Pressemitteilung | SPECTARIS. Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.

Patientenversorgung mit Hilfsmitteln gefährdet / Dramatischer Qualitätsverfall durch Regelungen zur Gesundheitsreform absehbar

(Köln / Düsseldorf) - Das Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung wird nach Ansicht der deutschen Medizintechnik die Patientenversorgung mit medizinischen Hilfsmitteln akut gefährden. Das erklärt der Branchenverband SPECTARIS anlässlich der bevorstehenden Fachmesse RehaCare (15.-18. Oktober in Düsseldorf). Das Gesetz sieht vor, dass die Krankenkassen zukünftig bei der Versorgung mit Rollstühlen, Atemtherapiegeräten, Prothesen, Bandagen etc. nur noch den faktisch niedrigsten Preis für das jeweilige Produkt erstatten müssen. Dies birgt nach Auffassung von SPECTARIS die Gefahr, dass damit die in Verbindung mit dem Hilfsmittel zu erbringenden Dienstleistungen nicht mehr geleistet werden können. Die Qualität der Hilfsmittelversorgung würde zu Lasten der Patienten ganz erheblich verschlechtert.

SPECTARIS-Hauptgeschäftsführer Sven Behrens: „Patienten müssen in Zukunft damit rechnen, dass die Krankenkassen ihnen Hilfsmittel anbieten, die zum einen nicht auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Zum anderen ist zu erwarten, dass bestimmte Dienstleistungen, wie zum Beispiel Anpassung, Wartung, Service, Beratung von den Leistungserbringern - u.a. den Sanitätsfachhändlern - nicht mehr erbracht werden können. Damit wird der Therapieerfolg nachhaltig beeinträchtigt. Nicht optimal eingestellte bzw. angepasste Hilfsmittel verringern einerseits die Wirksamkeit, anderseits sinkt die Akzeptanz durch die Patienten.“

Nicht oder nur unzureichend therapierte Krankheitsbilder verursachen eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes und dadurch hohe Folgekosten. Ein Abstellen auf den faktisch niedrigsten Preis bewirkt damit nur kurzfristig eine Entlastung der Budgets der Krankenkassen. Mittel- und langfristig sind deutliche Mehrkosten zu erwarten, die durch den Beitragssatz zu den Krankenkassen aufgefangen werden müssen.

Pro Jahr geben die Krankenkassen gerade noch 5 Milliarden Euro für Hilfsmittel aus. Das sind nur ca. 3,5 Prozent der gesamten Ausgaben in Höhe von rund 140 Milliarden Euro. Dass die Zahl derjenigen, die Hilfsmittel benötigen, permanent steigt, ist angesichts der demographischen Entwicklung nicht verwunderlich. Das bei steigenden Fallzahlen der Markt dennoch zurückgeht, ist eine Folge der rigorosen Preissenkungspolitik der Krankenkassen. Ein Preisverfall um bis zu 40 Prozent für das gleiche Produkt ist keine Seltenheit. Leidtragender ist letztendlich der Patient. Er erhält Hilfsmittel, die bereits mehrere Male im Wiedereinsatz sind oder Produkte, deren Ersatzteile unzureichende Qualitätsstandards vorweisen. Im Vordergrund stehen nur noch die Interessen der Kostenträger. Der Patient oder gar die Industrie haben das Nachsehen. Diese Situation wird sich weiter verschärfen, wenn die Krankenkassen im Rahmen der zukünftigen Hilfsmittelversorgung nur noch den faktisch niedrigsten Preis für das jeweilige Produkt erstatten müssen.

Dies alles steht im klaren Widerspruch zu den immer wieder geäußerten Absichten der Bundesregierung, die Patientenrechte und die Patientenversorgung deutlich zu stärken. Das Gesetz in seiner jetzigen Form erreicht damit im Endergebnis genau das Gegenteil. SPECTARIS fordert daher zur Gewährleistung der Patientenversorgung die Einbeziehung von Qualitätskriterien und Dienstleistungen in die zukünftige Struktur der Hilfsmittelversorgung. Entsprechend detaillierte Vorschläge liegen dem Bundesgesundheitsministerium seit langem vor.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Markus Saga Leiter Verbandskommunikation, Marketing und Strategie Kirchweg 2, 50858 Köln Telefon: 0221/94862843, Telefax: 0221/948628-80

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