„Nur mit starken Netzen sichern wir eine klimaneutrale, resiliente und bezahlbare Energieversorgung“
(Berlin) - Die für Klimaneutralität 2045 notwendige Transformation der Strom- und Gasnetze erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Branche und einen angemessenen Finanzierungsrahmen.
„Starke Netze sind der Schlüssel zur Energiewende. Ob der Ausbau Erneuerbarer Energien, der wachsende Bedarf an Ladepunkten oder der Aufbau eines Wasserstoffmarktes – all das gelingt nur mit modernen, gut ausgebauten Netzen”, so Andrees Gentzsch, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zum Auftakt des BDEW-Fachkongresses Treffpunkt Netze 2024 in Berlin, der Leitveranstaltung der Netzwirtschaft in Deutschland.
Insbesondere die Stromnetze stehen aktuell vor Herausforderungen: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat zuletzt enorm an Fahrt gewonnen: 56 Prozent des deutschen Stromverbrauchs wurden in den ersten drei Quartalen dieses Jahres aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Der Ausbau von Photovoltaikanlagen erreicht neue Rekorde: Eine Million PV-Anlagen wurden allein seit 2023 zugebaut, das bedeutet einen Anstieg von 358 Prozent seit 2021. Windkraftanlagen an Land verzeichnen ein Wachstum von 60 Prozent. Auch im Bereich Elektromobilität ging es steil bergauf: 2023 sind fast 40.000 neue öffentliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen worden, eine Steigerung um 97 Prozent seit 2021. Allein im Jahr 2023 sind 3.000 Ultraschnelllader hinzugekommen. Besonders erfreulich ist zudem der Anstieg bei Batteriespeichern, die um 317 Prozent gewachsen sind und ein Volumen von über 600.000 Anlagen erreicht haben.
„Jeder dieser Rekorde ist immer auch Rekord der Netze. All diese Anlagen wurden erfolgreich ans Stromnetz angeschlossen und gleichzeitig wird das sehr hohe Niveau in der Versorgungsicherheit nicht nur gehalten, sondern auch noch verbessert. Damit haben die Netzbetreiber wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie hochkomplexe Anforderungen bewältigen und technische Lösungen bereitstellen können“, sagt Gentzsch. Um den Netzausbau weiter erfolgreich voranzutreiben, seien aber Investitionen notwendig: „280 Milliarden Euro müssen bis 2030 in die Energienetze investiert werden, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Wir benötigen hierfür dringend einen passenden Investitionsrahmen und eine wettbewerbsfähige Regulierung, die die Branche bei der Netzplanung und Digitalisierung unterstützt. Wir brauchen eine Anerkennung der gestiegenen Betriebskosten noch in dieser Regulierungsperiode. Auch der Fachkräftemangel und die IT-Kapazitäten sind große Hürden, die wir gemeinsam bewältigen müssen.“ Für einen erfolgreichen Netzausbau sei es zentral, sich auf das das Wesentliche zu konzentrieren: „Wir brauchen kein legislatives Mikromanagement, sondern praxisnahe Lösungen, die energiewenderelevant und die Systemsicherheit stützen.“
Auch die Gasnetze befinden sich mitten in der Transformation: „Der anstehende Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes ist ein bedeutender Meilenstein für den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland“, erklärt Gentzsch. „Es ist richtig, mit einem ehrgeizigen Kernnetz auf Ebene der Transportleitungen zu starten. Um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen, müssen aber im nächsten Schritt die Rahmenbedingungen für die Leitungen vom Kernnetz zum Kunden, die Verteilnetze, festgelegt werden.“ Es brauche nun schnell einen angepassten Rechtsrahmen für die Transformation der Gasnetze und den Ausbau der Wasserstoffverteilnetze. Das Europäische Gas-/Wasserstoffpaket müsse deshalb noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden.
„Wir wollen ein dekarbonisiertes, resilientes und bezahlbares Energiesystem schaffen“, sagt Gentzsch. „Das erreichen wir nur, wenn wir gemeinsam – Branche und Politik – die richtigen Prioritäten setzen und ambitionierte, aber machbare Klimapolitik betreiben. Die Energiewende ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann – mit starken Netzen für eine starke Zukunft.“
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