Paradox: Immer mehr Kinder entwickeln einen Altersdiabetes - Ungesunde Lebensweise und falsche Ernährung revanchieren sich schon bei Kindern mit einem Typ-2-Diabetes mellitus
(Bad Aachen) - Der gewöhnlich im höheren Alter vorkommende Typ-2-Diabetes mellitus nimmt nun bereits bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen besorgniserregende Ausmaße an, betont heute Klaudia Pütz, Diplom Diätassistentin beim Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (D.I.E.T.) mit Sitz in der Reha-Klinik an der Rosenquelle in Bad Aachen. Grundübel ist das um sich greifende Übergewicht, das auch nicht vor Kindern und Jugendlichen Halt macht und unbehandelt lebenslange Spuren hinterlässt. Wie die MMW- Fortschritte der Medizin (1) berichtet, belegen Studien aus den USA, dass bis zu 30 Prozent aller Diabetespatienten im Alter von 10 bis 19 Jahren einen Diabetes mellitus-Typ-2 entwickeln. Aus Europa gebe es dazu bislang keine Daten. Allerdings sind in Deutschland laut dem Ernährungsbericht 2000 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 27,7 Prozent der 6- bis 8-jährigen übergewichtig, bei den 8- bis 12-jährigen sind es bereits 32 Prozent. Dieser jungen Generation droht zweifelsohne früher oder später das Schicksal einer Stoffwechselerkrankung, wenn die Pfunde nicht abgebaut werden.
Im Gegensatz zum Diabetes-Typ-1 bildet der Körper beim Typ-2-Diabetes mellitus zwar das Hormon Insulin, es wirkt aber unzureichend im Körper (Insulinresistenz). Lange Zeit wurde der Diabetes-Typ-2 Altersdiabetes genannt, da er in der Regel erst oberhalb des 45. Lebensjahrs auftritt. Heute findet sich diese Form des Diabetes schon bei Kindern und Jugendlichen. Durch die vermehrte Nahrungsaufnahme müssen die Zellen der Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin bilden. Um die gleichzeitig verminderte Insulinempfindlichkeit auszugleichen, läuft die Produktion von Insulin auf Hochtouren. Eine jahrelange Überforderung der insulinproduzierenden Zellen führt zu einer Erschöpfung der Insulinproduktion und damit zum Diabetes-Typ-2.
Die tägliche Kalorienaufnahme ist bei der heute zu kurz kommenden Bewegung ein wesentlicher Faktor, der das Körpergewicht bestimmt. Kinder essen häufig unkontrolliert, zu fett und zu süß. Bewegung hat genau den selben Stellenwert für ein gesundes Wachstum und Erwachsenwerden wie Essen und Trinken, erklärt Pütz.
"Gemütliche" Freizeitaktivitäten zuhause mit PC-Spielen, Playstation oder einem rund um die Uhr laufendenden Fernseher bremsen den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern und Jugendlichen. Alarmierend und schockierend zugleich ist das Ergebnis einer Studie, dass sich 6- bis 10-jährige deutsche Kinder nur noch durchschnittlich eine Stunde am Tag bewegen (2).
Zum Glück lässt sich die entgleiste Stoffwechsellage bei Diabetes-Typ-2 durch eine Gewichtsabnahme meist wieder normalisieren. Um erhöhte Blutfettwerte, erhöhten Blutdruck oder Organschäden ("metabolisches Syndom") zu vermeiden, sollten erkrankte Kinder und Jugendliche daher so bald wie möglich mit einer Umstellung ihrer Lebensweise anfangen. Dann purzeln auch die Kilos. Eltern sollten Vorbildfunktion einnehmen und die Freizeitaktivitäten mit den Kids sportlicher gestalten.
Dazu gehört nicht, beispielsweise das Kind auf dem Pony spazieren zu führen, sondern gemeinsam mit ihm aktiv auf dem Rad neue Gegenden zu erkunden. Mit eingepackten Schnittchen, zu Hause vorbereiteter Rohkost und Getränken unterwegs picknicken macht auf jeden Fall Spaß, nebenbei kann die Natur erkundet werden. Bewegung darf nicht als Last, sondern als Bereicherung und positiv für das seelische Gleichgewicht empfunden werden, so Pütz abschließend. Für unterwegs gilt: Statt einem großen Eisbecher mit Sahne besser nur zwei Kugeln in einem Hörnchen kaufen. Kalorienärmer ist Milch- oder Fruchteis statt Nuss-Schokoladeneis, besser noch "Wasser-Frucht-Eis" am Stiel.
Altersdiabetes in jungen Jahren muss nicht sein. Es erfordert nur Aufmerksamkeit, Hilfe und Unterstützung der Eltern. Weitere Informationen zur gesunden Ernährung und erfolgreichem Abnehmen erhalten Sie werktags von 9.00 bis 15.00 Uhr unter der Nummer 0241 - 44 50 600.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (D.I.E.T.) e.V.
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52066 Bad Aachen
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