"Partnerschaft für Klimaschutz": vdw fordert mehr Unterstützung und kritisiert Zinspolitik der KfW / Wohnungswirtschaft investiert 500 Millionen Euro in die Bestände
(Hannover) - Obwohl die Kaltmieten praktisch stabil sind, wird das Wohnen in Niedersachsen und Bremen immer teurer. Größtes Problem für die Privathaushalte sind die auf breiter Front steigenden Preise für Strom, Gas und Heizöl. Um den Energieverbrauch in den Wohnungen spürbar zu senken und somit die Mieter zu entlasten, setzen die 181 Mitgliedsunter-nehmen im Verband der Wohnungswirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) ihre Modernisierungsoffensive fort. In diesem Jahr werden rund 500 Millionen Euro in die Bestände investiert, betonte vdw-Verbands-direktor Bernd Meyer am Dienstag in Hannover. Allerdings gefährdeten eine verfehlte Förderpolitik, fehlende Mieterhöhungsspielräume, hohe Rohstoffpreise und teilweise sogar klimafeindliche Vorgaben für Modernisierungsmaßnahmen im sozialen Wohnungsbau den Erfolg der vdw-Strategie, sagte Meyer.
Wohnen und Klimaschutz
Unsere Wohnungsunternehmen sind aktive und innovative Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Ziel ist eine verbesserte Energieeffizienz von Wohngebäuden von der optimierten Anlagentechnik über den Einsatz regenerativer Energien bis zur Dämmung der Gebäudehülle, hob der vdw-Direktor hervor. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Erst kürzlich hat eine Studie des Bremer Energie Instituts ergeben, dass allein die 14 vdw-Mitglieder in Bremen mit ihren Investitionen seit 2005 für eine CO2-Reduktion von rund 28.000 Tonnen gesorgt haben.
Meyer warnte den Gesetzgeber davor, die Wohnungsvermieter mit immer neuen Vorgaben zu überfordern: Wir müssen die Wirtschaftlichkeit unserer Investitionen wahren. Voraussetzung: die Durchsetzbarkeit von angemessenen Mieterhöhungen. Hier aber beißt sich die Katze in den Schwanz, sagte Meyer. Schließlich seien viele Mieter gerade in den strukturschwachen Regionen des Verbandsgebietes nicht mehr in der Lage, weitere finanzielle Belastungen zu tragen. Jegliche Mieterhöhungsspiel-räume seien durch die aggressive Preispolitik der Energiekonzerne längst ausgeschöpft. Der Gaspreis pro Haushalt ist seit 2003 von 4,82 auf 6,46 Cent/Kilowattstunde, der Ölpreis von 3,67 auf 6,41 Cent/kWh gestiegen.
Der vdw fordert endlich verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in den Wohnungsbestand. Wer sich für Klimaschutz und Energieeffizienz ausspricht, muss den Investoren auch Planungssicherheit bieten, betonte der Verbandsdirektor. Die Diskriminierung einzelner Energieträger, neue bürokratische Regelungen, volks- und betriebswirtschaftliche ineffiziente Nachrüstpflichten für Altbauten und ein Anwendungszwang für erneuerbare Energien - diese Ideen bringen nichts.
Sogar das mit großen Versprechungen gestartete CO2-Gebäude-sanierungsprogramm hat in den vergangenen Monaten jegliche Anreizeffekte verloren, weil der Zinssatz von der KfW Förderbank seit November fast verdoppelt worden ist (siehe Grafik). Auch ein von der Niedersächsischen Landesregierung angekündigter Zuschuss zum KfW-Programm hängt bisher in den Startlöchern fest. Eine flächendeckende Modernisierungswelle ist so nicht zu erreichen. Dabei wäre sie dringend erforderlich, sagte der vdw-Chef.
Der vdw wird sich außerdem gegenüber den Landesregierungen dafür einsetzen, dass künftig auf Bauinvestitionen für den Klimaschutz nur noch der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent erhoben wird. Sonst sind die Kosten für Vermieter und Mieter nicht mehr zu schultern.
Investitionen der vdw-Mitglieder
2007 haben die Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften im vdw ihre Aufwendungen für Modernisierung, Instandhaltung und Neubau auf 605 (im Jahr 2006: 598) Millionen Euro gesteigert. Für dieses Jahr rechnet Meyer mit einem Rückgang der Gesamtinvestitionsleistungen um bis zu zehn Prozent. Größtes Sorgenkind bleibt der Neubau.
Neubau
Die Talfahrt beim Wohnungsneubau nimmt dramatische Formen an. Deutschland steht im europaweiten Vergleich mit 2,4 fertig gestellten Wohnungen pro 1000 Einwohner an letzter Stelle. Weil die Genehmigungs-zahlen weiterhin rückläufig sind, ist eine Trendumkehr nicht in Sicht. Zwar haben die vdw-Mitgliedsunternehmen im Jahr 2007 mit 546 Wohneinheiten exakt 104 mehr fertig gestellt als 2006. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bestandsentwicklung weiterhin Vorrang hat.
