Patienten mit schweren chronischen Schmerzen in Deutschland / Nur für 12 Prozent ist eine Behandlung möglich
(Berlin) - In Deutschland leben 2.814.109 Patienten mit schweren chronischen Schmerzen, teilt der Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V.
(BVSD) mit. Dies geht aus Analysen ambulanter Diagnosedaten von ca. 71,6 Millionen GKV-Versicherten des Bundesversicherungsamtes (BVA) für das Jahr
2013 hervor. "Die schmerzmedizinische Unterversorgung in Deutschland ist erschreckend. Nur etwa jeder achte Patient kann von einem der 1.102 ambulant tätigen Schmerzärzte, die auf die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen spezialisiert sind, versorgt werden", erklärte Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek, BVSD-Vorsitzender. "Hier geht es nicht um Zahnschmerzen, sondern um Patienten mit chronischen Schmerzen, die eine intensive und spezialisierte Schmerzbehandlung benötigen, aber aufgrund des Ärztemangels nicht adäquat versorgt werden können."
Nach einem Volldatensatz des BVA zur vertragsärztlichen Versorgung wurden
2013 im ambulanten Bereich 2.814.109 Mal die ICD-Diagnosen F45.4 Anhaltende Schmerzstörung, F45.40 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung, F45.41 Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren, R52.1 Chronischer unbeeinflussbarer Schmerz und R52.2 Sonstiger chronischer Schmerz festgestellt. In 1.820.536 Fällen kodierten die Vertragsärzte diese Diagnose über zwei Quartale. Im stationären Sektor wurde in 26.427 Fällen eine "Chronische Schmerzkrankheit" diagnostiziert. Insgesamt wurden in 1.829.991 Fällen eine stationäre Hauptdiagnose oder eine gesicherte ambulante Diagnose aus mindestens zwei Quartalen angegeben.
Der BVSD fordert das Bundesministerium für Gesundheit auf, seiner Aufsichtspflicht gerecht zu werden, um die schmerzmedizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern. Denn bei der Gemeinsamen Selbstverwaltung der Krankenkassen und Ärzteschaft stelle der BVSD mangelnde Handlungsbereitschaft, obwohl das Problem der Unterversorgung seit langem bekannt sei, so Nadstawek. "Die Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten wurde vom Erweiterten Bewertungsausschuss zuletzt im Jahr 2009 als besonders förderungswürdige Leistung eingestuft, doch bislang ohne jegliche Effekte. Es gibt zu wenige Schmerzärzte, keine Bedarfsplanung und der Nachwuchs fehlt", sagte Nadstawek. Der BVSD fordert seit langem einen Schutzraum für die Schmerzmedizin.
Die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen unterliegt besonderen Qualitätskriterien, wie z.B. der Fallzahlbegrenzung auf max. 300 Fälle je Arzt im Quartal. Demnach können in Deutschland von 1.102 ambulant tätigen Schmerzärzten max. 330.600 Patienten mit chronischen Schmerzen im Quartal versorgt werden. Nach einer Detail-Auswertung von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurden im 3. Quartal 2013 von 406 schmerztherapeutisch tätigen Einzelpraxen 119.382 schmerztherapeutische Behandlungsfälle abgerechnet.
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD)
Wolfgang Straßmeir, Geschäftsführer
Alt-Moabit 101 b, 10559 Berlin
Telefon: (030) 2 88 67 260, Fax: (030) 2 88 67 261