Oberfränkische Wirtschaft startet mit Allzeithoch ins neue Jahr / Trotz voller Auftragsbücher Besonnenheit statt Euphorie
(Bayreuth) - Eine hohe Auslastung und volle Auftragsbücher meldet die oberfränkische Wirtschaft zu Jahresbeginn. Der Konjunkturklimaindex der IHK für Oberfranken Bayreuth - seit 2010 auf einem ungewöhnlich hohen Niveau - steigt um einen weiteren Zähler und liegt jetzt bei 128 Punkten. Vor allem die aktuelle Geschäftslage beurteilen die Unternehmen sehr positiv. Diese hat im Januar 2018 einen neuen historischen Höchststand erreicht.
Trotz der blendenden Ausgangslage rechnen die Unternehmen auch für 2018 mit einer nochmals besseren Geschäftslage, ohne dabei aber in Euphorie zu verfallen. "Die oberfränkische Wirtschaft steht unter Volldampf: Made in Oberfranken ist gefragt wie selten zuvor, auch die Verbraucher sind weiter in Konsumlaune", fasst IHK-Präsidentin Sonja Weigand die aktuelle Konjunkturlage zusammen. "Wichtig ist, dass die Unternehmen die Bodenhaftung nicht verlieren. Die Befragungsergebnisse zeigen aber, dass sie die bestehenden Risiken gut im Blick haben."
Das Spektrum der Abwärtsrisiken reiche vom Fortschritt der Brexit-Verhandlungen über steigende Energiepreise, drohende Hemmnisse beim Handel mit den USA und anderen wichtigen Handelspartnern bis hin zur Fachkräftelücke. "Die Unternehmen vertrauen auf die eigenen Zahlen und das eigene Bauchgefühl, weniger auf die euphorische Einschätzung verschiedener Wirtschaftsexperten. Vorsicht ist schließlich eine Kaufmannstugend", so Weigand.
Mehr Sicherheit könnte ein baldiges Ende der Hängepartie rund um die Bildung einer Bundesregierung bringen. Eine neue Regierung verspricht Stabilität, Klarheit über den Kurs der kommenden Jahre und damit Planungssicherheit für die Unternehmen. Immerhin 52 Prozent der Unternehmensvertreter sehen in der offenen Regierungsfrage einen Unsicherheitsfaktor.
Bestnoten für aktuelle Konjunkturlage
Die Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage befindet sich auf einem Allzeithoch. "Nie zuvor wurde ein so starkes Ergebnis gemessen", so IHK-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner. "Steigende Konsumausgaben und gute Ergebnisse aus allen Wirtschaftsbereichen haben der oberfränkischen Wirtschaft auch 2017 eine sehr hohe Nachfrage beschert."
So sind 53 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer mit der Geschäftslage zufrieden, nur 6 Prozent der befragten Unternehmen hadern mit ihr. Das äußerst positive Stimmungsbild zieht sich durch alle Branchen, wobei das Baugewerbe, der Tourismus und der Dienstleistungssektor mit besonders starken Werten aufwarten.
Trendwende in Osteuropa und Russland?
Im Inland steigerten 36 Prozent der befragten Firmen ihre Volumina. Nur 19 Prozent berichten hingegen von rückläufigen Geschäften. Auch auf dem internationalen Parkett war ein Großteil der oberfränkischen Exporteure erfolgreich. Besonders große Zuwächse wurden in Europa, Nordamerika und China generiert. Entspannung auch im Westen und im Osten: "Bis vor kurzem noch als kranker Mann Europas bezeichnet, meldet sich Frankreich als Geschäftspartner zurück", so Hohenner. Auch für die Region "Osteuropa, Russland und Türkei" melden erstmals seit langem wieder mehr oberfränkische Unternehmen eine steigende Nachfrage.
Geschäftsvolumen soll weiter zulegen
Bei aller Vorsicht: Die oberfränkische Wirtschaft blickt weiterhin mit Zuversicht auf die anstehenden zwölf Monate und bleibt bei ihrem positiven Grundtenor aus den vorhergegangenen Umfragen. Mit weiteren Zuwächsen rechnen 23 Prozent der befragten Unternehmen, zwei Drittel rechnen für 2018 mit einer stabilen Nachfrage auf hohem Niveau. Nur elf Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer gehen von einem Nachfragerückgang aus. Mit den besten Branchenwerten glänzen die Industrie und der Großhandel. Kritischer urteilt hingegen die Tourismusbranche, die im Saldo eine konstante Entwicklung erwartet.
Potenziale für weiteres Wachstum sehen die Unternehmer sowohl im Inland, als auch im Ausland. Auf den internationalen Märkten geht sogar knapp ein Drittel der befragten Unternehmen von einer Umsatzsteigerung für 2018 aus. Große Chancen sieht die oberfränkische Wirtschaft im Euroraum, in China und auf dem nordamerikanischen Markt. Auch im Inland wollen die befragten Firmen im Saldo ihre Volumina weiter steigern.
Auch 2018 soll die Zahl der Mitarbeiter steigen
Auch 2018 wollen die Unternehmen ihre Investitionen weiter steigern. Die im Saldo positive Investitionsneigung wird von allen oberfränkischen Branchen getragen. Hohenner: "Unternehmen suchen weiter nach Fachkräften, um den hohen Grad der Kapazitätsauslastung sicherzustellen." Die größten Beschäftigtenzuwächse planen der Einzelhandel, der Dienstleistungssektor und der Großhandel.
Weigand fordert von der künftigen Bundesregierung, den konjunkturellen Rückenwind zu nutzen, um den Standort Deutschland zukunftsfest zu machen. "Wichtige Weichen müssen gestellt, Investitionen in die Zukunft getätigt werden. Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr Freiraum für Unternehmen und mehr Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur und vor allem Bildung."
Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth (IHK)
Wolfram Brehm, stellv. Hauptgeschäftsführer, Standortpolitik
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