Ohne rechtssichere Verordnungszahlen können Ausgaben für Arzneimittel nicht gesteuert werden
(Stuttgart) - Vor dem Hintergrund der ansteigenden Ausgaben für Arzneimittel stellt Dr. med. Werner Baumgärtner, Vorsitzender des Vorstandes KV NW fest, dass die KV NW nach wie vor nicht in der Lage ist, das Verordnungsverhalten der niedergelassenen Ärzte zu überprüfen, da valide Verordnungsdaten zu den Arzneimittelausgaben in Nordwürttemberg nicht vorliegen. Zwar sind die Krankenkassen zur Übermittlung der Verordnungsdaten an die KV gesetzlich verpflichtet, allerdings kommen nur einzelne Kassen dieser Verpflichtung nach.
Die jüngste Aussage von Klaus Kirschner (SPD), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag, gegenüber der Tageszeitung Die Welt", dass die niedergelassenen Ärzte unverantwortlich häufig zum Rezeptblock greifen und dadurch die Ausgaben für Medikamente nach oben treiben würden, weist die Kassenärztliche Vereinigung zurück.
Ausdrücklich weist die KV NW darauf hin, dass die Arzneimittelkosten grundsätzlich für die von den Krankenkassen angekündigten Beitragssatzsteigerungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Rein rechnerisch hätte ein zehnprozentiger Anstieg der Arzneimittelkosten lediglich einen Anstieg der Krankenkassenbeiträge um 0,2 Prozentpunkte zur Folge. Die Ausgabensteigerungen im Arzneimittelbereich in Deutschland liegen im übrigen immer noch deutlich unterhalb des internationalen Durchschnitts von über 11 Prozent.
Zu 90 Prozent sind die Ursachen für die derzeitigen Beitragssatzerhöhungen in erheblichen Mittelverschiebungen zu sehen, die von der Politik veranlasst wurden und als Verschiebebahnhöfe" zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung bereits seit längerem unrühmliche Tradition besitzen. Die AOK Baden-Württemberg hat bei der Bekanntgabe der Erhöhung ihrer Beitragssätze Anfang Juli diesen Jahres sehr differenziert dargestellt, dass ausschließlich die politischen Entscheidungen der Bundesregierung für die Beitragssatzerhöhungen der Krankenkassen auf breiter Front verantwortlich sind.
Die Aussage Kirschners über medizinisch nicht begründbare Zuwachsraten im Arzneimittelbereich" weist die KV NW zurück. Die schwerwiegendste Ursache der Ausgabensteigerung im Arzneimittelbereich ist, dass heute für die Behandlung einer Vielzahl von Krankheiten wie zum Beispiel AIDS, Demenz, Diabetes, Krebs, Parkinson und Morbus Crohn sowie für die Transplantationsnachsorge und die Schmerzbehandlung neue innovative Arzneimittel zur Verfügung stehen, auf welche die gesetzlich krankenversicherten Patienten Anspruch haben sollten, wenn sie nach dem neuesten Stand der medizinischen Erkenntnisse behandelt werden sollen.
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