Pressemitteilung | IG BCE - Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie - Bundesgeschäftsstelle

Ost-Chemie bis 2009 auf West-Niveau

(Berlin) - Die Tarifangleichung in der chemischen Industrie (Ost) ist unter Dach und Fach. Die Entgelte der rund 30.000 Beschäftigten werden bis zum Jahr 2009 auf 100 Prozent des Westniveaus angehoben. Im ersten Schritt steigen die Entgelte ab 1. Mai 2002 um 3,3 Prozent, wie bereits in der westdeutschen Chemie. Zusätzlich erfolgt zum 1. Oktober 2002 eine Erhöhung um 2,8 Prozent. Auch 2003 wird der West-Abschluss voll übernommen, zusätzlich gibt es wiederum eine Erhöhung um 2,8 Prozent.

Außerdem haben IG BCE und Arbeitgeber die Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmenserfolg neu geregelt. Weiter haben die Tarifparteien vereinbart, bestehende Ausbildungsplatzinitiativen verstärkt fortzusetzen. Mit den Landesregierungen und den Landesarbeitsämtern werden „Bündnisse für junge Arbeit“ geschlossen.

IG-BCE-Verhandlungsführer Werner Bischoff: „ Zur sozialen Einheit in Deutschland gehört die Tarifeinheit. Jetzt haben wir den Durchbruch geschafft, die Perspektive ist klar, verbindlich und eindeutig. Wir haben heute ein gutes Kapitel Tarifgeschichte geschrieben.“

Das Ergebnis im Einzelnen:

Angleichung 100 Prozent

Die Entgelte und Ausbildungsvergütungen steigen auf 100 Prozent des Niveaus in Berlin (West). Die Einkommen werden jeweils um die Erhöhung West und einen Angleichungsfaktor von jeweils 2,8 Prozent in den Jahren 2002 und 2003 angehoben. In zusätzlichen Stufen bis 2009 erfolgt die weitere Angleichung auf 100 Prozent West-Niveau.

Werner Bischoff: „Die 100 ist da, das ist entscheidend. Wir haben damit unser zentrales Ziel erreicht. Ein einheitlicher Chemie-Tarifvertrag für die neuen Länder, Berlin-West und -Ost ist keine Wunschvorstellung mehr, sondern die verbindliche und belastbare Perspektive.“

Für Unternehmen, die sich in besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, gilt ab 2004 eine Sonderregelung. Danach können Angleichungsschritte mit einer zeitlichen Verzögerung in Kraft gesetzt werden. Ein Betrieb kann von dieser Klausel nur dann Gebrauch machen, wenn das Einverständnis der IG BCE und des Chemie-Arbeitgeberverbands vorliegt.

Entgelte und Ausbildungsvergütungen

Die Entgelte und Ausbildungsvergütungen steigen ab 1. Mai 2002 um 3,3 Prozent (Erhöhung West) und ab 1. Oktober um weitere 2,8 Prozent (Angleichungsfaktor). Dieser Vertragsteil hat – entsprechend dem West-Abschluss – eine Laufzeit von 13 Monaten, er endet am 31. Mai 2003. Im Jahr 2003 werden die Entgelte ebenfalls um den West-Abschluss und den Angleichungsfaktor von 2,8 Prozent erhöht.

Beteiligung am Unternehmenserfolg / Tarifliches Optionsmodell

Die tarifliche Jahresleistung – das sogenannte Weihnachtsgeld – beträgt in der Ost-Chemie 65 Prozent eines Monatseinkommens. Von diesem Grundmodell können Betriebsräte und Unternehmensleitungen auf freiwilliger Basis abweichen und eine Jahresleistung vereinbaren, die den Unternehmenserfolg berücksichtigt.

Betriebsräte und Unternehmensleitungen können einen Prozentsatz festlegen, um den sich die Jahresleistung erhöht oder verringert. Die Abweichung nach oben darf maximal 30 Prozent (dies entspricht also 95 Prozent eines Monatseinkommens), nach unten maximal 15 Prozent (50 Prozent eines Monatseinkommens) betragen.

Die wirtschaftliche Situation ist unternehmensspezifisch nach betriebswirtschaftlichen Kennziffern zu bewerten. Die Tarifparteien haben dafür einen Kriterienkatalog entwickelt. Eine Betriebsvereinbarung zum Optionsmodell muss beim erstmaligen Abschluss eine Mindestlaufzeit von vier Jahren haben.

Ausbildungsplatzinitiativen

Die Zahl der Ausbildungsplätze in der Ost-Chemie wurde in den letzten beiden Jahren um 17 Prozent gesteigert. Dies ist das Ergebnis gemeinsamer Initiativen von Arbeitgebern, IG BCE und verschiedener Landesregierungen. Diese Anstrengungen sollen fortgesetzt werden. Werner Bischoff: „ Es geht darum, jungen Leuten gute berufliche Perspektiven zu eröffnen und zugleich industriepolitische Zukunftssicherung zu betreiben.“

Die Tarifparteien gehen davon aus, dass die Betriebe – auch in Reaktion auf die demographische Situation – weiter über Bedarf ausbilden. Um eine Übernahme nach der Ausbildung zu ermöglichen, werden mit den Landesregierungen und Landesarbeitsämtern „Bündnisse für junge Arbeit“ abgeschlossen.


Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Königsworther Platz 6 30167 Hannover Telefon: 0511/7631-0 Telefax: 0511/76 31-713

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