OSGV kritisiert Verkaufspläne Stralsunder Sparkasse / Voigt: Bürgerschaft setzt Einheit der Sparkassenorganisation und Unterstützung des Mittelstandes aufs Spiel
(Berlin/Stralsund) - Der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes hat den Beschluss der Stralsunder Bürgerschaft bedauert, den Verkauf der Sparkasse Hansestadt Stralsund an einen privaten Investor zu prüfen. Mit ihrem Beschluss ignoriere die Bürgerschaft die Bedeutung der Sparkassen als Kreditgeber des Mittelstandes, aber auch als Hausbank der Ostdeutschen, gerade in strukturschwachen Regionen, sagte Voigt am 11. Dezember in Berlin. Als Partner aller Bürger und Hausbank des Mittelstandes verfügt sie über einen Kreditbestand für Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige von 137,5 Millionen Euro. Rund 70 Prozent der Stralsunder unterhalten ein Girokonto bei der Sparkasse. "Diese eindrucksvollen Zahlen verdeutlichen den Einsatz der Sparkasse für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft der Hansestadt".
Diese Entscheidung habe eine über Stralsund hinausgehende Tragweite. Sie sei darauf ausgerichtet, die Einheit der deutschen Sparkassenorganisation aufs Spiel zu setzen. Offenbar werde hier Erwerbsstreben höher gewertet, als der Einsatz der Sparkassen für die Region und den Mittelstand und ihre Nähe und Erreichbarkeit vor Ort. Die Wirkung eines solchen Vorgehens sei in Staaten zu beobachten, die diesen Weg bereits beschritten hätten; dort fehlte in ganzen Regionen jede kreditwirtschaftliche Versorgung.
Mittelstand soll sich wehren
Voigt ermutigte die kleinen und mittleren Unternehmer der Hansestadt, sich massiv gegen die Entwicklung in Stralsund zu wehren und sich für den Erhalt der Sparkasse einzusetzen. "Mit der Sparkasse verlieren sie ihren wichtigsten Kreditgeber." Voigt erinnerte daran, dass sich die Privatbanken aus der Fläche zurückgezogen haben und nur in Ausnahmefällen dem Mittelstand Kredite gewährten.
Voigt verwies auf die vielen sozialen und kulturellen Projekte in Stralsund, die erst durch das Engagement der Sparkasse und der Ostdeutschen Sparkassenorganisation ermöglicht werden konnten. Beispielhaft nannte er die Restaurierung des 17-Meter-Kutters "Adolph Reichwein", des herausragendsten Exponates der Freiluftausstellung des Deutschen Meeresmuseums und den Transport des Unterwasserlabors "Helgoland" für das Nautineum. Privatbanken förderten Großprojekte, wie Ausstellungen in Frankfurt am Main, aber nicht kleinere, regionale, für die Bürger wichtige Vorhaben in den Regionen.
OSGV dankt Bürgern für Unterstützung
"Die Sparkasse hat das Bild Stralsunds maßgeblich geprägt. Dies muss auch in Zukunft möglich sein." Voigt verwies auf die zahlreichen Reaktionen von Einwohnern Stralsunds, die den Erhalt ihrer Sparkasse forderten. "Ich danke den Bürgern und Bürgerinnen der Hansestadt, die uns in den letzten Tagen ihre Solidarität erklärt haben und für das Vertrauen, das sie uns entgegenbringen. Das zeigt die Verbundenheit der Kunden und Bürger zu ihrer Sparkasse und ermutigt uns beim Kampf für den Erhalt der Sparkasse."
Abschließend erinnerte der Geschäftsführende OSGV-Präsident daran, dass der OSGV in Übereinstimmung mit der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern einen Verkauf der Sparkasse für rechtlich nicht zulässig halte. Das Sparkassengesetz des Landes sei in dieser Frage eindeutig. Realitätsfremd sei im Übrigen die Vorstellung des Oberbürgermeisters, einen Investor für sein Kreditinstitut zu gewinnen und es dabei zugleich gemeinwohl-, bürger- und mittelstandsorientiert fortzuführen. Hier verkenne er die Renditeerwartungen privater Eigentümer.
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