Nur jeder Siebte in Niedersachsen bewertet seinen Arbeitsplatz positiv / DGB fordert mehr Anstrengungen für humane Arbeitswelt
(Hannover) - Nur jeder siebte Beschäftigte in Niedersachsen schätzt seine Arbeitssituation als durchweg positiv ein, etwa jeder Dritte bewertet sie negativ. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt der DGB-Index Gute Arbeit 2009. Befragt wurden im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) rund 725 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Regionen, Einkommensgruppen, Branchen, Betriebsgrößen und Arbeitsverhältnisse in Niedersachsen. In den Index fließen drei Kategorien ein, die sowohl Belastungen (z.B. Arbeitsintensität, körperliche oder seelische Anforderungen) als auch Chancen (wie Aufstiegs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten) am Arbeitsplatz erfassen. Die Studie wurde erstellt vom Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) aus München und basiert auf einer repräsentativen Umfrage von Infratest Dimap.
Das Ergebnis: Nur knapp 13 Prozent der Arbeitsplätze in Niedersachsen werden von den Beschäftigten als umfassend positiv bewertet. 57 Prozent liegen im Mittelfeld. Etwa ein Drittel der Arbeitsplätze (30 Prozent) sind mangelhaft. Damit steht Niedersachsen minimal besser da als der Bundesschnitt (12 Prozent positiv, 55 Prozent im Mittelfeld, 33 Prozent mangelhaft). Gegenüber dem Vorjahr hat der Anteil schlechter Arbeit in Niedersachsen leicht abgenommen. 2008 waren 13 Prozent positiv, 54 im Mittelfeld, 33 Prozent mangelhaft.
Yasmin Fahimi, Mitarbeiterin der IG Bergbau, Chemie, Energie und Mitglied des Fachbeirats des DGB-Index Gute Arbeit, sagte: "Auch wenn die Ergebnisse in Niedersachsen etwas besser sind als im Vorjahr, besteht noch viel Handlungsbedarf. Gute Arbeitsbedingungen sind kein Luxusthema, sondern wichtige Voraussetzung für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Wir wollen daher mit den Ergebnissen Wirtschaft und Politik auffordern, bessere Rahmenbedingungen für eine menschlichere Arbeitswelt zu schaffen."
Laut Index-Befragung geht fast jeder dritte Beschäftigte (33 Prozent) davon aus, unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen seine Tätigkeit nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter ausüben zu können. Insbesondere Arbeitshetze und Zeitdruck haben gravierende Auswirkungen auf das Arbeitsvermögen der Beschäftigten: 39 Prozent fühlen sich unter hohem bis sehr hohem Zeitdruck. Jeder vierte niedersächsische Beschäftige (26 Prozent) sagt, dass er Angst um seinen Arbeitsplatz hat. 73 Prozent geben an, in den letzten zwölf Monaten krank zur Arbeit gegangen zu sein. 48 Prozent geben an, dies sogar mehrfach im Jahr zu tun.
DGB-Landesvorsitzender Hartmut Tölle sagte: "Die Ergebnisse des DGB-Index 2009 sind alarmierend. Zeit- und Erfolgsdruck gepaart mit Angst um den Arbeitsplatz machen auf Dauer krank. Das kostet unser Gesundheitssystem und unsere Volkswirtschaft enorm viel Geld." Er sprach sich strikt gegen die Pläne der CDU/FDP-Bundesregierung aus, den Arbeitgeberanteil an der Krankenversicherung einzufrieren: "Unternehmen tragen eine hohe Mitverantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Der paritätische Anteil muss bleiben, denn er ist ein wichtiger Anreiz, in gesunde Arbeitsplätze zu investieren."
Gleichzeitig forderte er die Bundesregierung auf, die Revisionsklausel im Gesetz zur Rente mit 67 zu nutzen und das gesetzliche Renteneintrittsalter wieder abzusenken: "Die Ergebnisse des DGB-Index sprechen eine deutliche Sprache. Allererste Priorität muss es sein, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, damit mehr Menschen bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten können."
Quelle und Kontaktadresse:
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