Obst- und Gemüselogistik: 2:0 für Wellpappe
(Darmstadt) - Internationale Studien belegen ökonomische und ökologische Vorteile von Wellpappe gegenüber Kunststoffsteigen.
Im Wettbewerb um die beste Transportverpackung für Obst und Gemüse steht der Sieger fest: In den entscheidenden Disziplinen Ökonomie und Ökologie liegen Wellpappensteigen deutlich vor Kunststoffsteigen. Internationale Studien belegen die Vorteile der Wellpappe sowohl bei den gesamtwirtschaftlichen Kosten als auch in punkto Umweltverträglichkeit. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung zahlreicher Untersuchungen aus Europa und den USA, die der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) vorgenommen hat.
Wirtschaftlichkeit: Wellpappe schlägt Kunststoff
Die Verpackungsspezialisten von Berndt & Partner belegen mit ihrer aktuellen Studie, dass Wellpappe die wirtschaftlichste Verpackungslösung ist. Das Institut wurde beauftragt, eine Gesamtkostenbetrachtung des Transports von Äpfeln zu erstellen. Verglichen wurden Einwegsteigen aus Wellpappe und Kunststoff-Mehrwegsteigen von IFCO, in denen je 7 Kilogramm Äpfel auf eine 350 Kilometer lange Reise vom Erzeuger über das Zwischenlager bis in die Filiale geschickt werden. Das zentrale Ergebnis: Der Packstoff mit der Welle erzielte einen 13-prozentigen Kostenvorteil gegenüber den Kunststoffbehältern. In absoluten Zahlen gerechnet kostet die Transportverpackung für 1.000 Kilogramm Äpfel in Kunststoffsteigen ca. 207 Euro innerhalb der betrachteten Systemgrenzen. Bei gleichen Rahmenbedingungen belaufen sich die Kosten für Wellpappensteigen auf ca. 183 Euro.
Die Studie gewinnt ihre Überzeugungskraft aus ihrer wasserdichten Kalkulationsbasis. Die Rahmenbedingungen wie Preise, Handlingzeiten, Entfernungen und Palettenauslastung wurden wirklichkeitsnah ermittelt - und im Zweifel einzelne Faktoren stets zu ungunsten der Wellpappe bewertet. Die Experten haben jeweils Worst- und Best-Case-Modelle für die beiden Systeme durchgerechnet. Selbst wenn die Werte der Studien-Parameter eindeutig zugunsten der Mehrwegsteigen festgelegt werden, bleibt die Wellpappe bei plausibler Betrachtung der gesamten Lieferkette aufgrund ihrer geringen Material- und Beschaffungskosten wirtschaftlicher.
Spanien: der 43-Prozent-Vorteil für Wellpappe
Die Erkenntnisse der deutschen Marktforscher werden gestützt durch eine Untersuchung, die das Institut für Verpackungstechnologie, Transport und Logistik, Valencia, in Zusammenarbeit mit der polytechnischen Universität Valencia im November 2005 veröffentlichte. Dabei handelt es sich um eine Lebenszyklusstudie: Die spanischen Wissenschaftler ermittelten die anfallenden Kosten beim Transport von Obst in Steigen aus Wellpappe und Kunststoff von der Wiege bis zum Grab. Als Bezugsmodell wurde der Transport von Tomaten in Verpackungen zu 7 kg in Kühl-Lkw von der Produktionsstätte Almería, Spanien, nach Hamburg gewählt. Ein typischer Fall für die spanische Lebensmittelproduktion: Tomaten sind Exportartikel Nr. 1 und werden vor allem nach Deutschland geliefert.
Demnach sind die Kosten für Wellpappensteigen grundsätzlich niedriger als bei Kunststoff über den gesamten Lebenszyklus der Verpackungen gerechnet. Allein die Beschaffungskosten bei Wellpappe sind um 14% niedriger als die Kosten für Miete und Kaution von Kunststoffsteigen. Unter der Annahme, dass auf den Verkauf der gebrauchten Wellpappe an ein Entsorgungsunternehmen verzichtet wird, liegen die Lebenszykluskosten pro Wellpappensteige um 26 bis 41 Prozent (21,1 bis 33,7 Cent) unter denen der Kunststoffsteige. (Der Wert variiert abhängig davon, ob die Rückführungs- und Reinigungskosten der leeren Kunststoffsteigen eingerechnet werden oder nicht.) Berücksichtigt man noch die Erlöse für den Verkauf der gebrauchten Wellpappe, ist Wellpappe sogar um 43 Prozent (34,8 Cent pro Steige) günstiger.
