Oberfränkische Wirtschaft unbeirrt auf Erfolgskurs / Uneinigkeit in der EU birgt aber hohes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung
(Bayreuth) - Unbeirrt von aktuellen Krisen und Problemen weltweit präsentiert sich die oberfränkische Wirtschaft auch im Herbst 2016 robust und zuversichtlich. Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen wird so gut bewertet, wie seit fünf Jahren nicht mehr und auch die Zukunftserwartungen bleiben deutlich im positiven Bereich. Insgesamt steigt der IHK-Konjunkturklimaindikator, in dem Lage und Erwartungen abgebildet werden, um fünf Punkte auf einen Wert von 126 Punkten. Grund für die gute Stimmung ist vor allem das gute Inlandsgeschäft. Die Entwicklung auf den internationalen Märkten wird eher kritisch bewertet. Ein hohes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Region sehen Unternehmen aktuell in der Uneinigkeit in der EU. Für IHK-Präsident Heribert Trunk ist das Anlass zur Mahnung: "Wir dürfen uns auf der guten Inlandskonjunktur nicht ausruhen. Oberfranken hängt in hohem Maße vom Export ab, wobei die EU-Staaten unsere wichtigsten Handelspartner sind. Europa muss wieder zu Einigkeit zurückfinden und gemeinsame wirtschaftliche und politische Ziele formulieren".
Zurzeit freut sich im "Jahrzehnt Oberfrankens" aber auch der IHK-Präsident über eine sehr gute Geschäftslage in der oberfränkischen Wirtschaft. 48 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre Geschäftslage positiv ein, nur 7 Prozent negativ. Erfreulich: Die gute Stimmung zieht sich durch alle Branchen, wobei aus dem Tourismus, dem Baugewerbe und den Dienstleistungen besonders positive Rückmeldungen kommen. Die hohe Beschäftigtenzahl und eine niedrige Arbeitslosenquote sorgen für ein hohes verfügbares Einkommen, das aufgrund der Niedrigzinsphase nicht zum Sparen verwendet, sondern für Konsum oder Investitionen ausgegeben wird. Die Folge: Der Inlandsmarkt boomt. 32 Prozent der Befragten sprechen von einem verbesserten Inlandsgeschäft, nur 19 Prozent von einem verschlechterten.
In der Einschätzung der Auslandsmärkte werden die Bewertungen deutlich vorsichtiger. 23 Prozent der befragten Unternehmer berichten von einem gestiegenen Geschäftsvolumen, 27 Prozent von einem rückläufigen Volumen. Vor allem in der Industrie ist man mit Blick auf das Auslandsgeschäft deutlich zurückhaltender. Ein Blick auf die Entwicklung der Auslandsmärkte gibt mögliche Erklärungsansätze: Das Geschäft mit Osteuropa sowie vor allem mit Russland ist nach wie vor belastet, das Türkei-Geschäft nach den jüngsten Entwicklungen am Bosporus deutlich eingetrübt. Auch Süd- und Mittelamerika, China sowie der ganze asiatisch-pazifische Raum sorgt aktuell nicht für Rückenwind. Als stabile Anker erweisen sich dagegen Europa und Nordamerika.
EU muss Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit ausstrahlen
Wie wichtig gerade die Europäische Union und Europa für Oberfranken sind, zeigen die Antworten auf die Frage nach möglichen Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung. Vor allen anderen Themen ist es da gerade die Uneinigkeit in der EU, die als Risiko genannt wird. "Von EU-Gipfeln gingen zuletzt kaum noch Signale der Zusammengehörigkeit und der Zuversicht aus. Gerade dieses Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Europäischen Union ist aber für die Wirtschaft von herausragender Bedeutung. Man kann nur an alle politisch Verantwortlichen appellieren, auf den gemeinsamen Pfad in die Zukunft zurückzukehren", so IHK-Präsident Heribert Trunk.
Positive Zukunftserwartungen
Das zuletzt rückläufige Auslandsgeschäft kann die Erwartungen der oberfränkischen Unternehmen jedoch nicht trüben. Die Rückmeldungen zu den Zukunftserwartungen sind weniger euphorisch als die Einschätzung der aktuellen Lage, bleiben aber stabil optimistisch. 24 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Lage verbessern wird, nur 11 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Hier ist es vor allem die Industrie, die zuversichtlich nach vorne blickt - und zwar sowohl mit Blick auf das Inland, als auch auf das Ausland. Generell rechnen die Unternehmen mit einer positiven Entwicklung der Weltwirtschaft. Im Auslandsgeschäft haben die Unternehmen vor allem hohe Erwartungen an die Entwicklung des EU-Binnenmarktes, insbesondere der Eurozone. 30 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem Umsatzwachstum im Ausland, nur 12 Prozent mit sinkenden Umsätzen. Selbst mit Blick auf die Türkei, Russland, China geht man von besseren Geschäften aus. "Es zeigt sich, dass unsere Industrie- und Innovationsregion Oberfranken weltweit vernetzt ist, die internationalen Märkte bedient und hier noch weiteres Potential sieht. Umso mehr sind unsere Unternehmen darauf angewiesen, dass ihnen der weltweite Handel erleichtert wird. Gut konzipierte Handelsabkommen wären hier ein wichtiger Schritt", so Degen.
Fachkräftemangel wird zunehmend zum Problem
Positiv dürften sich auch die Investitionen und die Beschäftigung entwickeln. 23 Prozent der Unternehmen planen mit steigenden Investitionen, 11 mit sinkenden. Trotz der guten wirtschaftlichen Lage und optimistischer Erwartungen wird es wohl nur zu einem vergleichsweise geringen Beschäftigtenzuwachs kommen. 14 Prozent der Befragten planen mit steigenden Mitarbeiterzahlen, 12 Prozent mit sinkenden. "Ein Grund dafür, dass die Erwartungen nicht noch positiver ausfallen, ist sicher der zunehmende Fachkräftemangel. Der Arbeitsmarkt ist für viele Berufe wie leer gefegt", berichtet IHK-Hauptgeschäftsführerin Christi Degen. Ein Drittel der befragten Unternehmen gibt an, dass längerfristig offene Stellen nicht besetzt werden können.
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