Passive Bauelemente setzen Wachstumsimpulse auf breiter Front / Übergroße Nachfrage stößt an die Grenzen der verfügbaren Kapazitäten
(München/Frankfurt am Main) Selten stehen die so genannten Passiven Bauelemente (Widerstände, Kondensatoren, Induktivitäten, Hochfrequenzbauelemente und Piezokeramiken) im Rampenlicht. Doch seit kurzem kommt es zur Verknappung stark gefragter Bauelemente wie Keramik- und Tantal-Kondensatoren oder Oberflächenwellenfilter: Der Boom bei den Mobilfunkgeräten hat den Nachschub ins Stocken gebracht. Wie Dr. Reiner Simson, Leiter der Fachgruppe Passive Bauelemente im Bauelemente-Fachverband des ZVEI vor der Presse mitteilte, übertrifft die Nachfrage das ausgereizte Angebot bei weitem.
Das gilt nicht nur für den deutschen Markt, sondern weltweit. So wurden im letzten Jahr weltweit 270 Millionen Handys verkauft und Marktforscher hatten für dieses Jahr 375 Millionen Stück erwartet (+ 38%). Letzte Schätzungen gehen aber von mehr als 400 Millionen Stück (+ 65%) aus wenn es keine Lieferengpässe gäbe...
Nach Einschätzungen von Simson legt der deutsche Markt erstmals seit sechs Jahren wieder zweistellig zu: ein Plus von 27% auf 1,85 Mrd. liegt im Bereich des Möglichen. Angeschoben wird das durch den Boom in der Mobilfunktechnik: Hier legen die Passiven um die 40% herum zu.
Was das Wachstum antreibt
Der Schub bei den Tantalkondensatoren man braucht sie für den Aufbau der Stromversorgung der Mobilfunkgeräte trifft hochspezialisierte Hersteller. Neue Generationen von Handys haben den Bedarf an Tantalkondensatoren nahezu verdreifacht.
Hohe Investitionen verschlingen auch die Oberflächenwellenfilter. Diese komplizierten Bauelemente sind im Handy und im Fernseher für das Aussieben der Information aus dem breiten Frequenzspektrum verantwortlich. Die ankommenden elektrischen Hochfrequenzwellen werden in mechanische Wellen gewandelt, die über feinste Submikron-Strukturen auf einem Piezo-Kristall geschickt werden nicht unähnlich der Chiptechnologie.
Diese Strukturen sind so angeordnet, dass ein selektiertes Frequenzspektrum übrig bleibt, welches dann wieder zur weiteren Verarbeitung in elektrische Wellen zurücktransformiert wird. Das Ganze ist in einem winzigen Gehäuse von nur einigen Quadratmillimetern untergebracht und kostet kaum mehr als eine Mark. Nur wenige Firmen in der Welt haben das Know-how und die Produktionsstätten, um solche Filter herzustellen.
Insgesamt steht der deutsche Markt für die Passiven fest auf drei Beinen: Neben der Telekommunikation ist das die Industrieelektronik und mit guten Zuwachsraten die Kfz-Elektronik. Zusammen halten die drei Sparten mehr als 80% des deutschen Marktes. Schaut man auf die einzelnen Produktsparten, dann wächst der Markt für Kondensatoren im Jahr 2000 mit nahezu 50% am stärksten. Die Verknappung hat auch den Preisverfall zum Stillstand kommen lassen. An zweiter Stelle stehen die Hochfrequenz-Komponenten, die an ein Plus von über 20% herankommen. Die Widerstände haben nach einer Nullrunde im letzten Jahr kräftig zugelegt und erwarten für 2000 in Summe auch ein Wachstum um die 20%. Induktivitäten und EMV-Bauelemente (zum Schutz gegen elektromagnetische Einstrahlung) schaffen ebenfalls ein zweistelliges Wachstum von ca. 10%.
Die Aussichten für 2001
... stehen und fallen bei den Passiven Bauelementen mit der Entwicklung der Mobilfunktechnik und der Lösung der Lieferprobleme. Der aktuelle Auftragseingang lässt noch keine Abschwächung des gegenwärtigen Konjunkturhochs erkennen. Die gute Auslastung der Kapazitäten wird sich ins Jahr 2001 fortsetzen. Das langjährige Durchschnittwachstum von 3% p.a. dürfte daher auch im kommenden Jahr deutlich übertroffen werden.
Quelle und Kontaktadresse:
Fachverband Bauelemente der Elektronik im ZVEI
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