Paris 2024: Olympischer Glanz trifft auf schmutziges Wasser
(Berlin) - Wenn statt olympischer Höchstleistungen die Wasserqualität der Pariser Seine im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, rückt ein Problem ins Bewusstsein, das auch in Deutschland besteht. Laut Umweltbundesamt sind drei Viertel der 738 berichtspflichtigen Seen mit einer Größe von mehr als 50 Hektar in einem schlechten Zustand. Insgesamt gibt es in Deutschland ca. 25.000 Seen, deren ökologischer Zustand nicht bekannt ist. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verlangt jedoch, dass Deutschland alle seine Gewässer bis 2027 in einen mindestens guten ökologischen Zustand bringt.
"Wir haben hier eigentlich keine großartig andere Situation als in Paris. Auch hier sind Flüsse und Seen für Badende gesperrt, wie beispielsweise die Spree in Berlin oder aktuell der Hohendeicher See in Hamburg, in dem Blaualgen nachgewiesen wurden", sagt Silke Oldorff, Sprecherin des NABU-Bundesfachausschusses Lebendige Seen. "Ursache sind neben Verschmutzungen durch Oberflächenwasser nach Regenfällen vor allem die dauerhaft hohe Belastung mit Nähr- und Schadstoffen. Das bedroht nicht nur den Nutzen für Sport und Freizeit, sondern auch die Artenvielfalt. Bei Hitze kippen die Ökosysteme. Dann sterben Fische an Sauerstoffmangel und Blaualgen und Kolibakterien vermehren sich massenhaft."
Der NABU fordert daher einen politischen Schulterschluss zwischen Olympiabewerbung und Gewässerschutz. Sonst könnte es im Falle einer erfolgreichen deutschen Olympiabewerbung auch 2040 heißen, dass der Triathlon in Spree oder Elbe wegen zu hoher Keimbelastung ausfällt, Ruderwettkämpfe durch Fischkadaver auf den Regattastrecken erschwert werden oder Segler auf der Ostsee sich durch einen Blaualgenschleim kämpfen müssen.
Gemeinsam mit dem NABU-Meeresschutzexperten Dr. Kim Cornelius Detloff appelliert Silke Oldorff daher an Bund und Länder, die Umweltziele der WRRL und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie endlich entschlossen anzugehen. "2027 soll der gute ökologische Zustand erreicht sein. Das ist ohne wirksame Maßnahmen nicht realistisch. Dazu gehören die Reduzierung des Düngemitteleinsatzes, der Schutz von Gewässerrandstreifen durch die Landwirtschaft und ein gutes Fischereimanagement. Aber auch die Wiederherstellung geschädigter Lebensräume wie Auenwälder, Salz- und Seegraswiesen, die für die Gewässerqualität und die Artenvielfalt unverzichtbar sind".
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