexen Zusammenhänge sich Züchtung einordnen müsse: Von der Faszination des wissenschaftlichen Durchbruchs und der damit verbundenen Frage, wie viel Fortschritt mit welchen Konsequenzen überhaupt gewünscht und dienlich seien - bis hin zu der Grundsatzfrage, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen solle. Franck machte sich für eine differenzierte Betrachtung der neuen Methoden stark.
Gegenüber der Politik formulierte Franck weiter, dass der Schutz geistigen Eigentums auch vor dem Hintergrund einer neu aufgestellten Landwirtschaft als ein Motor für Ideen und die Forschungsförderung mit Blick auf Erfindungen in der Züchtung wichtig seien. Innovationen müssten sich refinanzieren lassen, sonst gebe es zu wenig davon, sagte sie mit Bezug auf die immer noch unbefriedigende Nachbauregelung. Zur Balance zwischen dem Sortenschutz als primäres Schutzrecht in der Pflanzenzüchtung und dem Patentschutz für technische Erfindungen seien die Pflanzenzüchter in intensivem Austausch mit den verschiedenen Parteien. Franck begrüßte die Klarstellung der Europäischen Kommission, dass gemäß der Biopatentrichtlinie Produkte aus im Wesentlichen biologischen Verfahren von der Patentierbarkeit auszuschließen sind. Es müsse sichergestellt werden, dass der Patentschutz auf technische Erfindungen beschränkt sei.
Auf die Rolle der Landwirtschaft in einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise ging Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), ein. Er betonte, dass modernste Technologien der Landwirtschaft ermöglichen, zunehmend genauer und bedarfsorientierter zu arbeiten. Die digitale Revolution in der Landwirtschaft gestatte steigende Erträge bei geringerem Ressourceneinsatz und besserem Umweltschutz. Mit Blick auf künftige Methoden in der Pflanzenzüchtung sprach sich Bottermann für eine offene Diskussion aus. Denkverbote dürfe es nicht geben.
Über die Bedeutung der Pflanzenzüchtung auf der politischen Agenda diskutierten Hans-Georg von der Marwitz (MdB, CDU/CSU-Fraktion, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft), Dr. Wilhelm Priesmeier (MdB, Sprecher für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der SPD-Fraktion) sowie Dr. Kirsten Tackmann (MdB, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE). Ein Statement von Harald Ebner (MdB, Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE) erfolgte per Videobotschaft. Die Abgeordneten bekannten sich zum Schutz geistigen Eigentums in der Pflanzenzüchtung. Über die Ausgestaltung einer praxisnahen gesetzlichen Nachbauregelung gab es jedoch wenig Einigkeit zwischen Wirtschaft und Politik.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung fanden Sitzungen des Vorstandes, der Abteilungen im BDP sowie zahlreicher Arbeitsgruppen statt. Die BDP-Mitgliederversammlung hat Stephanie Franck (Pflanzenzucht Oberlimpurg Dr. Peter Franck) als Vorsitzende wiedergewählt. Neuer stellvertretender Vorsitzender neben Dr. Hagen Duenbostel (KWS SAAT SE) ist Dr. Heinrich Böhm (Böhm-Nordkartoffel Agrarproduktion GmbH & Co. OHG). Johannes Peter Angenendt (Deutsche Saatveredelung AG), Dietmar Brauer (Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG) sowie Wolf von Rhade (Nordsaat Saatzuchtgesellschaft mbH) wurden als Mitglieder des Vorstandes für eine weitere Amtsperiode bestätigt.
An der Jahrestagung des BDP nahmen etwa 180 Gäste aus Züchtungsunternehmen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft teil. Zum Gesellschaftsabend hatte in diesem Jahr die Firma HYBRO Saatzucht GmbH & Co. KG eingeladen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V.
Ulrike Amoruso-Eickhorn, Referentin, Öffentlichkeitsarbeit
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