Paritätischer Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg fordert bessere Aufklärung und Prävention von Angsterkrankungen
(Stuttgart) - Die aktuelle Lage mit ihren sich überlagernden Krisen wie Klimawandel, Energiekrise, Krieg in der Ukraine verursachen bei vielen Menschen zum Teil massive, existentielle Ängste, die auch krank machen können. Laut DAK Gesundheit 2023 sind bei den psychischen Erkrankungen Angststörungen (plus 39 Prozent gegenüber 2021) am stärksten angestiegen.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg fordert zum Welttag der seelischen Gesundheit (10.10.) eine bessere Aufklärung und Prävention von Angsterkrankungen an Schulen und am Arbeitsplatz sowie eine Enttabuisierung von Ängsten in unserer Gesellschaft.
"Gerade in Krisenzeiten gilt es, Menschen mit massiven Ängsten nicht alleine zu lassen und für sie niederschwellige Austausch-, Begegnungs-, Informations-, Beratungs- und Vermittlungsangebote wie sozialpsychiatrische Dienste sowie eine gute (fach-)ärztliche und psychotherapeutische Versorgung bereitzuhalten. Betroffene werden dadurch gestärkt, den Herausforderungen zu begegnen, statt in Ängste, Lethargie oder Depression zu fallen. Vor dem Hintergrund steigender Angststörungen in unserer Gesellschaft ist es dringend erforderlich, das vielfältige Angebot für Menschen in seelischer Not aufrechtzuerhalten und die Finanzierung nachhaltig zu sichern", sagt Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg.
"Angststörungen sind häufig schambehaftet und gesellschaftlich, aber auch im familiären Umfeld immer noch stigmatisiert und tabuisiert. Hier braucht es einen offenen, toleranten Umgang mit dem Thema "Angst" und eine bessere Aufklärung und Prävention an Schulen und am Arbeitsplatz. Das stärkt die psychische Widerstandsfähigkeit jedes Einzelnen im Umgang mit Krisen und fördert die Stabilität und das Demokratieverständnis in unserer Gesellschaft", so Dürig.
"Die Vielzahl an Problemen wie Ursachen und Folgen des Klimawandels, aber auch steigende Kosten durch eine erhöhte Inflation führen bei unseren Klient*innen zu existentiellen Sorgen. Fehlende Bearbeitungskapazitäten bei Behörden schüren zusätzliche Ängste und geben ihnen das Gefühl, ihre Rechte erkämpfen zu müssen. Zuwanderung und Migration werden als drohende Angst erlebt und Ursache für zu teuren und knappen Wohnraum gesehen. Vor allem hilfsbedürftige, psychisch kranke Menschen gehen in unserer Gesellschaft unter. Ihre Probleme und Hilfebedarfe werden nicht angegangen, sondern ignoriert und "auffällige Menschen" in Notunterkünften oder sozialen Brennpunkten untergebracht. Der allgemeine Fachärztemangel entzieht ihnen die komplette Lebensperspektive und Hoffnung auf Besserung oder einen Neuanfang.
Zusätzlich führt eine grundsätzliche Veränderung der politischen Landschaft nach rechts außen bei hilfsbedürftigen Menschen zu einer häufig geäußerten Angst, eine Last für die Gesellschaft zu sein und eine Entwertung des Menschseins zu erleben, wie sie bereits in der Vergangenheit der deutschen Geschichte stattfand", erklärten Petra Zinner, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes Ravensburg und Andreas Ullrich, Geschäftsführer von Arkade e.V. in Ravensburg.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Hina Marquart, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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