Organspende: Katholischer Krankenhausverband sieht Widerspruchslösung kritisch
(Berlin) - Am Mittwoch findet im Bundestag eine Anhörung über zwei Gesetzentwürfe und einen Antrag zur Organspende statt. Den Vorschlag einer Widerspruchslösung sieht der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e. V. (kkvd) kritisch. Neben rechtlichen und ethischen Bedenken besteht die Gefahr, dass eine solche Regelung den Menschen das Vertrauen in die Organspende erschwert.
Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des kkvd: "Im Klinikalltag ist das Vertrauen zwischen Patienten, Angehörigen und dem Behandlungsteam ein hohes Gut. Für alle Maßnahmen ist die Zustimmung des Patienten oder seines rechtlichen Vertreters erforderlich. Mit der vorgeschlagenen Widerspruchslösung würde dieser Grundpfeiler der Patientenautonomie bei der Organspende in Frage gestellt. Das erschwert den Menschen das Vertrauen in die Organspende. Daher unterstützen wir die gemeinsame Position der deutschen Bischöfe und der Evangelischen Kirche zur aktuellen Debatte. Die Einführung einer Widerspruchslösung sehen wir kritisch und raten davon ab."
Das Kommissariat der Deutschen Bischöfe und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verweisen in einer gemeinsamen Stellungnahme auf erhebliche rechtliche und ethische Bedenken bei einer Widerspruchslösung. Positiv bewerten sie dagegen eine behutsame Modifikation im bestehenden System, um den Menschen eine informierte Entscheidung zu erleichtern.
Rümmelin weiter: "Jede Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe. Eine solche Entscheidung kann nur freiwillig sein und sollte nicht vom Staat verordnet werden. Es ist gut, die Informationsangebote zur Organspende auszuweiten und den Menschen so eine bewusste, informierte Entscheidung zu ermöglichen. Das stärkt auch das Vertrauen. Darüber hinaus sollten die im April in Kraft getretenen Strukturverbesserungen in den Kliniken beobachtet und ausgewertet werden. Gut funktionierende, transparente Strukturen sind ein wichtiger Schlüssel, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen. Es muss aber auch offen gesagt werden, dass der Bedarf stets über der Zahl tatsächlich zur Verfügung stehender Spenderorgane liegen wird, egal wie der Bundestag am Ende entscheidet. Daher ist wichtig, in der aktuellen Debatte verantwortlich mit den Hoffnungen und Erwartungen der betroffenen Patienten umzugehen."
Im Jahr 2018 gab es in Deutschland insgesamt 955 Organspender, wodurch Eurotransplant 3.113 Organe vermitteln konnte. Auf der Warteliste zum Erhalt eines Spenderorgans stehen derzeit rund 9.500 Patienten in Deutschland.
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