"Ohne Herd geht es nicht" / Die einstige Feuerstelle bildet noch heute den Mittelpunkt der Küche
(Mannheim) - Einher mit der Menschheitsgeschichte geht die Geschichte des Kochens. Schon früh erkannten unsere Vorfahren, dass die wie auch immer geartete Bearbeitung von Speisen für ihre Ernährung notwendig ist. In den verschiedenen Kulturen gibt es bis heute große Zubereitungsunterschiede, doch allen gemeinsam ist in der Regel das Garen der Speisen, um sie für den bekömmlichen Verzehr überhaupt verträglich zu machen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Kochstelle seit jeher elementarer Bestandteil des Ortes der Speisenzubereitung war. Eine Küche, im heutigen Sinne, ist dabei eine recht neue Erfindung. Vom heutigen Verb "kochen", aus dem lateinischen von "coquere, für "sieden und reifen", kommen auch die Wörter Kocher, Küche und Koch.
Lange Zeit war der Ort des Zubereitens der Speisen weit weg vom eigentlichen Wohnraum des Menschen. Der Zubereitungsort galt aufgrund des offenen Feuers und seiner heißen Glut als gefährlich und durch Qualm, Ruß und Dampf außerdem als zu geruchsintensiv. Erst im fortschreitenden Mittelalter wurde die Küche als separater Raum in Häuser und später auch in Wohnungen integriert. Manche Burgen - wie etwa Burg Elz an der Mosel - hatten daher schon Kaminrohre zum Rauchabzug in ihren dicken Steinwänden. Doch es sollte noch lange dauern bis der erste geschlossene Herd 1735 erfunden wurde. Dieser erste geschlossene Ur-Herd machte das Leben in der Küche und damit das Kochen sicherer und einfacher. Er wurde aber noch mit Holz oder Kohle angeheizt, weshalb der gesamte Arbeitsaufwand recht hoch blieb. Trotz dieser sensationellen und innovativen Erfindung blieb die offene Feuerstelle aber bis ins 20. Jahrhundert hinein Bestandteil vor allem des ländlichen Haushalts. Wieder erst einhundert Jahre später wurde in England der revolutionäre Gasherd erfunden, der schnell ein europäischer Exportschlager wurde. Man konnte von nun an auf das beschwerliche Anheizen von Brennstoffen verzichten, drückte nur ein paar Schalter, richtete Rohre und Schläuche und hatte beizeiten und ohne viel Mühe köstlichen Bratenduft in der Nase. Die damals im Einsatz befindlichen Geräte waren nach heutigen Kriterien allerdings alles andere als sicher. Gasexplosionen gehörten zur Tagesordnung, weshalb Magd und Koch eine Zeit lang keine beliebten Dienststellungen waren. Als sich Strom - für uns heute absoluter Standard - in den 1890er Jahren immer mehr durchsetzen konnte, war es nur noch eine Frage der Zeit, auch den Herd mit den "neuen elektrischen Wellen" auszustatten. So wurde 1893 auf der Weltausstellung in Chicago der erste Elektroherd vorgestellt. Er war eine große, schwere und unhandliche Kochmaschine, die auch aufgrund ihrer Ausdehnung in nur wenigen Haushalten Unterbringung fand. Erst im Zuge technischer Weiterentwicklungen in der Elektrotechnik wurde dieses Monstrum kleiner und damit geeigneter für normaldimensionierte Küchen. Es dauerte bis in die 1930er Jahre, bis der Elektroherd seinen wirklichen Durchbruch erlangte. In dieser Zeit waren Küchen innerhalb der Wohnung oder des Hauses allerdings recht kleine Räume, die vorwiegend von Hausfrauen betreten wurden. Hausfrauen kochten über die Jahrzehnte größtenteils alleine, ja fast heimlich, denn der eigentliche Arbeitsprozess des Zubereitens wurde von Männern und männlichen Kindern weitestgehend gemieden.
"Das ist heute komplett anders, denn es ist inzwischen keine reine Frauensache mehr, sich mit dem Kochen zu beschäftigen", weiß Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) aus Mannheim. Aber auch in der modernen, großen Küche, die sich heute gerne im offen gestalteten Grundriss wiederfindet, bildet der Herd immer noch den Mittelpunkt. "Ohne Herd geht es nicht, er ist elementar und wichtig. Er ist neben dem Kühlschrank das am meisten benutzte Elektrogerät der Küche", ergänzt Hüther. Moderne Herde sind heute als Kombigeräte sowohl für den Einbau als auch als Standgeräte erhältlich. Sehr beliebt für immer mehr Verbraucher ist allerdings die Trennung von Backofen und Kochfeld. "Kochfelder, Kochmulden oder Induktionsherde werden auf Arbeitshöhe eingebaut und der Backofen wesentlich höher, im sogenannten Oberschrankbereich", erläutert Hüther und ergänzt: "Durch diese ergonomische Weiterentwicklung ist der Backofen erheblich leichter zugänglich. Das "Schieben" des gefüllten Gänsebräters verliert sein Schwergewicht und anschließend kann der hoch eingebaute Backofen auch noch einfacher gereinigt werden". Die unterschiedlichsten Varianten beispielsweise mit Dampfgarer, LED-Zierlicht oder integrierter Mikrowelle sind darüber hinaus natürlich auch zu haben. Ganz entscheidend in der Weiterentwicklung der Herde und Backöfen ist heute die Energieeffizienz. Ähnlich wie bei der Heiztechnik von Gebäuden ist es den Elektrogeräteherstellern gelungen, den Energieverbrauch zu reduzieren und dabei gleichzeitig die Energiedichte zu erhöhen. Das gilt für Elektroherde wie Gasherde gleichermaßen.
Das Kochen ist heute immer noch ein existentieller Vorgang; es war aber nie so einfach wie heute. Sicherheit, Geruchsreduzierung und Energieeffizienz sind die technischen Errungenschaften, Komfort und schickes Design tragen zur Wohnlichkeit bei. Magd und Koch aus dem England des 18. Jahrhunderts hätten sicher nicht mal von heutigen Backöfen geträumt und würden ihren Beruf wohl kaum noch wechseln wollen. (AMK)
Die AMK ist der Fach- und Dienstleistungsverband der gesamten Küchenbranche. Sie engagiert sich auf den Gebieten Technik & Normung, Marketing & Öffentlichkeitsarbeit, Internationalisierung sowie Messewesen. Der AMK gehören mehr als 120 Mitgliedsunternehmen an, alle sind namhafte Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen, Zubehör sowie Zulieferer, Handelskooperationen und Dienstleistungsunternehmen. Sie ist Schirmherrin für den "Tag der Küche", der jährlich am zweiten Samstag im September mit Live-Events in zahlreiche Küchenausstellungen im deutschsprachigen Raum lockt. Weitere Informationen im Internet unter www.amk.de und www.tag-der-kueche.de. (AMK)
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