Pressemitteilung | Industrieverband Agrar e.V. (IVA)

Pflanzenschutz- und Düngemittel-Industrie: Stagnierende Märkte - wuchernde Bürokratie

(Frankfurt/Main) - Das Geschäft mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln in Deutschland ist im vergangenen Jahr verhalten verlaufen. Das berichteten die im Industrieverband Agrar (IVA) zusammengeschlossenen Hersteller auf der Jahrespressekonferenz des Verbands am 6. Juni in Berlin.

Im Fachbereich Pflanzenschutz stagnierte der Nettoinlandsumsatz bei 1,03 Mrd. Euro, so IVA-Präsident Kurt Küsgen. Die Mitglieder des Verbands decken rund 95 Prozent des deutschen Markts ab. Die von ihnen abgesetzte Wirkstoffmenge lag im Jahr 2001 mit rund 26.000 Tonnen acht Prozent niedriger als im Vorjahr (28.480 Tonnen). Die Landwirte hatten verstärkt Produkte mit niedrigeren Aufwandmengen pro Hektar eingesetzt.

Bei der Ausfuhr von Pflanzenschutzmitteln setzte sich dagegen auch 2001 der langjährige Aufwärtstrend fort. Die Exporterlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr (2,25 Mrd.) um sieben Prozent auf 2,4 Mrd. Euro. Im gleichen Zeitraum ging der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel um sieben Prozent auf 25,6 Mrd. Dollar zurück (Vj.: 27,5 Mrd.). "Die Hersteller in Deutschland haben damit ihre international führende Position weiter ausbauen können", erklärte Küsgen. Die hier ansässigen Unternehmen bedienen rund 40 Prozent des Weltpflanzenschutzmarkts.

Der allerdings stagniert seit Mitte der 90iger Jahre – nicht zuletzt wegen des Vormarschs der Grünen Gentechnik. Transgenes Saatgut wird inzwischen auf über 50 Mio. Hektar angebaut und repräsentiert einen Markt von drei Mrd. Dollar. "Den Landwirten in Deutschland - und Europa - darf diese Zukunftstechnologie nicht verwehrt werden, wenn sie für den Internationalen Wettbewerb fit werden sollen", forderte Küsgen. In Deutschland ziele die grüne Agrarpolitik jedoch nach wie vor auf Verhinderung, nicht auf Akzeptanz dieser Technologie.

Scharf kritisierte der IVA-Präsident die im Rahmen des Verbraucherschutzgesetzes geplante Änderung des Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel. "Die Bundesregierung hat die Chance nicht genutzt, das Zulassungsverfahren zu optimieren und von bestehenden Mängeln zu befreien." Anstelle von drei Behörden werden künftig vier mit dem Zulassungsprozess befasst sein. Doppelarbeit, unnötige Schnittstellen und neue Reibungsflächen sind vorprogrammiert. Die Kosten werden steigen, das Verfahren langwieriger. Die Forderung nach einem schlanken Staat und einer effizienten Verwaltung, wie sie das von Wedel-Gutachten erhoben hatte, wird nicht erfüllt.

Die dort ebenfalls geforderte klare Trennung zwischen Risikomanagement und Risikobewertung wird unterlaufen, wenn eine der drei Bewertungsbehörden weiter gehende Kompetenzen hat als die beiden anderen. "Warum im Übrigen ein Verbraucherschutzgesetz diese Vorzugsfunktion der Umweltbehörde und nicht der Gesundheitsbehörde zuweist, ist für uns nicht nachvollziehbar," bemerkte Küsgen. Mit den geplanten Änderungen drohe sich auch der Einfluss Deutschlands auf Entscheidungen zum Pflanzenschutz auf Brüsseler Ebene zu verschlechtern.

Die bisherige Zulassungsbehörde, die Biologische Bundesanstalt, gilt als das unbestrittene Kompetenzzentrum für Pflanzenschutz in Europa. Für die forschenden deutschen Pflanzenschutzfirmen war dies ein wesentlicher Standortvorteil, betonte Küsgen.

Der Industrieverband halte deshalb an seiner Forderung nach einer zentralen Zulassungsbehörde, in der sowohl Risikomanagement als auch Risikobewertung angesiedelt sind und eigene Forschungstätigkeit integriert ist, fest.

Auch die Düngemittel-Industrie hatte mehr Freude am Auslandsgeschäft als am heimischen Markt. In Deutschland verzeichnete der Umsatz der IVA-Mitglieder im Fachbereich Pflanzenernährung mit 617 Mio. Euro ein Minus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr (685 Mio. Euro). Die Exporterlöse kletterten dagegen um drei Prozent auf 843 Mio Euro (Vj.: 819 Mio.).

Dennoch zeigte sich der Vorsitzende des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, Stefan Greger, nicht unzufrieden. "Das Preisniveau konnte im vergangenen Jahr in etwa gehalten werden", berichtete er. "Den Herstellern in Deutschland hat dies eine dringend notwendige Atempause verschafft." Tiefstpreise Ende des letzten Jahrzehnts hatten die Stickstoff-Industrie in die roten Zahlen geführt und einen einschneidenden Kapazitätsabbau zur Folge gehabt.

Greger verteidigte die Anti-Dumping-Maßnahmen der EU auf dem Markt für Stickstoffdünger. Dadurch bedingte Preissteigerungen für die Landwirte blieben weit unter einem Prozent. Eine Abschottung der Märkte erfolge nicht.

In Deutschland stammen nur 40 Prozent des eingesetzten Stickstoffdüngers aus heimischer Produktion. Fast zwei Drittel des Verbrauchs werden importiert, zu einem wesentlichen Teil aus Ländern des ehemaligen Ostblocks. "Die deutsche Düngemittel-Industrie stellt sich dem internationalen Wettbewerb", betonte Greger. "Gleichzeitig erfüllt sie die hier geltenden hohen Umweltstandards bei der Produktion und hohe Qualitätsstandards bei den Produkten." Dies gelinge durch modernste Technologie im Produktionsprozess und intensive Forschung zur Weiterentwicklung der Produktpalette.

Greger bemängelte bei dieser Gelegenheit, dass vom Bundeslandwirtschaftsministerium seit über einem Jahr die Zulassung neuer Düngemittel blockiert wird, mit denen sich die Nährstoffauswaschung ins Grundwasser deutlich vermindern lässt. "Ausgerechnet unter der Ägide einer Agrarministerin der Grünen können dadurch weder Landwirte noch Umwelt von dem innovativen Dünger profitieren", sagte er.

Der Industrieverband Agrar mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 52 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrieverband Agrar e.V. Karlstr. 19-21 60329 Frankfurt Telefon: 069/25561281 Telefax: 069/236702

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