Ostdeutsche Sparkassen festigen Marktposition / Mittelstandsförderung erneut ausgebaut
(Berlin) - Die 72 Sparkassen in den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt konnten im ersten Halbjahr 2000 ihre führende Wettbewerbsposition weiter festigen, erklärte Rainer Voigt, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV), auf der Halbjahresbilanzpressekonferenz in Berlin.
Hierbei wurde die umfassende Unterstützung für Existenzgründer und die mittelständische Wirtschaft weiter ausgebaut. So konnten die Kreditausleihungen an kleine und mittlere Unternehmen um 3,0 Prozent bzw. 0,9 Mrd. DM auf 32,4 Mrd. DM gesteigert werden. Dieser Zuwachs lag erheblich über dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums (plus 0,3 Prozent bzw. 0,1 Mrd. DM) und erhöhte den Anteil der gewerblichen Kredite am gesamten Kreditvolumen der Sparkassen auf 46,6 Prozent (erstes Halbjahr 1999: 46,2 Prozent). Voigt unterstrich, dass die ostdeutschen Sparkassen als regionale Kreditinstitute zu ihrer besonderen Verantwortung für den Aufbau eines leistungsfähigen Mittelstandes stünden und ihr Engagement für die regionale Wirtschaftsentwicklung nicht wie manch anderer zurückgefahren hätten. Als Partner der mittelständischen Wirtschaft seien die Sparkassen in der Region unverzichtbar.
Die Kreditgewährung an private Haushalte verzeichnete ebenfalls eine positive Entwicklung. So nahm der Kreditbestand um 2,1 Prozent (erstes Halbjahr 1999: plus 2,3 Prozent) bzw. 0,6 Mrd. DM auf 28,7 Mrd. Mark zu. Die Wachstumsimpulse gingen dabei vor allem von den Wohnungsbaukrediten aus. Wie bereits in den Vorjahren konnten in diesem Segment wiederum beachtliche Zuwächse erzielt werden. Ihr Bestand erhöhte sich um 0,6 Mrd. DM bzw. 2,7 Prozent (erstes Halbjahr 1999: plus 3,0 Prozent bzw. 0,6 Mrd. DM) auf 21,6 Mrd. DM. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der anhaltenden Rentendiskussion komme der privaten Vermögensbildung eine hohe Bedeutung zu. Viele Kunden nutzten die Schaffung von Wohneigentum als einen ersten Schritt, um langfristig Vermögen zu bilden, so Voigt. Im Hinblick auf die Konsumentenkredite setzten die Sparkassenkunden die von Anfang an zu beobachtende vorsichtige Aufnahme von Krediten zu Konsumzwecken fort. Der Bestand lag bei 7,0 Mrd. DM.
Der Bestand an Krediten für öffentliche Haushalte nahm im ersten Halbjahr 2000 um 0,6 Prozent leicht ab. Er lag Ende Juni bei 8,4 Mrd. DM (erstes Halbjahr 1999: plus 10,9 Prozent) Voigt wertete diese Entwicklung als Erfolg der Konsolidierungsbemühungen der öffentlichen Haushalte. Sie würde aber auch bestimmt durch die Nutzung alternativer Finanzierungsformen, wie etwa das Kommunalleasing.
Insgesamt wies der Kreditbestand einen Zuwachs von 2,2 Prozent bzw. 1,5 Mrd. DM auf 69,6 Mrd. DM auf. Das Wachstum lag damit auf dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums (erstes Halbjahr 1999: plus 2,3 Prozent bzw. 1,5 Mrd. DM).
In den letzten zwei Jahren haben sich die Kunden der Sparkassen massiv dem Wertpapiergeschäft zugewendet. Die Sparkassen haben diese Entwicklung mit umfassenden Beratungsleistungen unterstützt, was bei ihnen zu einem rasant gestiegenen Wertpapiernettoabsatz führte. So übertraf der gesamte Nettoabsatz (Käufe minus Verkäufe) mit 2,4 Mrd. DM das Ergebnis des entsprechenden Vorjahreszeitraums um ein Viertel. Die Kunden bevorzugten hierbei vor allem den Erwerb von Investmentanteilen. Aber auch Aktien und festverzinsliche Wertpapiere waren deutlich stärker gefragt. Der Nettoabsatz an Investmentanteilen betrug 1,7 Mrd. DM (erstes Halbjahr 1999: plus 1,8 Mrd. DM). Außergewöhnliche Zuwächse konnten ebenso im Bereich der Aktien verzeichnet werden. Ihr Zuwachs fiel mit 0,4 Mrd. DM dreimal so hoch aus als im ersten Halbjahr 1999. Vor dem Hintergrund des wieder gestiegenen Zinsniveaus waren auch festverzinsliche Wertpapiere gefragt. Hier lag der Nettoabsatz bei 0,3 Mrd. DM (erstes Halbjahr 1999: minus 0,1 Mrd. DM).