USA: Wellpappe klar vorn
Ähnliche Ergebnisse sind auch bereits aus Amerika bekannt. Die Corrugated Packaging Alliance, eine Initiative der amerikanischen Forst- und Papierindustrie, informierte jüngst über Kostenvergleiche zwischen Obst- und Gemüsesteigen aus Wellpappe und Kunststoff. In verschiedenen, für den amerikanischen Markt typischen Fallbeispielen wurden folgende Ergebnisse ermittelt (jeweils Gesamtkostenbetrachtungen): 14-prozentiger Kostenvorteil für Wellpappe- gegenüber Kunststoffsteigen beim Transport von Äpfeln von Yakima, Washington, nach Chicago, Illinois (ca. 3.200 km) 14-prozentiger Kostenvorteil für Wellpappe- gegenüber Kunststoffsteigen beim Transport von Tafel-Weintrauben von Delano, Kalifornien, nach New York Stadt (ca. 4.500 km) 19,8-prozentiger Kostenvorteil für Wellpappe- gegenüber Kunststoffsteigen beim Transport von Wassermelonen von Red Bluff, Arizona, nach Cincinnati, Ohio (ca. 2.900 km)
Umweltverträglichkeit: Kunststoff hinkt hinterher
Lebensmittelindustrie, Handel und Logistikunternehmen können also sicher sein: Einwegsteigen aus Wellpappe sind aus ökonomischer Sicht nicht zu schlagen. Aber auch Verbraucher und Politiker, die eher durch die Umweltbrille blicken, dürfen beruhigt auf Verpackungen mit der charakteristischen Welle setzen. Das vorbildliche Kreislaufprodukt Wellpappe besteht ausschließlich aus den organischen Materialien Papier und Stärkeleim und wird in Deutschland zu fast 100 Prozent recycelt. Dass diese Einwegverpackungen ökologisch vorteilhafter als Kunststoffbehälter sind, belegen ebenfalls zahlreiche Studien unter anderem die oben zitierte Untersuchung aus Valencia. Die Experten aus Spanien haben ermittelt, dass die Herstellung von Wellpappensteigen die Umwelt weniger schädigt als die Produktion von Kunststoffsteigen; Wellpappe reduziert z. B. Einflüsse auf den Klimawandel.
Eine Studie der Interessengemeinschaft der Wellkartonindustrie Schweiz (IWIS; inzwischen Wellkarton Schweiz, kurz WS) aus dem Jahr 2004 fokussiert sich auf den CO2-Ausstoß, der durch den Warentransport entsteht: Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Je größer die Transportdistanzen, desto ökologisch vorteilhafter ist der Einsatz von Wellpappe. Für Strecken über 200 km ist die Einweg-Wellpappenverpackung sowohl für Bahn als auch für Lkw-Transporte die bessere Wahl. Ab dieser Entfernung spielt die Einwegverpackung Wellpappe seine ökologischen Vorteile voll aus: Rückführungsfahrten und energieaufwändige Reinigungen entfallen zugunsten der Umwelt.
Wellpappe: unschlagbar auf langer Distanz
Im Mittelpunkt der Vergleichsstudie stand die Frage, welche potenziellen Umweltauswirkungen die jeweiligen Gebindesysteme haben. Die Fachleute untersuchten daher die Ökobilanzen von über 100 verschiedenen Erzeugnissen und verglichen die Ergebnisse. Der Blickpunkt lag auf den Prozessen in der gesamten Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung und Herstellung bis hin zur Verarbeitung und Entsorgung. An jeder einzelnen Stufe wurde der CO2-Ausstoß gemessen, da der Verbrauch fossiler Energieträger überwiegend die Höhe der Umweltschäden bestimmt. Mit dem Ergebnis, dass Wellpappe für eine signifikante CO2-Reduktion und eine Entlastung der Umwelt sorgt.
Fazit: Die ökologischen und ökonomischen Vorteile der Wellpappe gegenüber Kunststoffsteigen sind in zahlreichen internationalen Studien überzeugend belegt. Findige Unternehmen haben das längst erkannt: Die norwegische Coop, die größte skandinavische Supermarktkette, profitiert zum Beispiel auch von den ökologischen Leistungsmerkmalen der Wellpappe. Das nordische Handelsunternehmen macht aus dem Einsammeln und Verkaufen gebrauchter Wellpappenverpackungen, die in den Märkten anfallen, einen eigenen Geschäftszweig und erwirtschaftet so 3 Millionen Norwegische Kronen zusätzlich das sind ca. 380.000 Euro. Inzwischen interessieren sich weitere norwegische und ausländische Handelsunternehmen für das umweltfreundliche und profitable Modell.
Zu den Studien: Deutschland: Ergebnisse der Berndt & Partner-Studie einzusehen im VDW-Kundennewsletter ausgepackt 1/2006 (www.wellpappen-industrie.de, unter Publikationen und dann ausgepackt). Spanien: A Comparative Study of the Environmental and Economic Characteristics of Corrugated Board Boxes and Reusable Plastic Crates in the Long-Distance Transport of Fruit and Vegetables (Valencia, November 2005); Herausgeber: ITENE - Instituto Téchnológico del Embalaje, Transporte y Logistica und die Universitat Politècnica de Valencia. USA: Amerikanische Case Studies einzusehen im Internet unter http//cpc.corrugated.org/commercial. Schweiz: Transportgebinde im ökologischen Vergleich (2003); Autor: Wagner & Partner SA, Montreux (www.iwis.ch/download/IWIS_Zusammenfassung.pdf).
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW)
Pressestelle
Hilpertstr. 22, 64295 Darmstadt
Telefon: (06151) 92940, Telefax: (06151) 929430
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