In diesem Jahr werden die Neubauinvestitionen im Bereich des vdw mit rund 85 Millionen Euro einen historischen Tiefstand erreichen. Die Gründe sind nach Ansicht von vdw-Verbandsdirektor Meyer vielschichtig: mangelnde Nachfrage, ineffektive Förderung, hohe Baukosten (+7,2 Prozent gegenüber 2006, Quelle: Stat. Bundesamt). Die Erhöhung der Mehrwertsteuer hat voll durchgeschlagen. Die Novelle der Energieeinsparverordnung wird den Wohnungsbau um weitere fünf Prozent verteuern. Hinzu kommt die Explosion der Rohstoffpreise, die praktisch alle Produkte am Bau betrifft.
Dennoch geben die vdw-Mitglieder mit aktuellen Neubauprojekten Antworten auf die zentralen wohnungswirtschaftlichen Herausforderungen: Klimaschutz und demographischer Wandel. Beispielhaft zu nennen sind die Projekte Wohnen im Parkgarten (117 Wohnungen, Spar & Bau Wilhelmshaven), vasati 2.0 (54 Wohnungen, Wohnungsgenossenschaft Gartenheim, Hannover) sowie das SonnenQuartier (51 Wohnungen, Gemeinnützige Wohnstätten Wolfenbüttel, siehe Fotos). Die Wohnungs-unternehmen verbinden höchsten energetischen Komfort mit einem modernen Wohnkonzept für alle Generationen, erläuterte Bernd Meyer.
Miete und Nebenkosten
Die Nettokaltmiete beträgt bei unseren niedersächsischen Mitgliedsunternehmen im Durchschnitt 4,71 (2006: 4,69) Euro pro Quadratmeter, in Bremen sogar nur 4,57 (4,51) Euro pro Quadratmeter. Trotz der hohen Investitionen liegen wir nach wie vor deutlich unter den ortsüblichen Vergleichsmieten und bleiben damit die günstigsten Anbieter von Wohnraum", hob der vdw-Direktor hervor. Eine durchschnittliche Genossenschaftswohnung (62 qm) kostete 2007 in Niedersachsen (inkl. der kalten Betriebskosten) 373 Euro/Monat, bei den Wohnungsgesellschaften lag die durchschnittliche Bruttokaltmiete bei 380 Euro/Monat jeweils ungefähr 20 Euro/Monat mehr als 2002.
Leerstand
Die Zahl der leerstehenden Wohnungen ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Ende 2007 standen im Bereich des vdw rund 12.600 (2006:15.000) Wohnungen leer; 4800 (5700) davon aufgrund von Vermietungsschwierigkeiten. Das ist ein Anteil von 1,2 Prozent am Gesamtbestand.
Hannover: 0,42 Prozent
Bremen: 1,05 Prozent
Bremerhaven: 2,37 Prozent
Braunschweig: 3,46 Prozent
Hildesheim: 2,86 Prozent
Wolfsburg: 1,90 Prozent
Osnabrück: 0,50 Prozent
Zahlen Daten Fakten
In Deutschland gibt es 39 Millionen Wohnungen. 20,7 Millionen davon befinden sich in insgesamt drei Millionen Mehrfamilienhäusern (drei oder mehr Wohnungen).
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bundesweit nur noch 189.000 Wohneinheiten neu gebaut. In Niedersach-sen waren die Fertigstellungszahlen vor allem im Bereich von Ein- und Zweifamilienhäusern rückläufig. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 17.164 (2006: 22.190) neue Wohnungen gebaut, darunter 10.876 (15.814) Einfamilienhäuser, 1025 (1341) Zweifamilienhäuser und 3958 (3415) Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. In Bremen registrierten die Statistiker im Jahr 2007 den Neubau von 992 (1404) Wohnungen. Das waren 545 (534) Einfamilienhäuser, 28 (35) Zweifamilienhäuser und 388 (769) Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.
Die Baugenehmigungen beliefen sich im Jahre 1997 noch auf 528.000 Wohnungen. Seitdem ist ein starker Abwärtstrend zu beobachten, der im vergangenen Jahr einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wurden 2007 nur noch 182.000
Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Das waren 26,3Prozent oder 65 200 weniger als im Vorjahreszeitraum. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg lag die Zahl der Baugenehmigungen damit unter der Marke von 200.000. In Niedersachsen fiel der Rückgang besonders drastisch aus. Gegenüber 23.700 Baugenehmigungen im Jahr 2006 waren es im Vorjahr nur noch 14.700 ein Minus von rund 38 Prozent. Im Vergleich zu 2003 beträgt das Minus sogar 58 Prozent; nur in Sachsen-Anhalt fiel dieser Abschwung noch deutlicher aus. Dagegen macht sich der Rückgang im Fünf-Jahres-Vergleich in Bremen geradezu harmlos aus: minus 21 Prozent seit 2003. Gegenüber 2006 verzeichnete die Freie Hansestadt im vergangenen Jahr sogar einen leichten Anstieg um 130 auf 1040 Anträge.
Quelle und Kontaktadresse:
vdw Verband der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen e.V.
Carsten Ens, Referent, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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