Das lebhafte Interesse an Wertpapieren kommt darüber hinaus in einer Zunahme der Wertpapierdepots zum Ausdruck. Die Sparkassen im OSGV führten Ende 1999 rund 291.000 Kundendepots, was einer Steigerung gegenüber 1998 von vier Prozent entspricht. Noch deutlicher wird diese Entwicklung bei den Wertpapierdepots der ostdeutschen Sparkassenkunden, die bei der Investmentgesellschaft der Sparkassenorganisation DGZ·DekaBank geführt werden. Ihre Anzahl schnellte um fast 60 Prozent auf 463.000 hoch. Der dynamische Trend im Wertpapiergeschäft sei Ausdruck eines gestiegenen Renditebewusstseins und veränderten Anlageverhaltens, vor allem aber auch einer professionellen Anlageberatung durch die ostdeutschen Sparkassen, so Voigt.
Die erhebliche Ausweitung der Wertpapierbestände der ostdeutschen Sparkassenkunden erfolgte dabei durch Umschichtungen aus den klassischen Spareinlagen sowie durch den Abbau von Termingeldbeständen. So ging der Gesamtbestand der Spareinlagen um 3,1 Prozent bzw. 2,3 Mrd. DM (erstes Halbjahr 1999: minus 0,2 Prozent bzw. 2,2 Mrd. DM) auf 71,4 Mrd. DM zurück, wobei der Bestand an Spareinlagen mit normaler Verzinsung um 1,4 Mrd. DM 7,6 Prozent auf 17,1 Mrd. DM abnahm. Die höher verzinslichen Spareinlagen reduzierten sich um 0,9 Mrd. DM oder 1,5 Prozent auf 54,3 Mrd. DM. Der Anteil der höher verzinslichen Spareinlagen an den Gesamtspareinlagen insgesamt stieg damit weiter auf jetzt über 76 Prozent (Ende 1999: 74,9 Prozent).
Die seit Jahren zu beobachtende Umschichtung der Termingelder in höher verzinsliche Anlageformen setzte sich auch im ersten Halbjahr 2000 fort. Ihr Bestand reduzierte sich um 10,2 Prozent (erstes Halbjahr 1999: minus 7,1 Prozent) bzw. 1,0 Mrd. DM auf 8,4 Mrd. DM.
Nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen finanziellen Belastungen der privaten Haushalte verringerten sich die Bestände auf den Girokonten um 3,4 Prozent (erstes Halbjahr 1999: minus 3,1 Prozent) bzw. 1,3 Mrd. DM auf 37,8 Mrd. DM.
Korrespondierend zur Absatzentwicklung bei den festverzinslichen Wertpapieren war auch eine positive Entwicklung bei den Eigenemissionen der Sparkassen, wie z. B. Sparkassenbriefe und Inhaberschuldverschreibungen, zu beobachten. Die verstärkte Kundennachfrage führte zu einem Anstieg der Bestände an Eigenemissionen um 3,1 Prozent (erstes Halbjahr 1999: minus 1,3 Prozent) bzw. 0,5 Mrd. DM auf 17,3 Mrd. DM.
Die Umschichtungen auf bilanzneutrale Wertpapieranlagen, aber auch der verstärkte Rückgriff auf die Ersparnisse infolge höherer finanzieller Belastungen sowie höherer konsumtiver Ausgaben führten dazu, dass der Gesamtbestand an Kundeneinlagen um 2,9 Prozent (Vorjahr: minus 1,6 Prozent) bzw. 4,0 Mrd. DM auf 135,0 Mrd. DM abnahm.
Diese Entwicklung sowie ein rückläufiges Interbankengeschäft kam in einem Rückgang der Bilanzsumme im ersten Halbjahr 2000 von 3,4 Prozent (erstes Halbjahr 1999: minus 1,8 Prozent bzw. 6,1 Mrd. DM) auf 175,4 Mrd. DM zum Ausdruck. Der OSGV-Präsident: "Wir gehen von einer Steigerung der Bilanzsumme zum Jahresende auf insgesamt 184 Mrd. DM aus und haben guten Anlass, zuversichtlich nach vorn zu blicken."
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Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband Sparkassen- und Giroverband für die Sparkassen in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Freistaat Sachsen und Sachsen-Anhalt
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